Die Anzeige am Sitz des Regierungsfliegers zeigt als Abflug- und Zielort Abu Dhabi an.

Panne bei Baerbock-Flug Keine guten Nachrichten um 3:36 Uhr

Stand: 14.08.2023 12:37 Uhr

Wieder eine Panne mit einem Regierungsflieger. Und wieder trifft es Außenministerin Baerbock. Dieses Mal allerdings passiert der Fehler in der Luft. Was geschah an Bord - und wie geht es nun weiter?

Von Georg Schwarte, ARD-Hauptstadtstudio, zzT. Abu Dhabi

Es war 3:36 Uhr. Der A 340-300, der ehemals auf den Namen "Konrad Adenauer" getaufte Luftwaffenairbus war gerade drei Minuten in der Luft, als die Probleme begannen. Nach einer turnusmäßigen Zwischenlandung samt Tankstopp in Abu Dhabi hatte das Flugzeug Kurs auf die australische Hauptstadt Canberra genommen. Flugzeit 13,5 Stunden.

Aber an Bord merkte nicht nur Außenministerin Annalena Baerbock, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Die Maschine stieg weniger steil als üblich, gewann nicht an Geschwindigkeit. Auf den Bildschirmen in den Rücklehnen konnten Delegation und mitreisende Journalisten beobachten, dass der Flieger statt Richtung Canberra wieder umzudrehen schien. "Ich habe keine allzu guten Nachrichten", meldete sich da bereits der Flugzeugkommandant.

Georg Schwarte, ARD Berlin, zu der Flugzeugpanne von Außenministerin Baerbock

tagesschau24, 14.08.2023 11:00 Uhr

Man habe Probleme mit einer der hinteren Flügelklappen erklärte er in ruhigem, sachlichem Ton. Die Klappen, die zum Start und zum Landen ausgefahren würden, könnten mechanisch nicht mehr eingefahren werden. Die Konsequenz: Der 23 Jahre alte Airbus fliege mit ausgefahrenen Landeklappen und könne so weder seine Reiseflughöhe noch seine Reisegeschwindigkeit von über 800 Stundenkilometern erreichen. Zu der Zeit flog die Maschine nur etwa halb so schnell. Australien sei deshalb nicht mehr direkt anzufliegen.

Bundesregierung: Flieger werden "hervorragend gewartet"

Trotz der erneuten Panne eines Regierungsflugzeugs sieht die Bundesregierung die Flotte in ausgezeichnetem Zustand. Man sei "sehr zufrieden", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner auf eine Frage nach der Einsatzbereitschaft der Flugbereitschaft.

"Die Flugbereitschaft der Bundeswehr macht einen hervorragenden Job", sagte Büchner. Die Flugzeuge würden auch "hervorragend gewartet". Bei einem Flugzeug sei nicht das Alter, sondern der Wartungszustand entscheidend. "Und diese Flugzeuge werden so gewartet, dass sie mit jedem neuen Flugzeug vergleichbar sind, was ihre Sicherheit angeht."

Weg mit dem Kerosin

Das Handbuch, so der erfahrene Flugkommandant weiter, sehe für den Fall vor, dass Kerosin abgelassen würde und man zum Startflughafen zurückkehre. Bereits zu dem Zeitpunkt war aus den Seitenfenstern der Maschine trotz Nachthimmel deutlich zu sehen, wie links und rechts an den Tragflächen Kerosin in die Luft abgelassen wurde.

Im hinteren Flugzeugteil gingen die dort platzierten Journalisten an die Seitenfenster, machten Fotos. Der Kommandant ist seit 35 Jahren Pilot und leistet seit 30 Jahren Dienst für die Flugbereitschaft. Er sagte, so einen Fall habe er noch nie erlebt. Um - beruhigend für alle an Bord - nachzuschieben, so etwas übe man aber ständig im Flugsimulator.

Ein Regierungsflieger steht am Flughafen in Abu Dhabi.

Erst einmal warten: Die Regierungsmaschine am Flughafen in Abu Dhabi.

Das Hauptproblem in diesen Minuten: Der Airbus der Flugbereitschaft war bis zur Oberkante vollgetankt. 110 Tonnen Kerosin, um den weiten Flug von Abu Dhabi nach Canberra bewältigen zu können. Das Gesamtgewicht der Maschine lag bei 271 Tonnen. Viel zu viel, um vollbetankt wieder in Abu Dhabi landen zu können. Selbst eine vier Kilometer lange Landebahn würde nicht ausreichen. Konsequenz: Das Kerosin musste weg. Entweder verfliegen oder ablassen.

Die Besatzung entschied sich fürs Ablassen des Flugbenzins. 80 Tonnen mussten über einem eigens vom Tower in Abu Dhabi angewiesenen Gebiet über dem Meer aus zwei Düsen an den Flügeln abgelassen werden. Pro Minute sprühte aus beiden Flügeln eine Tonne Kerosin. Besonders für eine grüne Außenministerin dürfte das kein allzu schöner Gedanke gewesen sein.

Unklare Weiterreise

Baerbock aber war, sollte sie wegen der erneuten Panne in der Luft nervös oder ungehalten gewesen sein, äußerlich nichts anzumerken. Gegen 5.33 Uhr Ortszeit schließlich landete die A 340 ohne Zwischenfall erneut in Abu Dhabi. Die Flughafenfeuerwehr begleitete den Flieger auf der Landebahn mit Blaulicht und zahlreichen Fahrzeugen. Unnötigerweise, wie der Flugkommandant nach der Landung via Bordlautsprecher erklärte. Er habe die Feuerwehr nicht bestellt, so der Oberstleutnant der Luftwaffe. Hinter den Kulissen hatte man da bei der Flugbereitschaft aber auch beim Auswärtigen Amt längst in den Krisenmodus geschaltet.

Die Flugbereitschaft in Köln-Wahn muss jetzt entscheiden, ob versucht wird, den Fehler vor Ort mit Bordmitteln zu suchen und zu beheben, oder Ersatz zu schicken. Das alles würde dauern. Eine neue Crew würde gebraucht, ein Fluggerät für einen Langstreckenflug. Verzögerung garantiert, zumal die Crew, die den Jet jetzt erneut in Abu Dhabi landete, zwar die notwendigen Visa für Australien hat, aber aufgrund der Arbeitszeitvorschriften die Ruhezeiten einhalten muss.

Ministerin Baerbock, ihre Delegation und die mitreisenden Journalisten warten unterdessen in einem Hotel in Abu Dhabis Innenstadt darauf, wie es weitergeht. Gut möglich, dass Baerbock am Abend mit einigen wenigen Mitgliedern ihrer Delegation per Linienflug nach Australien fliegt, um die aufwändig geplante und organisierte Reise nicht ganz ausfallen zu lassen. Die Journalisten vor Ort sollen per SMS informiert werden.

Für den Problem-Airbus soll es nicht mehr lange weitergehen. Laut Verteidigungsministerium soll er im September ausgemustert werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 14. August 2023 um 11:00 Uhr.