Games-Branche Bei kleinen Firmen sind die fetten Jahre vorbei
Nach dem Corona-Boom hat die Games-Branche mit höheren Zinsen und Kosten zu kämpfen. Besonders kleinen Entwicklern droht die Luft auszugehen.
Die deutsche Games-Branche, die ab morgen auf der Gamescom in der Kölner Messehalle ihre neuen Spiele präsentiert, kann auf Jahre des stürmischen Wachstums zurückblicken. Dabei wird das ganz große Geld immer noch woanders verdient. Nur schätzungsweise fünf Prozent der in Deutschland erzielten Branchenerlöse entfallen auf deutsche Spieleentwickler.
Ein wesentlicher Wachstumstreiber für die Branche war die Corona-Krise: Die Menschen blieben daheim und suchten Beschäftigung im "Zocken" am PC, Smartphone oder an der Konsole. Entsprechend schnellte der Umsatz mit Games und Hardware im Jahr 2020 um 32 Prozent nach oben. 2021 lag das Wachstum noch bei 17 Prozent, wie der Branchenverband Game berichtet.
Alleine 2021 sprang die Zahl der Games-Firmen in Deutschland um 20 Prozent auf 749 in die Höhe. Zwei Jahre später gab es 908 Entwicklungsstudios und Produzenten (Publisher).
Umsatz geht im ersten Halbjahr zurück
Seither hat sich das Wachstum deutlich abgekühlt. Im ersten Halbjahr 2024 sank der Umsatz sogar um acht Prozent. Mitte 2024 gab es 948 Firmen und damit nur vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Insgesamt beschäftigt der Wirtschaftszweig, der vor allem aus kleinen Entwicklerfirmen besteht, mittlerweile rund 12.400 Menschen.
Aber die Flaute nach dem Corona-Boom fordert ihre ersten Opfer. Besonders kleinen, unabhängigen Studios geht angesichts stagnierender Nachfrage, höherer Zinsen und gestiegener Personalkosten die Luft aus. So mussten bereits die bayerischen Indie-Studios Suspicious Games und Mimimi den Stecker ziehen. Auch Flying Sheep aus Köln, Piranha Bytes aus Essen und Threaks aus Hamburg gerieten in einen Abwärtsstrudel. Die Party sei vorbei, hieß es von Threaks, einem 2009 gegründeten Studio, das über die Jahre diverse Branchenpreise eingeheimst hat.
Verband fordert mehr staatliche Hilfen
Umso besorgter blickt die Branche auf die ins Stocken geratene staatliche Förderung. Der Verband Game pocht seit langem auf Steuererleichterungen und Extra-Fördermittel. Die Spieleentwicklung in Deutschland sei etwa ein Drittel teurer als in anderen Staaten wie Frankreich, Großbritannien und Kanada, beklagen die Branchenvertreter.
Für 2024 hat das Bundeswirtschaftsministerium 50 Millionen Euro bereitgestellt, musste aber angesichts der vielen Förderanträge im Mai 2023 einen Annahmestopp verhängen, der wohl erst Anfang 2025 aufgehoben wird. 2025 wolle man erneut 50 Millionen Euro Bundesfördermittel bereitstellen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. "Vor dem Hintergrund der aktuell sehr angespannten Haushaltssituation ist dies ein Erfolg und ein wichtiges Signal für die Games-Branche."
Weiter in der Luft hängen weitere 33,3 Millionen Euro aus dem Etat der Bundeskulturbeauftragten Claudia Roth (Grüne). Die Umsetzung der Förderung werde noch mit dem Wirtschaftsministerium abgestimmt, heißt es aus ihrem Büro. Auch ob es bei den der Kulturbeauftragten ursprünglich zugesagten insgesamt 100 Millionen Euro für drei Jahre bleibt, ist angesichts der aktuellen Haushaltsdiskussion fraglich geworden.