Verhandlungen mit Geldgebern Schlussakt im griechischen Drama?
Es geht um ein "allerletztes" Angebot, die Rede ist auch von "Ultimaten" und "Erpressung": Der Wortwahl nach zu urteilen, beginnt diese Woche nun wirklich der Schlussakt im griechischen Schuldendrama. Regierungschef Tsipras machte Hoffnung, die EU weniger. Es wird weiter verhandelt.
Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras sieht im Schuldenstreit nun die Geldgeber, also die Europäer und den Internationalen Währungsfonds (IWF), am Zug. Sein Land habe konkrete und realistische Vorschläge vorgelegt. Ein umfassender Athener Plan sei am Montagabend den Gläubigern übermittelt worden.
In der Nacht zu Dienstag hatten Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef François Hollande zusammen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und IWF-Chefin Christine Lagarde sowie EZB-Präsident Mario Draghi einen Kompromiss ausgelotet. Die Rede war von einem "allerletzten Angebot". Details blieben offen.
Offen ist auch, wie der Plan der griechischen Regierung aussieht. Tsipras sagte lediglich, wenn die Partner die Athener Vorschläge akzeptierten, bedeute dies das Ende der Krise und der Teilung Europas: "Die Entscheidung liegt nun bei den politischen Führungen Europas." Bei dem griechischen Vorschlag soll es sich um ein 47-Seiten-Dokument handeln, wie das griechische Fernsehen unter Berufung auf Regierungskreise berichtete.
Die Reaktion auf Seiten der EU fiel zurückhaltend bis ablehnend aus. "Wir werden ihnen nicht auf halbem Weg entgegen kommen", dämpfte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem jeglichen Optimismus. Zugeständnisse könne Tsipras nicht erwarten. Aber zumindest gebe es jetzt Signale aus Griechenland, dass sie zu seriösen Schritten bereit seien. Die griechische Regierung müsse aber erkennen, dass sie "vielleicht mit zu vielen Versprechen" die Wahlen gewonnen habe.
Freitag ist Zahltag
Auch EU-Währungskommissar Pierre Moscovici forderte sowohl die Athener Regierung als auch die Geldgeber auf, sich zu bewegen. "Es sind noch Anstrengungen von beiden Seiten zu machen", sagte er dem französischen Radiosender France Inter. Auch nach Auffassung des für den Euro verantwortlichen stellvertretenden EU-Kommissionschefs Valdis Dombrovskis sind noch einige Hürden zu überwinden. "Intensive Arbeit steht noch bevor", sagte er.
Griechenland muss bis zu diesem Freitag einen Kredit von 300 Millionen Euro an den IWF zurückzahlen. Insgesamt werden im Juni fast 1,6 Milliarden Euro fällig. Für Athen stehen insgesamt noch 7,2 Milliarden Euro an Hilfen bereit - das Geld ist wegen einer fehlenden Reformliste blockiert.
Dabei braucht Griechenland das Geld dringend. "Es wäre für uns alle einfacher, diesen Menschen sofort zu helfen, wenn die griechische Regierung ihre Verpflichtungen und Reformvorhaben erfüllen würde", sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz mit Blick auf die wachsende Armut in dem hoch verschuldeten Euro-Land. Schulz sprach in der "Bild"-Zeitung von einer humanitäre Krise.