HDE-Prognose für 2023 Handel erwartet stärkere Umsatzeinbußen
Der Einzelhandel in Deutschland wird zunehmend von der anhaltend hohen Inflation belastet. Immer mehr Verbraucher ändern ihr Einkaufsverhalten aus Sorge vor finanziellen Engpässen.
Die Aussichten für den deutschen Einzelhandel trüben sich stärker ein als bisher angenommen. Laut einer neuen Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) von heute werden die Umsätze der Branche in diesem Jahr inflationsbereinigt (real) um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Zuvor ging der HDE von einem realen Minus von drei Prozent aus. Nominal sollen die Umsätze jedoch der aktuellen Prognose zufolge um drei Prozent steigen.
"Die Rahmenbedingungen bleiben insgesamt schwierig", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen in Berlin. "Insbesondere die nach wie vor hohe Inflation sorgt dafür, dass die Branche nicht richtig ins Laufen kommt."
Hohe Energiepreise belasten Handel
Die insgesamt schwierige Lage wird durch eine Umfrage unter rund 900 Handelsunternehmen belegt. Danach rechnen 35 Prozent von ihnen für das zweite Halbjahr mit Umsatzrückgängen. Für das Gesamtjahr geht laut Umfrage nur gut jeder dritte Händler von steigenden Erlösen im Vergleich zum Vorjahr aus. Viele von ihnen klagen zudem über hohe Energiepreise.
Der HDE-Präsident warnt deshalb vor einseitigen Maßnahmen der Bundesregierung. "Angesichts der hohen Energiekosten, die auch die Handelsunternehmen stemmen müssen, darf es nicht nur zu Erleichterungen für die energieintensive Industrie kommen", sagte von Preen. "Ein Industriestrompreis ist ein Irrweg, es muss einen im internationalen Vergleich akzeptablen Marktpreis für alle Unternehmen in Deutschland geben."
Jeder vierte Verbraucher fürchtet finanzielle Engpässe
Aktuellen Daten des HDE-Konsummonitors zufolge hat jeder vierte Verbraucher Angst, nicht mehr mit dem Geld auszukommen. "Die Konsumenten beobachten die Preisveränderungen und passen ihr Einkaufsverhalten an", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. "Oft kaufen sie weniger, in vielen Fällen weichen sie auf günstigere Produkte aus."
Insgesamt geben 45 Prozent der Bevölkerung an, sich aufgrund der hohen Lebensmittelausgaben in irgendeiner Weise einzuschränken. Genth betonte, dass der Einzelhandel kein Interesse an drastisch steigenden Preisen habe: "Der Handel lebt vom privaten Konsum. Dieser leidet massiv unter hohen Verbraucherpreisen und sinkenden Realeinkommen."