Referendum in Griechenland Ein Sieg, der nun zu Geld gemacht werden muss
Für die griechische Regierung ist das "Nein" zu den Reformvorschlägen der Gläubiger ein Sieg - der Demokratie und ihrer Politik. Entsprechend gestärkt geht Regierungschef Tsipras nun in neue Gespräche. Doch ein Einlenken deutet sich derzeit nicht an.
Der Jubel in Athen ist noch nicht verhallt, die Griechen feiern noch ihr "Nein" zu den Reformvorschlägen der internationalen Gläubiger. Doch gelöst ist nach dem Referendum keines der Probleme des Landes.
Klar ist nur, dass die griechische Regierung moralisch gestärkt nach Brüssel reisen wird. "Das Mandat, das Sie mir erteilt haben, ruft nicht nach einem Bruch mit Europa, sondern verleiht mir eine größere Verhandlungsmacht", sagte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras.
Merkel: "Votum respektieren"
Doch nun müssen praktische Probleme angegangen werden. Die ersten Reaktionen aus Brüssel deuten nicht auf ein Einlenken hin. Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande sind sich nach eigenem Bekunden einig, "dass das Votum der griechischen Bürger zu respektieren ist", hieß es in einer kurzen Erklärung. Noch heute wollen beide beraten.
ARD-Korrespondent Mathias Werth geht jedoch davon aus, dass sich die Beiden vor dem für morgen geplanten Euro-Sondergipfel in Brüssel nicht konkret äußern werden, wohin denn die Reise gehen dürfte. In Frankreich sei lobend erwähnt worden, dass Merkel "immer sehr vermittelnd" agiert hätte.
Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ist nun gefordert. Er trifft sich mit Spitzenvertretern der EU-Institutionen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Geplant ist eine Telefonkonferenz mit EU-Gipfelchef Tusk, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Dabei dürfte es um die Vorbereitungen des morgigen Gipfels gehen.
Am Zug ist jetzt Griechenland. Diese Position vertritt zumindest Frankreichs Finanzminister Michel Sapin. Er forderte die griechische Regierung auf, nach der Ablehnung der Reformvorschläge der Gläubiger ein eigenes Angebot zu präsentieren. "Die Basis für einen Dialog ist auf dem Tisch, aber es ist an Griechenland, uns zu zeigen, dass es den Dialog ernst nimmt und weiß, dass es im Euro bleiben kann, und dass Entscheidungen zu treffen sind", sagte Sapin.
Deutliche Mehrheit für "Nein"
Bei dem Referendum am Sonntag war eine überraschend deutliche Mehrheit von 61,31 Prozent der Griechen der Linie von Regierungschef Tsipras gefolgt und hatte sich gegen die Spar- und Reformvorschläge der internationalen Geldgeber ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,5 Prozent.
Karte des griechischen Innenministeriums zum Abstimmungsergebnis des Referendums (Link auf ekloges.ypes.gr)
Griechische Banken brauchen Bargeld
Das Votum der Griechen hat sich bereits an den Finanzmärkten bemerkbar gemacht. Allerdings weniger deutlich, als befürchtet: Der japanische Nikkei-Index schloss mehr als zwei Prozent tiefer. Der Dax startete rund zwei Prozent im Minus. Auch der Euro wird von den Entwicklungen in Athen belastet.
In Griechenland selbst kommen die Banken nun an ihre Grenzen. Seit einer Woche sind sie weitgehend geschlossen, der Zugang der Bürger zu ihrem Geld ist stark beschränkt. Eigentlich sollen die Banken am Dienstag wieder öffnen. Dies ist aber wohl nur möglich, wenn sie neues Bargeld bekommen. Und danach sieht es nach Einschätzung von ARD-Börsenexperte Markus Gürne derzeit nicht aus. Offenbar will die griechische Notenbank die EZB um sechs Milliarden Euro Nothilfen bitten.