Rede des US-Notenbankchefs Fed hält sich weitere Zinserhöhungen offen
Im Kampf gegen die Inflation könnte die US-Notenbank die Zinsen noch weiter anheben. Darauf stimmte Fed-Chef Powell die Finanzmärkte ein. Eine klare Aussage zur weiteren Zinsentwicklung vermied er aber.
Die US-Notenbank Fed hält die Inflation immer noch für zu hoch, um bereits ein Ende der Serie von Zinserhöhungen zu verkünden. "Wir sind bereit, die Zinsen gegebenenfalls weiter anzuheben, und beabsichtigen, die Geldpolitik auf einem restriktiven Niveau zu belassen", sagte Fed-Chef Jerome Powell bei seiner mit Spannung erwarteten Rede beim Notenbank-Forum in Jackson Hole. Zugleich signalisierte er jedoch, dass die Währungshüter dabei vorsichtig vorgehen würden.
Man werde die Kreditkosten hochhalten, bis die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung des Inflationsziels sei. Die Fed strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Sie erhöhte die Leitzinsen seit Anfang 2022 in einer Serie von Erhöhungen von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, um die Inflation in den Griff zu bekommen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.
Fed-Chef Powell hält die Inflation immer noch für zu hoch.
Niedrige Arbeitslosenquote, sinkende Inflation
Die Arbeitslosenquote liegt allerdings derzeit bei historisch niedrigen 3,5 Prozent. Die US-Konjunktur steckte die Serie an Zinserhöhungen bislang unerwartet gut weg. Die Inflationsrate ist in den vergangenen Monaten bereits deutlich gesunken - lag im Juli mit 3,2 Prozent aber wieder leicht über dem Juni-Wert von 3,0 Prozent.
Die US-Notenbank Fed will ihr weiteres Vorgehen von den hereinkommenden Daten abhängig machen. Powell ließ in seiner Rede die Frage offen, ob die Notenbank im September die Leitzinsen weiter anheben wird oder nicht. An den Finanzmärkten gehen Experten in der Mehrzahl davon aus, dass die Fed im September auf eine Erhöhung verzichten und bei Bedarf im November oder Dezember nachlegen könnte.
Experten sehen wenig Neues
Die Finanzmärkte hatten offenkundig Schwierigkeiten mit der Interpretation der Aussagen, die im Prinzip nichts Neues enthielten. Die erhoffte Klarheit über die künftige Geldpolitik der Fed stellte sich nicht ein, sodass die Marktreaktionen entsprechend gemäßigt ausfielen: Der DAX schloss nach einem kurzen Abstecher in die Verlustzone mit einem leichten Plus. Auch an der Wall Street notiert der Dow Jones in der Gewinnzone.
Die Aussagen seien wie erwartet gewesen, kommentierte Carsten Brzeski, Leiter der ING-Makroabteilung. "Eine Zinspause im September ist wahrscheinlich, aber dies ist kein offizielles Ende der Zinserhöhungen. Dies ist das Beste, was Powell unter den derzeitigen Umständen tun konnte."
Auch die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz sehen dies ähnlich: Powell habe wenig Neues zu bieten gehabt. "Ein starkes Signal für weitere Zinserhöhungen gab es nicht. Wir erwarten weiterhin, dass die Leitzinsen bereits am Höhepunkt angelangt sind."
Lagarde: Kampf gegen Inflation nicht gewonnen
Nach Powell meldete sich auch die EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu Wort. Der Kampf gegen die hohe Inflation sei noch nicht gewonnen. Das bedeute, dass die EZB solange an einer strikten Geldpolitik festhalten müsse, bis eine mittelfristige Teuerungsrate von zwei Prozent erreicht werde, sagte Lagarde in Jackson Hole laut Redeprotokoll.
Dabei sei es entscheidend, das Vertrauen der Menschen zu erhalten und deutlich zu machen, dass die EZB ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren werde. Lagarde zeigte sich entschlossen: "Wir müssen und wir werden die Inflation mittelfristig bei zwei Prozent halten." Dafür müsse man aber auch flexibel in der Analyse bleiben.