Weniger neue Jobs US-Arbeitsmarkt schwächt sich überraschend ab
Der Beschäftigungsaufbau in den USA ist stark zurückgegangen. Gleichzeitig stieg auch die Arbeitslosenquote etwas an. Eine weitere Leitzinserhöhung der US-Notenbank wird damit immer unwahrscheinlicher.
Der heiß gelaufene US-Arbeitsmarkt hat sich abgekühlt und den Finanzmärkten die Befürchtung vor steigenden Leitzinsen genommen. Im Oktober kamen lediglich 150.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem heute vorgelegten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs von 180.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg derweil etwas an und die Lohnentwicklung schwächte sich ab.
Streik verzerrt das Bild etwas
Darüber hinaus wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten um insgesamt 101.000 Stellen nach unten revidiert. Im September hatte er noch bei 297.000 gelegen. Etwas verzerrt wurden die Zahlen im Oktober durch den Streik der Autogewerkschaft UAW. Nach Einschätzung der Commerzbank haben die Streiks die Beschäftigungszahl um 30.000 gedrückt. Damit hätte der Beschäftigungsaufbau aber immer noch deutlich unter 200.000 gelegen.
Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote kletterte um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer unveränderten Quote von 3,8 Prozent gerechnet. Zudem schwächte sich das Lohnwachstum im Oktober ab. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich zum Vormonat um 0,2 Prozent. Analysten hatten im Schnitt einen Zuwachs von 0,3 Prozent erwartet. Im September waren die Löhne noch um revidiert 0,3 Prozent gestiegen. Auch im Jahresvergleich schwächte sich der Anstieg im Oktober ab.
Die US-Zentralbank Federal Reserve bekämpft die hohe Inflation derzeit mit einer straffen geldpolitischen Linie und will damit unter anderem erreichen, dass sich der heiß gelaufene Arbeitsmarkt abkühlt. Denn schließlich treiben steigende Löhne auch die Preisentwicklung an. Jüngst beließ die Fed den Leitzins unverändert bei einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, ließ die Tür für eine erneute Erhöhung aber offen.
"Bremsspuren" durch die Geldpolitik
Die schwächere Lohnentwicklung ist nun ein Schritt der Fed hin zum Erreichen des Zwei-Prozent-Inflationsziels. Daher halten Händler an den Terminmärkten die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung bis Januar für sehr gering: Sie wird auf weniger als 20 Prozent taxiert. Zugleich könnten Zinssenkungen näher rücken - womöglich bereits im Mai statt wie bislang angenommen erst im Juni.
"Zwar ist der Stellenzuwachs weiterhin ordentlich, doch hinterlässt die straffere Geldpolitik mehr und mehr Bremsspuren", so die Einschätzung der Commerzbank-Experten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner. "Sollte es nicht zu einer bösen Überraschung bei den bis zur Dezember-Sitzung noch anstehenden Inflationsdaten kommen, wird die Fed auch auf der letzten Sitzung im Jahr 2023 die Zinsen nicht erhöhen." Nach Einschätzung der beiden Ökonomen ist der Zinsgipfel bereits erreicht.
Auch an den Finanzmärkten machte sich Zuversicht breit, dass die Zinsen sinken. Der Dollar geriet nach den Daten zu allen anderen wichtigen Währungen unter Druck. Der Euro kletterte im Gegenzug über 1,07 Dollar. Die Kurse von US-Anleihen legten merklich zu. Die europäischen Aktienmärkte reagierten mit Kursgewinnen und auch die Wall Street startete im Plus.