Arbeitgebertag Vier-Tage-Woche - ein Modell mit Zukunft?
Waschen, Föhnen, Legen, aber nur mittwochs bis samstags - ein Friseurgeschäft in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist nur vier Tagen pro Woche geöffnet. Ein Modell für andere Arbeitgeber, um die Personalnot zu lindern?
Ursprünglich ging es Daniel Röber darum, Energiekosten zu sparen. Darum hat er in seinem Friseurgeschäft die Vier-Tage-Woche eingeführt. Die Bilanz nach einem Jahr: Seine Energiekosten sind zwar kaum gesunken, aber dass der Laden an drei Tagen geschlossen bleibt, macht sich für ihn als Inhaber trotzdem bezahlt.
"Meine Mitarbeiter sind deutlich zufriedener, die Kreativität, meine eigene und die meines Teams hat sich gesteigert", sagt Röber. "Und natürlich ist es für mich als Unternehmer auch schön, einen Tag mehr mit der Familie zu verbringen."
"Mehr Zeit zum Relaxen und Ausschlafen"
Leonie Küpper hat im vergangenen Sommer ihre Ausbildung im Geschäft von Röber abgeschlossen. An drei Tagen in Folge frei zu haben, genießt die 20-Jährige: freie Zeit, die sie mit ihrem Hund verbringen kann. "Ich habe mehr Zeit zum Relaxen und Ausschlafen. Und ich kann mir bequem Arzttermine und andere wichtigen Termine auf die freien Wochentage legen und muss das nicht abends nach der Arbeit machen."
Auch wenn sie in seinem Friseurgeschäft nur von mittwochs bis samstags arbeiten, finanzielle Einbußen hat Röber keine. Denn sie arbeiten trotzdem 40 Stunden in der Woche, also 10 Stunden am Tag. Dafür haben dann alle drei Tage am Stück frei.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist das durchaus ein Vorteil, denn das bindet die Mitarbeiterinnen. So möchte Leonie Küpper auf die Vier-Tage-Woche nicht mehr verzichten. Für sie sei das ein kleiner Luxus, den sie nicht mehr so leicht aufgeben wolle. "Dadurch, dass ich natürlich jetzt selber gespürt habe, wie schön es ist, eine Vier-Tage-Woche zu haben, würde es mir schwer fallen, einfach wieder zu sagen, ich gehe jetzt wieder fünf Tage arbeiten."
Arbeit muss gut organisiert sein
"Wenn Arbeitgeber flexibles Arbeiten wie eine Vier-Tage-Woche ermöglichen, macht sie das ohne Zweifel attraktiv", sagt der Arbeitspsychologe Thomas Rigotti von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Aber der Experte sieht auch Risiken. "Wenn die Arbeit nicht gut organisiert ist und dann eine Intensivierung stattfindet, also dann in den vier Tagen, in denen gearbeitet wird letztendlich eine höhere Stressbelastung anfällt, die durch den freien Tag auch nicht kompensiert werden kann."
Die Vier-Tage-Woche müsse gut vorbereitet sein, außerdem sei das Modell nicht auf alle Unternehmen übertragbar, so der Experte. In manchen Bereichen sei die Arbeit schlichtweg nicht an vier Tagen zu bewältigen. "Dann drohen unbezahlte Überstunden und der freie Tag ist damit futsch", sagt Rigotti.
Lange Tage sind anstrengend
Nur Vorteile hat die Vier-Tage-Woche auch aus Sicht von Friseur Röber nicht. "Wir arbeiten hier im Geschäft 40 Stunden an vier Tagen, das ist natürlich auch anstrengend." Danach sei man froh, ins Wochenende zu gehen. "Natürlich ist man nach den vier langen Tagen ein bisschen erschöpft, gar keine Frage", sagt auch die angestellte Friseurin Küpper. Sie müsse sich dann erstmal ausruhen.
Eine Vier-Tage-Woche mit weniger Arbeitsstunden bei vollem Lohnausgleich, wie es manche Politikerin oder Arbeitnehmervertreter fordern, kommt für Saloninhaber Röber nicht in Frage. "Ich muss ja unternehmerisch denken. Weniger arbeiten und gleichviel zahlen, das funktioniert nicht."
Und seinen Vollzeitkräften sei es wichtig gewesen, weiterhin das Gehalt für vierzig Stunden zu bekommen, auch wenn sie nur an vier Tagen arbeiten, so Röber. So wie sie die Vier-Tage-Woche jetzt handhaben, sei es für ihn und sein Geschäft genau das richtige Modell. Die Vorteile überwögen, eine Rückkehr zur Fünf-Tage-Woche wolle das gesamte Team nicht.