Probleme deutscher Hersteller Autobauer suchen Inspiration in China
Weil sie sich im weltgrößten Automarkt so schwertun, überlegen deutsche Hersteller in China zunehmend, was sie von chinesischen Rivalen lernen können. Lange war es umgekehrt.
Zahlreiche Influencer drängen zwischen die Autos vor allem der chinesischen Automarken. Mit Selfiesticks und Stativen stehen sie teils direkt nebeneinander, während sie in Online-Netzwerken Livestreams machen und damit Werbung direkt von der Automesse in Shanghai. Die E-Autos von BYD und anderen chinesischen Eigenmarken sind beliebt - und vor allem günstig, sagt der Auto-Blogger Heqi Zhou: "Deutsche Autobauer haben nicht so günstige Preise. Für normale Leute ist 'kostengünstig' sehr wichtig."
E-Autos sind gefragt
Volkswagen ist jetzt nicht mehr die Nummer eins auf dem chinesischen Markt. Der chinesische Autohersteller BYD hat VW als Marktführer in China abgelöst. Vor allem Elektroautos sind in China gefragt. Doch damit tun sich deutsche Autohersteller schwer.
Zur weltgrößten Automesse in Shanghai haben VW, BMW und Mercedes neue voll-elektrische Autos vorgestellt. Es gebe "bereits viele Features" in den Autos des Münchner Herstellers, die von China inspiriert seien, sagte BMW-Chef Oliver Zipse bei der Präsentation der neuen Elektro-Limousine BMW i7. Ein Beispiel sei das Entertainment-System.
Viel Entertainment soll es sein
Software und die Rolle von Tech-Unternehmen haben innerhalb der chinesischen Automobilbranche in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die deutschen Unternehmen hätten diese Entwicklung nicht rechtzeitig erkannt, sagt der chinesische Autoexperte Tu Le von der Beratungsfirma Sino Auto Insights.
"Das hat wirklich gezeigt, wie wenig sie wirklich vom chinesischen Markt verstehen", so Tu Le. "Die chinesischen Elektroautohersteller sind schneller, flexibler, sie sind Experten in der Software. Das hat ihnen Gelegenheit gegeben, den deutschen Autoherstellern Marktanteile wegzunehmen."
Viel buntes Entertainment an Bord - hier in einem Elektroauto der chinesischen Marke Neta.
Großes Erwachen für VW & Co.
Für deutsche Autohersteller ist es das große Erwachen: Nicht mehr deutsche Technologie ist gefragt, sondern chinesische. Volkswagen investierte zum Beispiel mehr als zwei Milliarden Euro in die chinesische Software-Firma Horizon Robotics.
Eine weitere Milliarde Euro soll nun in ein neues Innovationszentrum in der südchinesischen Stadt Hefei fließen. Das kündigte VW am Rande der Automesse in Shanghai an. Außerdem sollen Produktionsprozesse bis zum fertigen Auto künftig schneller werden.
Nio hofft auf 20 Prozent Marktanteil in Europa
Auch auf dem Weltmarkt sind chinesische E-Autos auf dem Vormarsch. China liegt bei den Autoexporten nur noch knapp hinter Deutschland. William Li, Gründer und Chef des chinesischen Herstellers Nio, hat große Pläne in Europa. Seit Herbst vergangenen Jahres gibt es die chinesische Marke auch in Deutschland. "Wir hoffen natürlich, dass wir in China mehr Marktanteile gewinnen können, und in Europa hoffen wir, einen Marktanteil von etwa 20 Prozent zu erreichen, was wir langfristig für ein relativ gesundes Ziel halten", sagt der Automanager.
Antonia Hmaidi vom China-Forschungsinstitut Merics in Berlin warnt indes vor Datenklau und -missbrauch bei chinesischer Technologie und Software in Autos. Sofern die Daten in China gespeichert werden, könne die chinesische Regierung Zugriff darauf haben. Ihre Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten seien sehr weitgehend, vor allem könne die Regierung Daten anfragen.
Standortdaten könnten interessant für Regierung sein
"Viele dieser Daten, die autospezifisch sind, sind tatsächlich sehr wichtig auch für eine Regierung", sagt Hmaidi. "Das können Standortdaten sein. Das können auch Daten sein zum Fahrverhalten und zum Beispiel dazu, wie risikoreich sich eine Person verhält."
Informationen hierzu könne die chinesische Regierung bei Unternehmen des Landes anfragen, und keine chinesische Firma habe die Möglichkeit, sich zu weigern.