Wirtschaftliche Flaute Zahl der Firmenpleiten steigt um fast ein Fünftel
Die Firmenpleiten nehmen in Deutschland merklich zu. Zwar waren wegen der ausgelaufenen Corona-Staatshilfen mehr Pleiten erwartet worden. Doch die Rezession verstärkt die negative Entwicklung.
Die Firmenpleiten in Deutschland nehmen in der Rezession spürbar zu. Im ersten Quartal erhöhte sich die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 18,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 4117, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Auch die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen stiegen deutlich. Die Amtsgerichte bezifferten sie auf rund 6,7 Milliarden Euro, nach rund 3,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Gesunken ist dagegen die Zahl der Verbraucherinsolvenzen: Sie gab um 2,1 auf 16.676 nach.
Verkehr und Lagerei besonders betroffen
Von Januar bis März ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent und damit bereits das zweite Quartal in Folge geschrumpft. Daher steckt Europas größte Volkswirtschaft in einer sogenannten technischen Rezession. Angesichts der wirtschaftlichen Flaute, hohen Energiekosten und steigenden Zinsen sind viele Firmen mit Belastungen konfrontiert.
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es in den drei Monaten zwölf Insolvenzen. Die meisten davon entfielen auf die Branche Verkehr und Lagerei mit 26 Fällen. Es folgten die Bereiche Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen) mit jeweils 20 Fällen. Die geringste Häufigkeit mit nur einer Insolvenz je 10.000 Unternehmen gab es in der Energieversorgung.
Der negative Trend bei den Firmenpleiten könnte sich im zu Ende gehenden Quartal fortsetzen. Darauf deutet die Entwicklung bei den beantragten Regelinsolvenzen hin, die im Mai um 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat zunahmen. Im April hatte es bereits ein Plus von 4,8 Prozent gegeben. Diese Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen aber fast drei Monate davor.
Trendwende war erwartet worden
Trotz Corona- und Energiekrise war die Zahl der Firmenpleiten in den vergangenen Jahren auf einem historisch niedrigen Niveau verweilt. Die umfangreichen staatlichen Hilfen wie die teilweisen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, die Ausweitung des Kurzarbeitergeldes, finanzielle Unterstützung von Firmen sowie ein Vollstreckungsstopp der Finanzbehörden und Krankenkassen hatten einen sprunghaften Anstieg verhindert.
Wegen der geringen Zahlen von 2020 bis 2022 hatten Experten einen aufgeschobenen Anstieg im laufenden Jahr erwartet. Höhere Produktionskosten, steigende Personalausgaben und ein deutlicher Zinsanstieg verschlechtern die finanzielle Lage vieler Unternehmen.