IWF kommt Griechenland entgegen Letzter Ausweg Sambia
Bis Freitag muss Griechenland 300 Millionen Euro an den IWF zurückzahlen. Nun werden Vorschläge laut, die Zahlungen zu bündeln und Griechenland damit mehr Zeit zu verschaffen. Die Idee - die sogenannte Sambia-Option - kommt vom IWF selbst.
Von Andreas Horchler, ARD-Hörfunkstudio Washington
Christine Lagarde weicht ein wenig von der harten Linie des Internationalen Währungsfonds ab. Die lautet: Wer dem IWF Geld schuldet, muss pünktlich zurückzahlen. Bisher war die Regel eisern. Ausnahmen würden negative Beispiele setzen und kommen deshalb nicht in Frage.
Aber Griechenland muss bis Freitag, bis unmittelbar vor dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau, über 300 Millionen Euro überweisen. IWF-Sprecher Bill Murray sagte, der Fonds räume Griechenland eine Bündelung der Juni-Zahlungen ein. Die griechische Regierung müsse dafür nur eine Notiz nach Washington schicken. Dann könnte die sogenannte Sambia-Option greifen. Das afrikanische Land hatte vor 30 Jahren eine solche Bündelung von Kreditrückzahlungen an den sonst strengen IWF erwirkt. Ganz im Sinne einer solchen Verschiebung der Zahlungen sei es jetzt für die Institutionen an der Zeit, ihren Teil beizutragen, sagte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis.
Späteres Datum als Deadline?
Gnadenfrist, letztes Angebot an Griechenland. Ende des Monats, wenn auch die Sambia-Option ausgereizt sein wird, muss Griechenland 1,6 Milliarden Euro an den IWF überweisen. Jetzt den Druck von beiden Verhandlungsparteien zu nehmen, hält auch US-Finanzminister Jack Lew für die richtige Maßnahme. "Es gibt doch die Möglichkeit, nicht den 5. Juni, sondern ein späteres Datum im Juni als Deadline zu bestimmen. Was wir sicher wissen ist doch, dass die Gefahr eines Unfalls wächst, wenn man die Verhandlungen bis zu einer nächsten Frist aufschiebt. "
Ein Unfall - das wäre die Staatspleite mit der ungewollten Folge eines Euroausstiegs. Eine Katastrophe, glaubt Finanzmanager Professor Nouriel Roubini. "Beide Seiten wissen doch, dass ein griechischer Unfall, eine Zahlungsunfähigkeit, ganz zu schweigen von einem griechischen Exit, einen bedeutenden Schaden für Griechenland anrichten würde. Und die ganze Welt könnte sich anstecken."
Griechenland würde diese Ausnahmeregelung ein wenig mehr Zeit geben. Zeit für weitere Verhandlungen, für glaubwürdige Reformen. Dann könnte das Land Ende des Monats die restlichen 7,2 Milliarden Euro aus dem zweiten Rettungspaket erhalten.