Computerspielmesse Gamescom Klassentreffen der Gamer
Fünf Tage lang Gamescom in Köln: Das bedeutete neue Trends und Gemeinschaftsgefühl für Videospielefans. Dabei ging es aber um viel mehr als nur Zocken der neuen Blockbuster-Spiele.
"Das ist wie ein Klassentreffen, nur viel größer und bunter", sagt Finn Hohleich. Der junge Mann steht in Lederhose und bayerischem Trachtenhut in Köln vor den Messehallen. "Das wird jedes Jahr größer und besser. Wir können nicht anders und wollen hier immer wieder spielen und uns durch die Hallen treiben lassen."
Hohleich ist mit drei Freunden aus Bamberg angereist, wie jedes Jahr in traditionellem Outfit, sie seien Videospielefans seit Kindertagen. "Am besten fanden wir dieses Mal 'Little Nightmare 3'. Da hat sich das Warten in der Schlange gelohnt", sagt er und meint damit ein beliebtes Spiel, bei dem sie in eine albtraumhafte Spielwelt abtauchen konnten - eines der vielen neuen Spiele, die auf dem Pflichttermin der Branche in den Kölner Messehallen präsentiert werden.
Hunderttausende zieht es nach Köln für die neuen Spiele, die man ein paar Minuten anspielen darf, für die Mitmachaktionen, für den Austausch mit Gleichgesinnten.
Branche kämpft mit Entlassungen
Während in der deutschen Games-Industrie Sorgen vor Entlassungen und weniger Umsatz wachsen, gab sich die Messe in diesem Jahr lebendig und bunt. Es präsentierten so viele Unternehmen ihre Spiele und Dienstleistungen wie nie zuvor: Mehr als 1.400 Aussteller waren angemeldet, sagt der Messechef Gerald Böse. "Das sind 15 Prozent mehr als bei der Vorjahresveranstaltung. Das ist ein neuer Rekord mit Ausstellern aus 64 Ländern."
Die Veranstalter zählten in den fünf Tagen mehr als 335.000 Besucherinnen und Besucher. "Das Gamer-Herz schlägt für die ganz großen Spieletitel, die so genannten Blockbuster. Sie verschlingen in der Entwicklung teilweise hohe Millionensummen. Und sie werden in den Hallen laut und aufwendig präsentiert. Es gibt Ausstellerflächen, die mehrere tausend Quadratmeter groß sind", so Messechef Böse.
Familienausflug in lauten Messehallen
Das Durchschnittsalter der Spielenden in Deutschland steigt laut Branchenverband erstmals auf über 38 Jahre, da sind Finn Hohleich und seine Freunde vergleichbar jung mit ihren 22 Jahren. "Du siehst hier Väter mit ihren Kindern, sogar alte Opas, Freunde, die seit Jahren zusammen online spielen, aber irgendwo in Deutschland verteilt leben. Das ist eine tolle Zeit", sagt er
Felix Falk vom Branchenverband Game, der das Event mitausrichtet, wertet die deutlich gestiegenen Ausstellerzahlen als Beleg für das wachsende Interesse an der Branche. "Diese Woche hat einmal mehr klargemacht, welche große gesellschaftliche, kulturelle und technologische Kraft in Games steckt und warum Länder weltweit zurecht im Wettkampf um die besten Standortbedingungen für die Games-Branche sind." Computerspiele seien der Zugang zur Zukunft.
Ein Festival auch in der Stadt
Auch wenn der Umsatz mit Spielen, Games-Hardware und Online-Diensten im ersten Halbjahr 2024 um sechs Prozent auf 4,3 Milliarden Euro gesunken ist, hofft Falk auf die Signalwirkung der Gamescom. Die Messe sei ein Erfolg auf ganzer Linie.
Fünf Tage im Zeichen der Videospiele sind vorbei. Während in den Messehallen abgebaut wurde, wird in der Stadt mit dem Gamescom-Festival weiter gefeiert. Straßen sind gesperrt, Bühnen aufgebaut. "Natürlich sind wir heute Abend auch in der Stadt noch dabei und wollen bei den DJ-Sets tanzen", sagt Hohleich. Die Freunde aus Bayern sagen, sie wollen die Computerspiele und die Gemeinschaft noch gebührend feiern.