Jubiläum des Frankfurter Airports 100 Jahre wie im Flug
Erst stiegen von dort Zeppeline in die Luft, später hob der A380 ab. Doch nicht immer sorgte der Frankfurter Flughafen für Begeisterung. Die Auseinandersetzungen um die Startbahn West führten sogar zu Toten. Ein Rückblick.
Wenn heute die "Plane-Spotter" in Frankfurt auf dem kleinen Streifen an der östlichen Seite zwischen Autobahn A5 und Flughafenzaun in den Himmel blicken, haben sie alle paar Minuten ein anderes Flugzeug vor der Linse. Allein im Oktober gab es fast 40.000 Starts und Landungen. Rund 5,7 Millionen Passagiere wurden hier befördert und rund 180.000 Tonnen Fracht.
Direkt hinter den Flughafen-Fans mit ihren Kameras erinnert der Neu-Isenburger Stadtteil Zeppelinheim an die Anfänge des Flughafens. Ein erster Flugplatz befand sich allerdings nicht dort, sondern in der Nähe der heutigen Messe, im Frankfurter Stadtteil Rebstock, wo schon früh eine große Halle gebaut worden war. Frankfurt war der Heimathafen deutscher Luftschiffe wie der "Graf Zeppelin" oder der "Hindenburg".
Stadtwald wird zum Standort
Am 2. Juli 1924 wurde dort die Südwestdeutsche Luftverkehrs AG gegründet, der rechtliche Vorgänger des heutigen Flughafenbetreibers Fraport AG. Zu Beginn gab es dort 234 Starts und Landungen mit 536 Fluggästen und 1,1 Tonnen Post - wohlgemerkt: im gesamten Jahr. Geflogen wurde vor allem auf den Strecken Frankfurt-München und Frankfurt-Berlin.
Doch weil der Platz auf dem Rebstock-Gelände schnell nicht mehr ausreichte, wurde im nahe gelegenen Stadtwald ein neuer Standort gefunden. Zur Jahreswende 1933/34 wurde ein Neubau beschlossen. Und am 8. Juli 1936 schließlich wurde mit der Landung der Lufthansa-Maschine Ju 52 D-AQUO der Flugverkehr auf dem Flughafen Rhein-Main offiziell eröffnet.
Von der Luftbrücke zum großen Airport
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollte die Verbindung Frankfurt-Berlin an Bedeutung gewinnen. Im Drei-Minuten-Takt hoben vom Flughafen Rhein-Main von Mitte 1948 an die Flugzeuge ab in Richtung Berlin. Die Blockade der Stadt wurde per Luft durchbrochen. Die West-Berliner Bevölkerung wurde mit den sogenannten Rosinenbombern mit dem Nötigsten versorgt.
In der Nähe des östlichen Plane-Spotter-Treffpunkts am Frankfurter Flughafen erinnert noch heute ein Beton-Monument mit drei Zacken daran - es ist das Pendant zur Berliner "Hungerkralle", die am alten Berliner Flughafen Tempelhof steht und die symbolische Verbindung in den Westen herstellt.
Startbahn West - Widerstand und tödlicher Protest
Der wirtschaftliche Aufschwung im Nachkriegsdeutschland machte auch vor dem Flughafen nicht halt. Die Lufthansa hatte Frankfurt zu ihrer Basis gemacht. Der Flughafen wurde immer größer. Doch auch die Kritik daran nahm zu. Bürger hatten Bedenken wegen des Fluglärms, der Luftverschmutzung und geplanter Waldrodungen. Es formierten sich Bürgerinitiativen, die per Klage den Bau der geplanten Startbahn 18 West verhindern wollten - ihn aber nur verzögern konnten.
Am 2. November 1980 begann der Bau der Startbahn unter massivem Polizeischutz. Bei der Räumung eins Hüttendorfes von Ausbaugegnern kam es zu massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ein Jahr später demonstrierten 120.000 Menschen in Wiesbaden gegen den Ausbau. Dennoch wurde die Bahn im April 1984 in Betrieb genommen. Dreieinhalb Jahre später gab es immer noch Proteste. Der schreckliche Höhepunkt: Zwei Polizeibeamte wurden am 2. November 1987 erschossen.
Eyjafjallajökull und Corona
Möglicherweise auch als Folge dieser Auseinandersetzungen setzte die Politik künftig bei weiteren Ausbauplänen auf ein ergebnisoffenes Beratungsverfahren, eine Mediation, bei der auch Ausbaugegner gehört wurden. Der Flughafen jedenfalls wuchs weiter, ein zweites Terminal, eine Nordwest-Landebahn. Seit 2011 gilt zwischen 23 und 5 Uhr ein Nachtflugverbot auf dem in Fraport umbenannten Flughafen, um Anwohnern nachts zur Ruhe zu verhelfen.
Aus ganz anderen Gründen wurde es allerdings bereits 2010 ruhig am Flughafen. Als der weltweite Flugverkehr wegen eines Vulkanausbruchs auf Island erlahmte, saßen viele Tausend Reisende im Transitbereich fest. Der Eyjafjallajökull sorgte dafür, dass die Starts und Landungen deutlich zurückgingen. Getoppt wurde das nur durch die Corona-Pandemie, bei der im Lockdown der Flugverkehr fast zum Erliegen kam.
Kein gutes Szenario war das für die "Plane-Spotter" damals. Doch wer heute wieder vom Flughafenzaun aus aufs Gelände blickt, sieht nicht nur südlich die Baustelle des neuen Terminal 3, das 2026 fertiggestellt werden soll, sondern auch wieder Starts und Landungen im Minutentakt.