USA erhöhen Druck auf Griechenland "Schwere Folgen für die Weltwirtschaft"
Von "Erniedrigung" bis "Sadismus": Im griechischen Schuldendrama wird die Tonart schärfer. Dazu passt, dass US-Finanzminister Lew vor schwerwiegenden Folgen für die Weltwirtschaft warnt, sollten die Verhandlungen scheitern. Österreichs Kanzler Faymann gibt derweil den Sondervermittler - und reist nach Athen.
Unmittelbar vor dem mutmaßlichen "Showdown" im griechischen Schuldenstreit haben nun auch die USA den Druck auf die Regierung in Athen verstärkt. In einem Telefonat mit Premier Alexis Tsipras habe US-Finanzminister Jack Lew deutlich gemacht, dass "ein pragmatischer Kompromiss dringend nötig" sei, teilte das Ministerium mit. Lew zufolge hätte ein Scheitern der Verhandlungen nicht nur schwerwiegende Folgen für die Griechen selbst, sondern auch für die Weltwirtschaft.
Die griechische Regierung erklärte, Tsipras habe Lew über den Stand der Verhandlungen informiert und ihm zugesagt, eine Lösung anzustreben. Details, wie die Lösung aus Athener Sicht aussehen könnte, nannte der Regierungsvertreter nicht.
"Ich beschuldige die Griechen ..."
Unterdessen wird der Ton zwischen den Griechen und der EU schärfer. So warf EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker Tspiras vor, seine Aussagen in der Öffentlichkeit zu verdrehen. Wörtlich meinte Juncker: "Ich beschuldige die Griechen, dem Volk Dinge zu sagen, die nicht übereinstimmend sind mit dem, was ich dem griechischen Ministerpräsidenten gesagt habe." Konkret ging es um Äußerungen Tsipras', wonach die internationalen Geldgeber angeblich höhere Steuern auf Medizin und Strom verlangten. Juncker bestritt dies vehement.
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis sagte derweil in einer Rede auf Kreta, die von den Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen kämen einer "Erniedrigung" gleich. Die Geldgeber forderten Griechenland "mit Sadismus" auf, Bürger finanziell zu belasten, die ohnehin schwer von der Krise getroffen seien.
Faymann in Athen, die EZB tagt
Ungeachtet der gegenseitigen Vorwürfe sollen die Vermittlungsgespräche heute weitergehen - bevor dann morgen das vielleicht vorentscheidende Treffen der Euro-Finanzminister beginnt. So kommt der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann in Athen mit Tsipras zusammen. Er habe sich ausführlich mit Juncker abgestimmt und wolle ihn dabei unterstützen, zu einem Ergebnis zu kommen, sagte Faymann. Das EZB-Präsidium berät währenddessen in Frankfurt, wie es mit den Notkrediten für die griechischen Banken weitergeht.
Am 30. Juni läuft das zweite Griechenland-Rettungspaket aus, aus dem sich Athen noch Zahlungen von 7,2 Milliarden Euro erhofft. Mit dem Geld könnte der drohende Staatsbankrott vorerst abgewendet werden. Ebenfalls Ende des Monats werden Zahlungen an den Internationalen Währungsfonds in Höhe von 1,6 Milliarden Euro fällig. Ob die Griechen so viel Geld überhaupt noch haben, gilt als fraglich.