Gaming-Apps im Test Handyspiele für Kinder meist ungeeignet
Die Stiftung Warentest hat 16 populäre Spiele-Apps für Kinder untersucht. Fast alle der Games sind durchgefallen. Die Tester fanden alarmierende Inhalte und bedenkliche Geschäftsmodelle.
Ihre Optik wirkt harmlos, sie sind vermeintlich kostenlos, und man hat sie auf dem Smartphone immer dabei. Spiele-Apps wie "Brawl Stars", "Clash of Clans” oder "Fortnite" sind beliebt, auch schon bei Kindern im Grundschulalter. Die 13-jährige Schülerin Jule aus Köln erklärt den Reiz der Spiele: "Sie sind richtig süß animiert und machen Spaß."
Aber sie sieht auch Risiken. Die Spiele seien so gebaut, dass man immer weiterspielen will. Und viele ihrer Freunde steckten viel Geld in die vermeintlich kostenlosen Games, um sich im Spiel Vorteile zu erkaufen. Manche hätten schon über einhundert Euro investiert. "Das finde ich krass, man könnte mit diesem Geld so viel anderes machen", sagt Jule.
Rechtsextreme Nutzernamen in Chats
Die Stiftung Warentest bestätigt Jules Eindruck und geht sogar einen Schritt weiter. 16 populäre Handy-Spiele haben die Tester geprüft, auf verschiedene Kriterien wie kindgerechte Inhalte, Werbung oder Anreize, täglich zu spielen. "Unser Ergebnis ist, dass die Spiele ganz überwiegend für Kinder nicht geeignet sind. Einmal haben wir eine Menge nicht kindgerechter Inhalte gefunden, zum Beispiel rechtsextreme oder antisemitische Nutzernamen in Chats", fasst Holger Brackemann von der Stiftung Warentest die Ergebnisse zusammen.
In der Mehrzahl seien die getesteten Games so designt, dass sie dazu verleiten, immer mehr zu spielen und immer mehr Zusätze im Spiel zu kaufen. "Wir haben gesehen, dass Verluste drohen, wenn man das Spiel abbricht. Es gibt auch einen sehr hohen Druck, Sachen in diesen Apps zu kaufen. Der Spielfluss stoppt zum Beispiel und man kommt erst ins nächste Level, wenn man eine Waffe gekauft hat", sagt Brackemann.
Digitale Spiele fester Freizeitbestandteil vieler Kinder
Was tun? Generelle Spiele-Verbote seien keine Lösung, sagen Fachleute wie Deborah Woldemichael von der EU-Initiative "klicksafe". Mobile Games seien inzwischen fester Freizeit-Bestandteil von Kindern und Jugendlichen und auch fester Bestandteil der Jugendkultur. 2023 spielten laut der JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest 72 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche Computer- oder Smartphone-Spiele.
Woldemichael appelliert stattessen an die Eltern, sich intensiv mit den Games und dem Spieleverhalten ihrer Kinder auseinanderzusetzen. "Gerade bei den kostenlosen Spiele-Apps sollten sich Eltern die Einstellungen auf den Geräte, auf denen gespielt wird, regelmäßig zusammen mit ihren Kindern anschauen und die Nutzungsbedingungen für die Apps festlegen."
In-App-Käufe deaktivieren
Eltern können die Spiele nachträglich sicherer machen, indem sie In-App-Käufe deaktivieren oder Chat-Funktionen so einstellen, dass ihr Kind nicht mit Fremden schreiben kann. Auch Push-Benachrichtigungen sollten ausgeschaltet werden, damit das Kind nicht ständig an das Spiel erinnert wird.
Wichtig sei auch, dass Eltern ihren Kindern die manipulativen Spieldesigns, die in den angesagten Spielen eingebaut seien, gut erklären. Informationen dazu gibt es etwa bei Initiativen wie "klicksafe" oder "schau hin".
Mitkriegen, was die Kinder machen
In der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung "Die Arche" in Köln übernehmen diesen Job Einrichtungsleiterin Maike Hess und ihre Kolleginnen und Kollegen. Früher gab es hier ein Handy-Verbot, inzwischen aber sei man gezwungen, die Smartphones in den Alltag zu integrieren. "Alles, was die Kinder hier in der Einrichtung machen, können wir noch kontrollieren und beeinflussen, von daher ist wichtig, dass wir das mitkriegen", sagt Hess.
Der Sozialpädagogin ist wichtig, die Kinder dafür zu sensibilisieren, was ein exzessives Spiele-Verhalten mit ihnen machen kann. In der "Arche" bieten sie auch bewusst Alternativen an: analoge, aber auch elektronische. Denn es gibt durchaus auch Games auf dem Markt, die pädagogisch wertvoll sind.