Vierte Tarifrunde gescheitert 24-Stunden-Streiks in der Stahlindustrie
In der nordwestdeutschen Stahlindustrie sind ganztägige Warnstreiks angelaufen. Die IG Metall hatte nach dem Scheitern der jüngsten Verhandlungsrunde zu den Ausständen aufgerufen.
Nach dem Scheitern der vierten Tarifrunde für die rund 68.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie sind neue Warnstreiks angelaufen. Die IG Metall hatte zu den 24-stündigen Arbeitsniederlegungen aufgefordert. Seit 4.30 Uhr werde bei Thyssenkrupp in Finnentrop gestreikt, teilte die Gewerkschaft mit. "Dann folgen flächendeckend weitere Betriebe." Im Tagesverlauf begannen weitere Ausstände bei Outokumpu Nirosta in Krefeld und bei Thyssenkrupp in Dortmund.
"Schritte in Richtung eines Lösungsmodells"
In der Nacht auf Dienstag hatte die IG-Metall-Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen erklärt, die Verhandlungen seien nach zehn Stunden ergebnislos beendet worden. "Nachdem beide Seiten an vielen Stellen beim Thema Arbeitszeit Schritte in Richtung eines Lösungsmodells gegangen sind, scheiterte der Einigungsversuch dann vor allem an der Frage der Entgelterhöhung", erklärte der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler.
Die Arbeitgeber hatten für Januar 2024 eine Einmalzahlung von 1.000 Euro und einen Anstieg der Entgelte ab Juli 2024 um 3,5 Prozent bei einer Gesamtlaufzeit von 19 Monaten geboten. "Dieses Angebot ist so weit von einem möglichen Endergebnis entfernt, dass wir uns entschieden haben, die Verhandlung zu beenden", so Giesler.
Nächste Verhandlungsrunde am Freitag
Die Gewerkschaft fordert 8,5 Prozent mehr Lohn für zwölf Monate und war mit der Forderung einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in die Verhandlungen gegangen. Der Arbeitgeberverband Stahl bezeichnete die Lohnforderung als unverantwortlich: "Die Haltung der IG Metall, finanzielle Angebote der Arbeitgeberseite ausschließlich an den eigenen überzogenen Erwartungen zu messen und nicht an den finanziellen Möglichkeiten der Unternehmen im Angesicht einer drohenden Wirtschaftskrise, ist völlig verantwortungslos", sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, Gerhard Erdmann.
Die nächste Verhandlungsrunde wurde für Freitag in Düsseldorf angesetzt. Die IG Metall Nordrhein-Westfalen führt Flächentarifverhandlungen für die Stahl- und Eisenindustrie in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen. Anfang Dezember war es angesichts der stockenden Verhandlungen zu ersten Warnstreiks gekommen.
Warnstreiks in der ostdeutschen Stahlindustrie
Auch für die ostdeutsche Stahlindustrie wurden Warnstreiks angekündigt. "Die Arbeitgeber lassen keine Bereitschaft erkennen, die Entgelte angemessen zu erhöhen und die Arbeitszeit spürbar zu senken", teilte der Verhandlungsführer der IG Metall für die Ost-Stahlindustrie, Dirk Schulze, mit. Die für Dienstag geplante Verhandlungsrunde der Ost-Stahlindustrie sagte die Gewerkschaft ab. Hier soll am 18. Dezember weiter verhandelt werden.