Der Airbus A340 der Luftwaffe "Konrad Adenauer" steht bereit für den Abflug der Bundeskanzlerin nach Washington.
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Regierungsflieger Pannen, Pannen, Doppelpanne

Stand: 15.08.2023 08:10 Uhr

Immer wieder sorgen Defekte an Regierungsfliegern für Spott und Schrecken bei den Beteiligten. Nun hat es erneut die Reisegesellschaft der Außenministerin getroffen. Und das gleich doppelt. Eine kurze Pannen-Historie.

Die deutschen Außenminister und -ministerinnen sind qua Amt viel unterwegs. Meist mit dem Flugzeug. Schön, wenn dann alles glatt geht und man sich bestenfalls während der oftmals langen Flugzeiten inklusive Zeitverschiebung etwas erholen kann. Blöd aber, wenn nicht alles glatt geht. Und oft geht es nicht glatt. Pannen und Defekte an deutschen Regierungsfliegern sorgen regelmäßig für Spott und Peinlichkeiten, bei den Beteiligten in der Luft vermutlich auch für Schreckmomente.

Zwei Pannen auf einer Reise

Aber dass es zwei Mal den gleichen Defekt auf einer Reise gibt und der Trip dann endgültig abgesagt werden muss, ist wohl ziemlich einmalig in der Pannen-Historie der bundesdeutschen Regierungsflieger.

So geschehen nun auf dem Flug von Außenministerin Annalena Baerbock und ihrer Mitreisegesellschaft nach Australien, Neuseeland und Fidschi. Grund für die zwei Abbrüche waren nach Angaben der Luftwaffe Defekte an den Flügelklappen, die auch nach dem zweiten Start in Abu Dhabi wieder auftraten. Dabei wollte sie eigentlich schon nach dem ersten Defekt per Linienflug weiterfliegen, entschied sich dann aber doch, dem Regierungsflieger noch eine Chance zu geben. Zumal ein reibungsloser Testflug vorausgegangen war. "Das ist mehr als ärgerlich", so der knappe Kommentar der deutschen Chefdiplomatin auf der Twitter-Nachfolgeplattform X.

Erst im Mai war die Außenministerin wegen eines Raddefekts an einem Regierungsairbus in Katar gestrandet.

Eine Maschine mit Pannen-Historie

Die Maschine ist 23 Jahre alt. Sie flog erst für die Lufthansa und dann für die Flugbereitschaft der Bundeswehr. Eine Zeit lang trug sie den Namen Konrad Adenauers, des ersten Kanzlers der Bundesrepublik.

Es handelt sich um dieselbe Maschine, mit der die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) im November 2018 auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires umkehren mussten. Das Flugzeug musste in Köln-Bonn notlanden. Damals war wegen eines Wartungsfehlers das gesamte Funksystem ausgefallen. Grund war eine defekte elektronische Verteilerbox, an der mehrere Systeme hingen. Beide flogen Linie nach Argentinien - Spott inklusive.

Nagetiere stoppen Scholz

Im Oktober 2018 knabberten zudem Nagetiere bei einem Stopp in Indonesien wichtige Kabel der "Adenauer" an. Scholz kehrte damals per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds zurück. Im Dezember 2016 strandete die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weg nach Mali. Wegen eines Computerproblems bei ihrem A340 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja musste sie dort übernachten.

Bei den A340 häuften sich zuletzt kleinere Pannen. Die Luftwaffe will die beiden in die Jahre gekommenen Regierungsmaschinen vom Typ A340 ausmustern, sobald die Nachfolge-Modelle A350 voll ausgestattet sind. Baerbocks jüngster Flug nach Australien war ursprünglich mit der Schwestermaschine der früheren "Konrad Adenauer" geplant, einer nahezu baugleichen A340-300. Diese war jedoch ebenfalls kaputt.

Gestrandet in Niger

Auch andere Flugzeugtypen der Regierungsflotte machen Probleme. Etwa die "Global-6000"-Maschinen, zweimotorige Jets vom Hersteller Bombardier, von denen die Flugbereitschaft drei in ihren Beständen hat. Sie sind noch relativ neu und waren erst 2019 ausgeliefert worden. Anfang Juni dieses Jahres strandete die Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Siemtje Möller, in der nigrischen Hauptstadt Niamey, weil mehrere Risse in der Frontscheibe entdeckt worden waren. Grund war vermutlich die Hitze.

Pannenfrei und modern nach Südamerika und zurück

Anfang des Jahres war Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem neuen Regierungsflieger unterwegs. Der Airbus A350-900 ist der erste Flieger dieses Typs mit voller VIP-Ausstattung der Bundeswehr-Flugbereitschaft und gilt daher als ihre neue "Air Force One". Die Südamerika-Reise verlief pannenfrei. Das weiße Flugzeug mit schwarz-rot-goldenen Streifen und der Aufschrift "Bundesrepublik Deutschland" ist 67 Meter lang, 960 km/h schnell, fliegt mehr als 13.000 Meter hoch und kann jedes Ziel auf dieser Welt ohne Zwischenlandung erreichen.

Die "Konrad Adenauer" ist das zweite von insgesamt drei Flugzeugen vom Typ A350-900, das die Flugbereitschaft in Dienst stellt. Das erste - die "Kurt Schumacher" - fliegt bereits seit zwei Jahren, hat aber keine spezielle VIP-Ausstattung für Kanzler, Minister oder den Bundespräsidenten. Nun gibt es einen separaten Bereich für den jeweiligen Chef auf dem Flieger mit Schlafzimmer und Bad sowie einen Loungebereich. 1,2 Milliarden Euro hatte der Bundestag für die drei Maschinen bewilligt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 15. August 2023 NDR Info um 10:25 Uhr und MDR aktuell um 12:06 Uhr.