Lage im Nahen Osten ++ 240 Festnahmen bei Razzia in Gaza-Krankenhaus ++
Israels Armee meldet die Festnahme von 240 mutmaßliche Hamas-Kämpfen im Kamal-Adwan-Krankenhaus im Gazastreifen. Israel hat nach eigenen Angaben erneut eine Rakete aus dem Jemen abgeschossen. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
- 240 mutmaßliche Hamas-Kämpfer in Krankenhaus gefangengenommen
- Raketenangriffe aus Gaza auf Israel abgewehrt
- Hamas-Ministerium meldet 48 Tote im Gazastreifen
- Libanon weist laut Bericht 70 Offiziere nach Syrien aus
- Israel fängt Rakete aus dem Jemen ab
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Demonstranten fordern erneut Geiseldeal von Netanjahu
Mehr als 1.000 Menschen haben in Tel Aviv für die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert. Einav Zangauker, die Mutter einer Geisel, forderte in ihrer Rede die Teilnehmer dazu auf, die Augen zu schließen, wie die "Times of Israel" berichtete. "Ich habe einen Traum", rief sie. "Ich träume, dass mein Matan und die anderen 99 Geiseln zu uns zurückkehren. Im Traum sehe ich, wie der Ministerpräsident (Benjamin Netanjahu) den Deal unterzeichnet, der alle Geiseln nach Hause bringt."
"Und jetzt öffnet eure Augen weit", fuhr sie fort. "Öffnet sie weit: Unser Ministerpräsident möchte die Geiseln nicht nach Hause bringen und den Krieg (in Gaza) nicht beenden." Aus der Menge ertönten Buh-Rufe. "Netanjahu, vergiss nicht: Die Geschichte vergisst nicht", schloss Zangauker ihre Ansprache.
Polizeichef im Iran bei Attentat getötet
Ein Selbstmordattentäter hat in Irans südlicher Hafenstadt Bandar Lengeh den Polizeichef getötet. Das berichten iranische Staatsmedien. Der nicht identifizierte Attentäter sei ebenfalls getötet und ein weiterer Polizeibeamter sei bei dem Anschlag vor einem Polizeipräsidium in der Hafenstadt am Golf verletzt worden, hießt es in den Medienberichten.
Der Anschlag ereignete sich wenige Tage vor dem Jahrestag zweier Selbstmordattentate am 3. Januar, bei denen fast 100 Menschen an einer Gedenkstätte im Südosten des Irans für den General Kassem Soleimani getötet wurden. Dieser war 2020 im Irak durch einen US-Drohnenangriff ums Leben gekommen. Der Islamische Staat hat sich zu diesen beiden Selbstmordattentaten bekannt.
Israel meldet Gefangennahme von mutmaßlichen 240 Hamas-Kämpfern in Krankenhaus
Israels Armee hat nach eigener Darstellung bei der Erstürmung eines Krankenhauses im Norden des Gazastreifens 240 mutmaßliche Hamas-Kämpfer gefangen genommen. Unter den Festgenommenen ist auch der Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses in Beit Lahia, Hussam Abu Safeia, teilte die Armee mit. Er werde verdächtigt, ein "Terror-Kader" der Hamas zu sein, hieß es weiter. Einige Milizionäre hätte sich als Patienten verkleidet, andere bewaffneten Widerstand geleistet, hieß es weiter. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die israelischen Streitkräfte hatten am Freitagmorgen das Krankenhaus angegriffen. Nach Darstellung der Armee ist der Einsatz inzwischen beendet. Aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen hieß es, es habe mehrere Verletzte bei dem Einsatz gegeben.
Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel
Extremisten haben israelischen Angaben zufolge zwei Geschosse aus dem Norden des Gazastreifens Richtung Israel abgefeuert. Im Großraum Jerusalem und Südisrael gab es am Nachmittag deshalb Raketenalarm. Die beiden Geschosse seien abgefangen worden, teilte das israelische Militär mit.
Berichte über Verletzte oder Schäden gibt es bislang nicht. Raketenangriffe aus dem seit mehr als einem Jahr heftig umkämpften Gazastreifen sind in den vergangenen Monaten selten geworden.
Hamas-Ministerium meldet 48 Tote im Gazastreifen
Israel hat seine Angriffe im Gazastreifen am Samstag fortgesetzt. In den vergangenen 24 Stunden seien 48 Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden, teilte das von der militant-islamistischen Hamas geleitete Gesundheitsministerium mit. Bei einem nächtlichen Angriff wurden in Maghasi nach Angaben des Personals im Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus mindestens neun Menschen getötet, unter ihnen Frauen und Kinder. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP sah die Toten in der Leichenhalle.
Unterdessen teilte Israel mit, seine Truppen operierten in der Stadt Beit Hanun im Norden des Gazastreifens. Laut Geheimdienstinformationen befänden sich in dem Gebiet Kämpfer und Infrastruktur der Hamas.
Bericht: Libanon weist 70 Offiziere nach Syrien aus
Der Libanon hat rund 70 syrische Offiziere und Soldaten ausgewiesen und nach Syrien zurückgeschickt, nachdem sie auf informellen Wegen illegal ins Land eingereist waren. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich auf einen libanesischen Sicherheitsbeamten und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Syrische Militärangehörige verschiedener Dienstgrade seien über den nördlichen Grenzübergang Arida im Libanon zurückgeschickt worden.
Die Rückkehrer seien von Syriens neuen Regierungsbehörden nach dem Grenzübertritt festgenommen worden. Viele hochrangige syrische Beamte und Personen aus dem Umfeld der ehemaligen Herrscherfamilie von Bashar al-Assad flohen nach dem Sturz von Assads Regime am 8. Dezember aus dem Land in den benachbarten Libanon.
Israels Armee zerstört Hisbollah-Tunnel im Libanon
Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge einen Tunnel der Hisbollah im Südlibanon entdeckt und zerstört. Die unterirdische Route der Elitetruppe Radwan sei rund 100 Meter lang gewesen, teilte das israelische Militär mit. Sie habe zu einem Kommandozentrum der Hisbollah geführt. Israelische Einsatzkräfte hätten dort viele Sprengsätze und Raketenwerfer, in dem Tunnel Gewehre, Raketen und nicht näher beschriebene Geräte zur Überwachung gefunden.
Das israelische Militär veröffentliche Aufnahmen, die Waffen in dem engen, von Soldaten beleuchteten Tunnel zeigen sollen. Wo genau er sich im Nachbarland befand, teilte das Militär nicht mit. Die Angaben der Armee ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
China und Iran: Naher Osten "kein Schlachtfeld für Großmächte"
Der Nahe Osten sollte aus Sicht der Außenminister von China und dem Iran "kein Schlachtfeld für die Großmächte" sein. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi und sein chinesischer Kollege Wang Yi seien sich einig, "dass der Nahe Osten den Menschen im Nahen Osten gehört und kein Schlachtfeld für die Großmächte ist und nicht Opfer geopolitischer Konkurrenz und Konflikte zwischen Ländern außerhalb der Region werden sollte", hieß es in einer Mitteilung des chinesischen Außenministeriums.
Die internationale Gemeinschaft solle "die Souveränität, Sicherheit, Stabilität, Einheit und territoriale Integrität der Länder des Nahen Ostens respektieren", hieß es weiter. Die beiden Länder bekräftigten ihre Forderung nach einer Waffenruhe im Gazastreifen, der ordnungsgemäßen Umsetzung der Waffenruhe im Libanon und der "Förderung von Terrorismusbekämpfung, Versöhnung und humanitären Prozessen in Syrien".
Araghtschi reiste zum ersten Mal seit seiner Ernennung zum iranischen Außenminister zu Besuch nach China. Die Volksrepublik und der Iran waren Unterstützer des gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad.
UN-Vertreter wirft Israel Angriff auf Zivil-Luftverkehr im Jemen vor
Israel hat nach den Worten eines führenden UN-Vertreters den internationalen Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa angegriffen, als dort gerade ein Verkehrsflugzeug mit Hunderten Passagieren landete. Der Airbus A320 habe zum Glück sicher landen können, sagte der UN-Koordinator für den Jemen, Julien Harneis, Reportern bei den Vereinten Nationen.
Harneis berichtete, er sei am Donnerstag Zeuge der Angriffe geworden, als eine UN-Delegation unter Führung des Leiters der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihre Abreise gewartet habe. Mitarbeiter im Kontrollturm des Flughafens seien getötet worden. Die UN sprachen von mindestens drei Toten und Dutzenden Verletzten.
Israel erklärte, es habe den Flughafen bombardiert, weil er von den jemenitischen Huthi-Rebellen genutzt werde, die die Hauptstadt Sanaa kontrollieren und Israel sowie den Schiffsverkehr im Roten Meer angreifen. Das Militär teilte mit, es habe keine Kenntnis davon gehabt, dass sich der WHO-Chef oder die Delegation zum Zeitpunkt des Angriffs am Flughafen aufhielten.
Kämpfe in Nordsyrien gehen weiter
Im Norden Syriens hat es zwischen protürkischen Kräften und kurdischen Milizen erneut gegenseitigen Beschuss gegeben. Die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hätten in der Nacht Raketen auf Stellungen der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalen Armee (SNA) nahe dem umkämpften Tischrin-Staudamm gefeuert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Die SNA habe mit heftigem Beschuss auf kurdische Ziele nahe der Grenzstadt Kobane reagiert. Nach Angaben der SDF gab es an mehreren Fronten schwere Gefechte. Dabei seien 17 SNA-Mitglieder getötet worden. Unter den Toten soll auch mindestens ein Kommandeur sein. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Nach Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien wurden auch mehrere Zivilisten durch SNA-Angriffe verletzt.
Palästinenser: Tote nach neuem Angriff im Gazastreifen
Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge neun Menschen ums Leben gekommen. Israels Armee habe am Morgen ein Haus im Flüchtlingsviertel Al-Maghasi im zentralen Abschnitt des Küstengebiets getroffen, hieß es aus medizinischen Kreisen dort. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte mit, sie gehe dem Bericht nach.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Hamas-Gesundheitsbehörde: Klinikleiter festgenommen
Die von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wirft israelischen Einsatzkräften vor, einen Krankenhausdirektor festgenommen zu haben. Hussam Abu Safeia und Dutzende weitere Mitarbeiter des Kamal-Adwan-Krankenhauses seien für Verhöre in eine Einrichtung gebracht worden, teilte die Behörde mit.
Die israelische Armee äußerte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht zu dem Vorfall. Sie hatte am Freitag erklärt, einen Einsatz gegen Hamas-Kämpfer im Gebiet der Kamal-Adwan-Klinik eingeleitet zu haben und angegeben, die Einrichtung sei eine "zentrale Hochburg für terroristische Organisationen". Die Hamas bestritt die Präsenz ihrer Kämpfer in der Klinik und warf Israel vor, die Einrichtung gestürmt zu haben.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verurteilte das Vorgehen Israels scharf und warf dem Militär vor, das Gesundheitssystem im Gazastreifen systematisch zu zerlegen. Das Kamal-Adwan-Krankenhaus sei durch den Einsatz außer Betrieb gesetzt worden.
Israel fängt Rakete aus dem Jemen ab
Die israelische Luftabwehr hat in der Nacht laut Militärangaben wieder eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. Sie sei noch außerhalb der eigenen Landesgrenzen abgeschossen worden, teilte das Militär mit. In Dutzenden von Städten des Landes, darunter auch im Raum Jerusalem und am Toten Meer, hatten wieder die Warnsirenen geheult.
Zuvor waren erneut militärische Einrichtungen der proiranischen Huthi-Miliz im Jemen Ziel von Luftangriffen geworden. Der TV-Sender Al-Masirah, der als Sprachrohr der Miliz gilt, sprach von Angriffen der USA und Großbritanniens. Aus Washington oder London gibt es dazu bisher keine Bestätigung.
Die Huthi-Miliz ist wie die islamistische Hamas im Gazastreifen und die libanesische Hisbollah mit Israels Erzfeind Iran verbündet. Seit Beginn des Gaza-Kriegs feuerten die Huthi in Solidarität mit der Hamas immer wieder Raketen auf Israel und Handelsschiffe im Roten Meer ab.
Autobombe im Norden Syriens
Im Zentrum der kurdisch kontrollierten Stadt Manbidsch im Norden Syriens ist gestern Abend eine Autobombe explodiert. Dabei kam es zu Sachschäden - Opfer gab es zunächst keine, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte. Demnach bekannte sich zunächst niemand zu dem Anschlag. Auch der Rettungsdienst Weißhelme meldete die Explosion: "Eine Autobombe ist vor der großen Moschee im Zentrum von Manbidsch explodiert", erklärte die Organisation.
Laut der Beobachtungsstelle mit Sitz in London handelt es sich um den zweiten Angriff dieser Art innerhalb weniger Tage. Den Aktivisten zufolge waren am Dienstag in Manbidsch zwei Menschen durch Bomben in einem Auto getötet worden. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien, oft lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen. In den von Kurden gehaltenen Gebieten im Norden Syriens gibt es regelmäßig Zusammenstöße zwischen von der Türkei unterstützten Gruppen und den von den USA unterstützen Demokratischen Kräften Syriens.
WHO: Krankenhaus in Gaza "außer Betrieb"
Bei einem israelischen Militäreinsatz ist das letzte große Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO "außer Betrieb" gesetzt worden. "Erste Berichte deuten darauf hin, dass einige wichtige Abteilungen bei der Razzia stark verbrannt und zerstört wurden", erklärte die WHO im Onlinedienst X. Die israelische Armee hatte nach eigenen Angaben einen Einsatz gegen Kämpfer der Hamas-Terrormiliz in der Kamal-Adwan-Klinik in Beit Lahia eingeleitet. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben Israels derzeit nicht.
Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen
Laut WHO sollen noch vor dem Jahreswechsel etwa 50 Tonnen EU-finanzierte medizinische Hilfsgüter in Syrien ankommen. Bei einem mutmaßlichen Terrorangriff hat in Israel ein Palästinenser eine Frau erstochen.