Stimmung der griechischen Jugend Die Last der Milliarden-Kredite
Keine Jobs und keine Perspektive im eigenen Land - das Leben vieler griechischer Jugendlicher ist von Zukunftsängsten bestimmt. Denn sie müssen irgendwann für die Schulden aufkommen, die das Land heute macht.
Von Oliver Neuroth, ARD-Hörfunkstudio Istanbul, zzt. Athen
65 Milliarden Euro - eine unvorstellbar große Summe Geld. Die hat Griechenland bisher als Kredite bekommen - unter anderem von Banken und dem Internationalen Währungsfond. Die nächsten acht Milliarden Euro aus Brüssel sind bald schon unterwegs. Was das Land erst einmal vor der Pleite bewahrt, wird ein Problem für die junge Generation.
Die 33-jährige Sophia aus Athen macht sich genau darüber im Moment Sorgen: "All diese Schulden, die Zinsen - ich glaube, dass wir das für unser ganzes Leben abbezahlen müssen." Ihrer Meinung nach sollte Griechenland das Geld gar nicht erst bekommen. "Denn was hilft es dem Aufschwung des Landes, wenn wir für immer einen riesigen Kredit abbezahlen müssen? Nichts."
Ist das gerecht?
Es geht um Generationengerechtigkeit. Regierungen geben mehr Geld aus, als sie haben. Der Schuldenberg wächst. Und die nächsten Generationen müssen dafür zahlen. Das Problem gibt es in fast allen Ländern. Nur in Griechenland ist es durch die Krise mit Abstand am größten.
Der 24-jährige Alexandros sagt: "Diese Geschichte höre ich, seitdem ich klein bin: andauernd neue Kredite." Er versuche, nicht darüber nachzudenken, was in ein paar Jahren ist. Durch die Krise sei die Lage der Griechen jetzt schlimm genug. "Aber ich weiß, dass wir wieder neue Kredite aufnehmen, neue Schulden haben und und und..."
Hohe Arbeitslosigkeit
Alexandros bringt die zwei Probleme auf den Punkt, die junge Griechen beschäftigen: Ihr Staat verschuldet sich immer weiter und kann auch in einigen Jahren möglicherweise keine neuen Investitionen tätigen, was die heute jungen Menschen dann betrifft. Und durch die aktuelle Krise haben viele von ihnen keinen Job.
Das ist ein Thema, das auch in den griechischen Schulen angekommen ist, sagt die 60-jährige Anna, die als Lehrerin arbeitet. "Die jungen Leute sind auch privat hoch verschuldet, haben keine Arbeit und wenn sie dann noch ein Kind haben - dann verstehen sie, in welcher schwierigen Lage sie stecken." Die jungen Menschen täten der Lehrerin leid. Viele kämen zu ihr und fragten, ob sie von freien Jobs wisse. Anna befürchtet, dass die ganze Jugend auswandern wird.
Ein neues Leben im Ausland
Ein neues Leben im Ausland, wo es vielleicht keine Krisenstimmung und Zukunftsängste gibt. Darüber denkt auch Alexandros nach. Er hat in Griechenland studiert und war anschließend beim Militär. Vor ein paar Wochen endete sein Dienst dort. Seitdem ist er arbeitslos und sucht einen Job. "Hier in Griechenland ist es sehr schwer, eine Stelle zu finden, weil es einfach nichts gibt. Ich suche im Ausland - überall in Europa - da schränke ich mich nicht ein. " Er habe sich in England, Spanien, Deutschland, Holland und Belgien beworben. Jetzt warte er auf Rückmeldungen.
Sogar die ganz jungen Griechen beschäftigen sich mit der Krise und ihren Auswirkungen – zum Beispiel die 14-jährige Myrto aus Athen: "Ich sehe schwarz. Meine Eltern verdienen viel weniger als früher. Wenn ich mal studiere, weiß ich auch nicht, was ich machen soll, wenn ich groß bin - ob ich hier bleiben kann. Das ist sehr schwierig."
Angst vor der Zukunft des Landes hat Myrto aber nicht. Wenn sie etwas vom Schuldenproblem mitbekommt, sind es eher alltägliche Dinge. "Letztes Jahr war ich jede Woche shoppen und jetzt merke ich, dass es nicht mehr möglich ist, so viel Geld auszugeben." Na ja, solange es nur um Mode geht ...