Qualmende Fabrikschornsteine

Studie des Potsdam-Instituts Der Klimawandel bedroht die Weltwirtschaft

Stand: 18.04.2024 11:30 Uhr

Wegen des Klimawandels drohen weltweit empfindliche wirtschaftliche Einbußen. Davor warnen Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einer neuen Studie. Auch für Beschäftigte hätte das Folgen.

Der Weltwirtschaft drohen einer neuen Berechnung zufolge durch Folgen der Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts Einkommensverluste von rund einem Fünftel - und das sogar, wenn der Ausstoß klimaschädlicher Gase künftig drastisch gesenkt würde.

Andernfalls seien noch deutlich größere wirtschaftliche Schäden als jene 38 Billionen Dollar pro Jahr zu erwarten, wie Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer heute im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichten Studie berechnet haben. 

Diese Schäden würden damit sechsmal höher ausfallen als die veranschlagten Kosten für Klimaschutzmaßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad, schreiben die Autorinnen und Autoren des PIK.

Regionen unterschiedlich betroffen

Je nach Region fallen die erwarteten Schäden sehr unterschiedlich aus. Die ärmsten und am wenigsten für den Klimawandel verantwortlichen Länder werde es am schwersten treffen, heißt es in der Studie. Aber auch für Nordamerika und Europa sagen die Forscher Einkommensverluste in Höhe von elf Prozent voraus - wenngleich weiterhin steigende Pro-Kopf-Einkommen zu erwarten seien.

Die Angaben beziehen sich auf ein Szenario, bei dem es gelingt, auf einen Pfad zu kommen, mit dem die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter zwei Grad begrenzt werden kann. Die bisherigen Klimaschutzpläne reichen dafür nach Angaben der Vereinten Nationen aber bislang nicht aus.

"Südasien und Afrika am stärksten betroffen"

Die Folgen könnten sich danach auch auf Beschäftigte durchschlagen: "Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind", schreibt Maximilian Kotz, einer der Studienautoren.

"Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur." Schäden durch Stürme oder Waldbrände sind nicht eingerechnet, sondern könnte die Gesamthöhe weiter steigern.

Schaden durch bereits ausgestoßene Treibhausgase

Für die Berechnung haben die Forscherinnen und Forscher Daten der vergangenen 40 Jahre aus mehr als 1.600 Regionen dazu ausgewertet, wie Wetterextreme das Wirtschaftswachstum beeinflusst haben. Auf Basis von Klimamodellen errechneten sie, wie sich diese voraussichtlich in den kommenden 26 Jahren wirtschaftlich auswirken werden.

Forscherin Leonie Wenz wies darauf hin, dass die erwarteten Schäden Folgen der bereits ausgestoßenen Treibhausgase seien. Um diese abzufedern, brauche es Anpassungsmaßnahmen. "Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren - andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen", sagte Wenz. 

Vergleichbare Prognosen gab es bereits 2006

Die aktuellen Berechnungen des Potsdamer Teams liegen nahe an den knapp 20 Jahre alten Prognosen des Wirtschaftswissenschaftlers Nicholas Stern im Auftrag der britischen Regierung. Er hatte im sogenannten Stern-Report von 2006 prognostiziert: Durch den Klimawandel drohe der internationalen Wirtschaft ein Rückgang um rund 20 Prozent.

In einer ersten Fassung dieses Artikels hieß es wegen eines Übersetzungsfehlers einer Nachrichtenagentur, die Studie habe ein Schrumpfen der Weltwirtschaft um rund ein Fünftel vorhergesagt. Tatsächlich geht es um prognostizierte Einkommensverluste. Dies haben wir korrigiert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen