Dow & Co. im Aufwind Zinshoffnungen beflügeln die Wall Street
In New York hoffen die Anleger nach schwächeren Konjunkturdaten auf ein Ende der Zinserhöhungen. Das beflügelte den Aktienmarkt, auch der DAX schloss eine starke Woche erfolgreich ab.
Ein sich abkühlender US-Arbeitsmarkt hat an der Wall Street heute die Spekulationen auf ein Ende der Zinserhöhungen genährt und die Aktienindizes angeschoben.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gewann am Ende 0,66 Prozent auf 34.061 Punkte. Auf Wochensicht markierte der Leitindex damit einen Gewinn von 5,0 Prozent. Der breiter gefasste S&P 500 zog um 0,94 Prozent auf 4358 Zähler an. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte 1,38 Prozent zu, der Auswahlindex Nasdaq ging um 1,21 Prozent höher aus dem Handel.
Auch die Kurse von US-Staatsanleihen sind heute wie schon an den beiden Vortagen deutlich gestiegen. Die Korrektur der Renditen ging damit weiter, für zehnjährige Staatspapiere fiel sie auf 4,55 Prozent. Mit 4,481 Prozent hatte sie im Tagesverlauf das niedrigste Niveau seit Ende September erreicht.
Mit Spannung wurden die neuesten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt erwartet. Zwar bleibt dieser weiter robust, die Dynamik nimmt aber ab. Im Oktober wurden 150.000 neue Stellen geschaffen, Experten hatten im Schnitt 180.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg leicht von 3,8 auf 3,9 Prozent. Auch das Wachstum der Stundenlöhne schwächte sich im Monatsvergleich auf 0,2 Prozent ab nach 0,3 Prozent im Vormonat.
"Der schwache US-Arbeitsmarktbericht verstärkt die Botschaft, dass die Arbeit der Fed erledigt ist", urteilten die Experten der ING Bank in einem Kommentar. Die steigende Arbeitslosenquote und eine sich abschwächende Lohnentwicklung bestärkten diese Ansicht.
"Der Bericht steht im Einklang mit den Ansichten des Marktes, dass sich der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft verlangsamen, und das wird die Fed in der Warteschleife halten und die Zentralbanken im nächsten Jahr dazu veranlassen, die Zinsen zu senken", sagte Jay Hatfield, Marktexperte von Infrastructure Capital Management.
Auch die Stimmung im US-Dienstleistungssektor hat sich im Oktober stärker als erwartet eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) fiel zum Vormonat um 1,8 Punkte auf 51,8 Zähler, wie das Institut am Nachmittag mitteilte. Damit erreichte das Barometer den tiefsten Stand seit fünf Monaten. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 53,0 Punkte gerechnet.
Das Wachstum im Dienstleistungssektor habe sich weiter verlangsamt, sagte Anthony Nieves vom ISM. Die Mehrheit der Befragten beurteilt die Geschäftsbedingungen aber weiter grundsätzlich positiv. Der Stimmungsindikator liegt mit mehr als 50 Punkten über der Wachstumsschwelle.
Neben den neuen Konjunkturdaten waren die Apple-Zahlen vom Vorabend das Hauptgesprächsthema auf dem New Yorker Parkett. Gegen den Trend gab die Aktie 0,52 Prozent nach auf 176,65 Dollar.
Experten äußerten sich im Großen und Ganzen nicht unzufrieden über das Zahlenwerk. Im abgelaufenen vierten Geschäftsquartal waren die Konzernerlöse zwar auch wegen eines Einbruchs mit Mac-Computern und einer enttäuschenden Entwicklung in China zurückgegangen. Der Gewinn hatte aber auf 23 Milliarden Dollar zugelegt.
Vor allem der verhaltene Ausblick auf das gewinnträchtige Weihnachtsgeschäft kam bei den erfolgsverwöhnten Investoren aber nicht gut an. Der iPhone-Konzern sagte für das laufende Geschäftsquartal einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres vorher - und blieb damit hinter den Wachstumserwartungen einiger Investoren zurück.
Analyst Michael Ng von der US-Investmentbank Goldman Sachs wies indes darauf hin, dass die schwache Umsatzprognose vor allem Timing-Effekten etwa für die später anstehende Markteinführung neuer iPad-Modelle geschuldet sei.
Nach einem lange Zeit lustlosem Handelsverlauf haben anziehende Kurse an der Wall Street zum Wochenschluss noch für etwas Rückenwind am deutschen Aktienmarkt gesorgt.
Anleger reagierten positiv auf schwächere Zahlen vom US-Arbeitsmarkt und einer rückläufigen Stimmung unter den Dienstleistern. Die schwächeren Konjunkturdaten schürten die Hoffnung, dass die US-Notenbank Federal Reserve keine weiteren Zinserhöhungen mehr vornimmt und damit das Zinsplateau erreicht ist.
Der DAX bewegte sich in einer Bandbreite zwischen 15.149 und 15.269 Punkten, wobei es bei einigen Einzelwerten zu deutlichen Bewegungen kam. Am Ende schloss der Index bei 15.189 Punkten um 0,3 Prozent moderat höher. Auf Wochenbasis ergibt sich damit ein Gewinn von 3,4 Prozent. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, ging bei 25.136 Punkten um 1,65 Prozent höher aus dem Handel.
Auch aus charttechnischer Perspektive hat sich die DAX-Situation mit dem Schließen der Abwärtskurslücke unterhalb von 15.000 Punkten aufgehellt. Unterstützung kommt zudem von der Saisonalität: Schließlich haben am 1. November die statistisch gesehen besten sechs Börsenmonate begonnen.
Experten gingen nach den heutigen US-Konjunkturdaten davon aus, dass der Zinsgipfel in den USA erreicht sein könnte. "Der Arbeitsmarktbericht erhärtet die These, dass die Fed am Zinshoch angelangt ist", sagte VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel.
"Alles in allem sollte sich die Fed von den Zahlen nicht unter Handlungsdruck gesetzt sehen. Wir rechnen weiterhin mit einem unveränderten Leitzins im Dezember", so Ralf Umlauf von der Helaba.
Mit dem Start in den November hat sich die Stimmung am deutschen Aktienmarkt damit spürbar aufgehellt. Die neue Woche könnte dies untermauern, sofern die zahlreichen Quartalsberichte großer deutscher Konzerne die Erwartungen erfüllen oder gar übertreffen.
Claudia Windt, Analystin bei Helaba, verweist darauf, mit welcher Leichtigkeit der deutsche Leitindex die Hürde von 15.000 Punkten wieder zurückerobert hat. "Das könnte der Beginn der Jahresendrally werden, da die nach wie vor niedrige Bewertung die Investoren lockt", konstatiert sie.
Wenig Hoffnung ruht indes auf den Konjunkturdaten, die vor allem die Industrie- und Einzelhandelstrends in Europa in den Fokus rücken werden. Auch geopolitische Risiken dürften wieder stärkere Beachtung finden. Sie waren angesichts der zuletzt fast euphorischen Hoffnung an den Märkten, dass der Zinsgipfel erreicht sein könnte, in den Hintergrund gerückt.
Der Euro weitet nach den Arbeitsmarktdaten seine Gewinne aus und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,0727 Dollar gehandelt. Die Gemeinschaftswährung profitiert derzeit von den gesunkenen US-Zinserwartungen. Schon seit dem Fed-Zinsentscheid vom Mittwoch ist der Dollar deutlich in die Defensive geraten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0702 (Donnerstag: 1,0661) Dollar fest. Die Feinunze Gold lag bei 1.994 Dollar ebenfalls höher.
Die Ölpreise sind am Nachmittag ins Minus gerutscht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 85,28 Dollar - und damit knapp 2,0 Prozent weniger als am Vortag. Die Ölpreise hatten gestern nach drei Verlusttagen in Folge von der gestiegenen Risikofreude an den Finanzmärkten profitiert, heute gaben sie die Avancen wieder ab.
Unter den Einzelwerten im DAX gab es einige größere Bewegungen. So thronte erneut die Aktie von Siemens Energy mit einem Plus von rund neun Prozent an der Spitze. Ein Ende der Erholungsrally ist bislang nicht in Sicht. Aktuell hat der Titel bereits über 50 Prozent seit seinem Kurseinbruch auf ein Rekordtief in der Vorwoche wieder wettmachen können.
Auch die Vonovia-Aktie war zum Wochenschluss stark gefragt, zeitweise notierte sie mit 24,93 Euro sogar auf dem höchsten Stand seit Februar. Die Hoffnung auf einen Zinsgipfel in den USA treibt die Immobilienwerte zum Wochenschluss weiter an. Deutschlands größter Wohnimmobilien-Konzern meldete zudem neben Geschäftszahlen den Verkauf von Neubauprojekten für rund 357 Millionen Euro an CBRE Investment Management.
Deutlich besser notierten auch die Papiere des Onlinehändlers Zalando, die über acht Prozent gewinnen. Schwankungen dieser Größenordnung sind bei Zalando allerdings nicht ungewöhnlich.
Der Autobauer BMW hat im dritten Quartal mehr Gewinn im Tagesgeschäft gemacht als gedacht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte im Jahresvergleich trotz des höheren Anteils noch nicht so lukrativer Elektroautos um 18,2 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro zu. Die viel beachtete operative Marge im Kerngeschäft mit dem Autobau stieg um fast einen Prozentpunkt auf 9,8 Prozent. Unter dem Strich ging der Überschuss wegen höherer Steuern und negativer Effekte bei Zinssicherungsgeschäften um 7,7 Prozent auf 2,93 Milliarden Euro zurück.
Volkswagen verhängt im Ringen um Milliarden-Einsparungen einen vorläufigen Einstellungsstopp für die wichtigsten Standorte. "Aufgrund der laufenden Effizienzprogramme in der Volkswagen AG werden externe Einstellungen temporär begrenzt und keine externen Stellen ausgeschrieben", sagte ein Sprecher heute auf Anfrage in Wolfsburg. Betroffen seien alle sechs Standorte in Niedersachsen und Hessen: Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel. Zuvor hatte "Business Insider" berichtet.
Hintergrund ist das geplante Effizienzprogramm, über das die Kernmarke Volkswagen seit Anfang Oktober mit dem Betriebsrat verhandelt. Die Marke hat mit hohen Kosten und Produktionsausfällen zu kämpfen. In den ersten neun Monaten 2023 sank die operative Umsatzrendite auf 3,4 Prozent. Damit blieben von 100 Euro Umsatz nur rund 3,40 Euro Betriebsgewinn im Tagesgeschäft übrig. Das im Sommer angekündigte "Performance Programm" soll die Kosten bis 2026 um zehn Milliarden Euro senken und die Rendite auf 6,5 Prozent erhöhen.
Die Finanzaufsicht BaFin erhöht wegen des teilweise verspäteten Versands von Steuerbescheinigungen an Commerzbank-Kunden den Druck auf das Geldhaus. Die Behörde hat angeordnet, dass der DAX-Konzern die Steuerbescheinigungen für das Jahr 2022 "zügig verschickt". Die Commerzbank müsse sie nun innerhalb von 20 Bankarbeitstagen verschicken und zudem "angemessene organisatorische Maßnahmen und Vorkehrungen ergreifen, um Jahressteuerbescheinigungen künftig rechtzeitig zu erteilen".
Die Medizintechnik-Tochter von Siemens, Siemens Healthineers, denkt offenbar über die Zukunft ihrer Diagnostik-Sparte nach. Alle Optionen seien offen, Investmentbanken bisher nicht mandatiert, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Die Agentur Bloomberg meldete, die Sparte könne bei einem Verkauf etwa an Finanzinvestoren bis zu acht Milliarden Dollar bringen.
Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund ist dank höherer Ergebnisse aus Transfergeschäften mit einem Gewinnplus ins neue Jahr gestartet. In den drei Monaten bis Ende September erhöhte sich das Konzernergebnis von 38,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 52,4 Millionen Euro, wie der im SDAX notierte Fußballclub heute in Dortmund überraschend mitteilte. Das Ergebnis aus Transfergeschäften legte um rund ein Drittel auf 82,3 Millionen Euro zu.
Die dänische Reederei Moller-Maersk strafft wegen des schwierigen Branchenumfeldes ihre Kosten und streicht jede elfte Stelle. Das Ziel sei es, die Zahl der Beschäftigten von 110.000 im Januar 2023 auf unter 100.000 zu senken. Auch das für 2024 geplante Aktienrückkauf-Programm werde überprüft. Die Aktie notierte zuletzt mit einem Abschlag von rund elf Prozent.
Der defizitäre chinesische Elektroautobauer Nio streicht zehn Prozent der Jobs und setzt bei Investitionen den Rotstift an. "Dies ist eine harte, aber notwendige Entscheidung angesichts des harten Wettbewerbs", schrieb Nio an die Beschäftigten. Die Nachfrage nach Elektroautos hat sich in China abgeschwächt, da die Verbraucher günstigere Plug-in-Hybride bevorzugen. Zugleich setzt der von Tesla angezettelte Preiskampf den Autobauern in dem hart umkämpften Markt zu.
Die französische Großbank und Deutsche Bank-Konkurrent Société Générale (SocGen) hat dank eines robusten Investmentbanking-Geschäfts mit ihren Quartalszahlen die Analystenerwartungen übertroffen. Frankreichs drittgrößtes Geldhaus erzielte im dritten Quartal einen Gewinn von 295 Millionen Euro. Das ist zwar ein Einbruch von 80 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, Analysten hatten allerdings im Schnitt mit lediglich 168 Millionen Euro und damit deutlich weniger Gewinn gerechnet.
Der österreichische Signa-Gründer René Benko hat nach Angaben eines Miteigentümers der Holdinggesellschaft seine Bereitschaft signalisiert, sich aus der Immobilien- und Handelsgruppe zurückzuziehen. Der österreichische Industrielle Hans Peter Haselsteiner bestätigte dem öffentlich-rechtlichen Radio Ö1 heute, dass er und andere Gesellschafter der Signa Holding GmbH diese Woche den Milliardär Benko aufgefordert hätten, den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigten einzusetzen. Geiwitz war unter anderem durch das Insolvenzverfahren der zu Signa gehörenden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt geworden.
Zur Signa-Gruppe gehören Immobilien sowie Handelsbeteiligungen. Erst kürzlich hatte Signa Sports United (SSU) Insolvenz angemeldet. Die als niederländische Firma eingetragene SSU ist Mutterfirma mehrerer Internet-Sportartikelhändler. In Hamburg wächst nach einer Bauunterbrechung beim Milliardenhochhaus Elbtower der politische Druck auf den Projektentwickler Signa Real Estate, der zur Signa-Holding gehört. Anfang Juni hatte die Signa-Gruppe das operative Geschäft des österreichischen Möbelhändlers Kika/Leiner verkauft. Der Möbelhändler meldete kurz darauf Insolvenz an.