Folgen der Zinswende Sparer entdecken das Festgeld-Konto wieder
Immer mehr Sparer legen wieder Festgeld an. Laut Beratungsfirma PwC verzeichnen deutsche Banken einen Rekord-Anstieg der Guthaben auf Festgeldkonten. Doch der Ertrag bleibt vergleichsweise gering.
Seit der Zinswende im Juli 2022 haben deutsche Sparer Festgeld im Wert von 180 Milliarden Euro angelegt - das hat die Wirtschaftsprüfungsfirma PwC auf Basis von Bundesbank-Daten ausgewertet. Laut PwC handelt es sich um einen Rekordanstieg an Festgeld-Anlagen für deutsche Banken. In den Jahren zuvor seien die Volumina rückläufig gewesen. Damit erlebt eine lange Zeit vernachlässigte Anlageform ein Comeback: das Festgeldkonto.
Nach Angaben von PwC-Partner Daniel Wildhirt vereint Festgeld aktuell den Wunsch der Anleger nach höheren Zinsen und das Interesse der Banken an einer besseren Planbarkeit der Einlagen aufgrund einer längeren Laufzeit. Das "Handelsblatt", das vorab exklusiv über die Zahlen berichtet hatte, kommt auf die Gesamtsumme von 535 Milliarden Euro, die private Kunden sowie Unternehmen bis März dieses Jahres bei deutschen Banken in Festgeld angelegt hätten.
Zinswende kommt inzwischen bei den Sparern an
Beim Festgeld legen sich Kunden auf eine bestimmte Laufzeit für ihr Geld fest und bekommen dafür einen vorher vereinbarten Zins am Ende der Frist garantiert. Das Geld ist allerdings über die gesamte Laufzeit gebunden. Nach Einschätzung von Experten des Online-Vergleichsportals Verivox kommt die Zinswende nun auch bei den Sparern an. "Schon in den letzten Wochen und Monaten sind die Zinsen für Tages- und Festgeld massiv gestiegen, und ein Ende der Rallye ist nicht in Sicht", heißt es bei Verivox. Der intensive Wettbewerb zwinge die Banken, ihre Konditionen permanent nachzubessern.
Gegenüber tagesschau.de sagte Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier: "Wer Angebote vergleicht, kann sich noch höhere Zinsen sichern. Top-Banken aus dem EU-Ausland und Deutschland zahlen aktuell bis zu 4,0 Prozent Zinsen für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit. Anleger können sich so über bis zu 816 Euro Zinseinnahmen nach zwei Jahren freuen."
Die Zinsen für Festgelder seien in den vergangenen 12 Monaten im Durchschnitt um über zwei Prozent gestiegen, so PcC-Bankenexperte Wildhirt. "Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die aktuell sehr hohe Inflation den Zinsanstieg weiterhin überkompensiert. Der reale Zins nach Inflation ist insofern immer noch negativ." Auch beim Festgeld sei es deswegen so, dass Anleger immer noch einen Kaufkraftverlust erleiden.
Inflation frisst Zinserträge
Laut Verivox beträgt der Durchschnittszins bei zweijährigem Festgeld derzeit 2,06 Prozent pro Jahr. Für Tagesgeld gebe es durchschnittlich 0,35 Prozent. Das ist angesichts einer Inflationsrate, die 2022 im Jahresdurchschnitt bei 7,9 Prozent lag und im April dieses Jahres 7,2 Prozent betrug, unterm Strich immer noch ein Minus. Noch stärker schlägt das auf dem Girokonto zu Buche, wo die meisten Deutschen immer noch den Großteil ihrer Ersparnisse parken.
Längst nicht alle Banken bieten attraktive Festgeld-Konditionen an - und geben so den Zinsanstieg durch die Europäische Zentralbank (EZB) an ihre Kunden weiter. Laut Verivox steigt aber die Zahl der Institute, die es tun. Das Vergleichsportal gibt inzwischen mehr als 426 Banken mit Angeboten für zweijähriges Festgeld an. Das seien mehr als dreimal so viele Banken und Sparkassen ein wie noch vor einem Jahr.