Start eines Airbus A340-300 in Hamburg.

Pannen-Maschine der Flugbereitschaft Ist der A340-300 besser als es scheint?

Stand: 15.08.2023 18:53 Uhr

Nach den Pannen auf der Reise von Bundesaußenministerin Baerbock steht die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums in der Kritik. Doch ist die Nutzung des angeblich veralteten Flugzeugs so ungewöhnlich?

Von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion

Nachdem Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ihre Pazifikreise aufgrund von Pannen abbrechen musste, mustert die Bundeswehr nun die zwei A340-Flugzeuge von Airbus vorzeitig aus. Sie hätten zwar ohnehin in absehbarer Zeit außer Dienst gestellt werden sollen, doch dass die geplante Ausmusterung vorgezogen wird, weckt Zweifel an der Fortschrittlichkeit der Flotte der Flugbereitschaft. Aber ist die Nutzung des Modells wirklich so ungewöhnlich?

Produktion 2011 eingestellt

Der erste Flug des Typs A340 fand im Oktober 1991 statt. Es handelte sich dabei aber um kein isoliertes Flugzeugprogramm, erklärt Airbus gegenüber tagesschau.de; so wurde das Modell gleichzeitig mit der A330-Reihe gestartet. Beide sind weitgehend baugleich. Der Unterschied ist die Anzahl der Triebwerke: Während die A330-Maschinen mit zwei ausgestattet sind, haben die A340 vier.

Sogenannte vierstrahlige Flugzeuge sind meist klassische Langstreckenflugzeuge. Das zusätzliche Fahrwerk in der Mitte des Rumpfes ist notwendig, um das Gewicht der vollbeladenen Großraumjets bei der Landung abfangen zu können. Das Modell gibt es in mehreren Versionen. Beispielsweise kann die superlange A340-600 bis zu 297 Passagiere aufnehmen, der ältere und kleinere Bruder Airbus A340-300 283 Fluggäste.

2011 stellte der europäische Flugzeughersteller die Produktion der Reihe ein. "Wir haben die Realität akzeptiert", sagte damals der ehemalige Airbus-Finanzdirektor Hans Peter Ring. Zu dem Zeitpunkt war seit fast zwei Jahren kein A340 mehr verkauft worden. Das Modell gilt als durstiges Flugzeug, das im Vergleich zu zweimotorigen Langstreckenjets etwa 18 Prozent mehr Treibstoff verbraucht.

Nur noch 43 Exemplare der A340-Baureihe in Europa im Einsatz

Nach Angaben von Airbus wurden insgesamt 377 Exemplare der A340-Modelle ausgeliefert, die letzten zwei vor elf Jahren. 203 Maschinen seien aktuell noch in Betrieb. Laut aeroTELEGRAPH, einem Online-Magazin für Luftfahrt, haben sich allerdings zuletzt zahlreiche Fluggesellschaften von den A340-Modellen verabschiedet oder sie schon längst verschrottet - besonders in Europa. Während kleinere ausländische Fluggesellschaften wie die iranische Mahan Air und die VIP-Airline Qatar Amiri Flight sie noch in der Breite nutzen, gebe es hier nur noch 43 Passagierjets dieser Art.

Außerdem verteilen sie sich laut aeroTELEGRAPH auf lediglich sieben europäische Airlines. Mit Abstand der größte Betreiber ist die Lufthansa-Gruppe. 34 A340-Flugzeuge seien Teil der derzeitigen Flotte, teilt die Lufthansa Group, zu der auch SWISS, Austrian Airlines und Brussels Airlines gehören, tagesschau.de mit. Dabei handele es sich um 17 Maschinen der langen A340-600-Reihe und 17 der alten Baureihe A340-300, mit der Baerbock unterwegs war.

Aus Branchenkreisen heißt es, Lufthansa sei die einzige große Airline mit Exemplaren von A340. Jedoch liefen diese weitgehend pannenfrei. Ohnehin seien Flugzeuge nicht allein des Alters wegen fehleranfällig. Vielmehr sei es sogar üblich, dass Maschinen 30 bis 35 Jahre lang im Einsatz seien. Viele Airlines würden eher wegen der vergleichsweise hohen Kosten auf andere Langstreckenflieger setzen. "Neuere Flugzeuggenerationen verbrauchen in der Regel weniger Kraftstoff und sind entsprechend effizienter", erklärt Airbus.  

Lufthansa-Flotte mit 34 Flugzeugen der A340-Art

Auch Lufthansa verweist darauf, dass ältere Flugzeuge nicht immer störungsanfälliger seien als neuere. "Flugzeuge haben eine recht hohe Lebensdauer, und viele Komponenten werden innerhalb der Nutzungszeit (typischerweise mehrfach) getauscht und regelmäßig gewartet", betont der Konzern. Dennoch hatte die Airline ihre A340-600-Teilflotte rund eineinhalb Jahre im spanischen Teruel geparkt und zeitweise zum Verkauf ausgeschrieben. Erst vergangenen Jahr nahm Europas größte Fluggesellschaft fünf Maschinen wieder in den Linienbetrieb auf - etwa auf Strecken nach Nordamerika.

In diesem Sommer folgten dann weitere fünf. Die erneute Nutzung sei darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage nach Langstreckenflügen nach der Corona-Pandemie recht schnell stark angezogen und gleichzeitig sowohl Boeing als auch Airbus die Bestellungen verschoben habe, heißt es von Lufthansa. Einen ähnlichen Effekt habe es auch bei der ebenfalls reaktivierten A380-Flotte gegeben. Wann der Betrieb der A340-Reihe endgültig endet, lasse sich momentan noch nicht genau sagen.

Die Bundeswehr dagegen hat nun ihre Ausmusterung der zwei Flieger vom Typ A340, die 2011 gebraucht von der Lufthansa gekauft worden waren, vorgezogen. Eigentlich sollte einer davon noch im September, das Baerbock-Flugzeug dann Ende 2024 ausgesondert werden. "Wir werden die beiden A340 so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen, vorzeitig außer Dienst stellen", sagte ein Sprecher. Stattdessen sollen künftig die bereits vorhandenen, moderneren A350 für Langstrecken eingesetzt werden.

Linke fordert Abschaffung der Flugbereitschaft

Die Regierungsflieger gehören zur Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums, sie werden also von Bundeswehr-Piloten geflogen. Sie hat 16 Flugzeuge und drei Hubschrauber. Dazu gehören auch fünf große Langstreckenflugzeuge, die klassischen Regierungsflieger. Die neuesten sind zwei Airbus A350, die im vergangenen Jahr in den Dienst genommen wurden. Der Abbruch der Baerbock-Reise löste in Berlin eine neue Debatte über den Lufttransportverband der Luftwaffe aus.

So verlangte die Chefhaushälterin der Linksfraktion, Gesine Lötzsch, im "Spiegel" deren Abschaffung und den Umstieg auf Linienflüge: "Die Flugbereitschaft ist teuer, unzuverlässig und verursacht einen übergroßen ökologischen Fußabdruck. So wird das nichts mit der Rettung des Klimas und des Bundeshaushaltes", erklärte sie. Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann nannte das Geschehen "einfach nur peinlich" und forderte die Beschaffung neuer Flugzeuge.

Dass es häufiger Pannen bei Regierungsfliegern als bei normalen Linienfliegern gebe, weist das Verteidigungsministerium derweil zurück: "Wir sind ganz normal auf dem technischen Niveau einer renommierten Airline". Durch die kleine Flotte könnten beschädigte Flieger aber nicht so schnell ersetzt werden wie bei einer großen Airline. Außerdem sei die Aufmerksamkeit auf die Politiker-Flüge einfach größer, so dass Pannen häufiger zu Schlagzeilen führten. Gewartet werden die Regierungsflieger laut Ministerium bei "einer renommierten Airline". Die Flotte sei also in ausgezeichnetem Zustand.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. August 2023 um 23:00 Uhr.