Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt auf.
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Krieg in Nahost ++ Libanon meldet Angriffe auf Süden Beiruts ++

Stand: 19.10.2024 16:42 Uhr

Israel hat nach libanesischen Angaben erneut Luftangriffe in Beiruts Süden ausgeführt. Die Hamas ist laut Irans oberstem geistlichen Führer Chamenei weiter "lebendig" - auch nach dem Tod ihres Chefs Sinwar. Die Entwicklungen im Liveblog.

Bei einem israelischen Luftangriff auf eine Ortschaft in der westlichen Bekaa-Ebene im Libanon sind nach Angaben der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA mehrere Menschen getötet worden. Unter den Toten sei auch ein Bürgermeister, hieß es in der Meldung. 

Das israelische Militär äußerte sich zu dem Vorgang noch nicht.  Ziel des Angriffs war dem Bericht der Nachrichtenagentur zufolge ein Wohnhaus in der Ortschaft Balul. Dem Gesundheitsministerium in Beirut zufolge wurden vier Menschen getötet und 13 weitere verletzt. NNA berichtete von fünf Toten. Der getötete Bürgermeister stammte demnach aus einem Ort in der Umgebung.

Wenn sich bestätigt, dass der Bürgermeister unter den Todesopfern ist, wäre es innerhalb weniger Tage bereits der zweite Bürgermeister im Libanon, der getötet wurde. Erst am Mittwoch war der Bürgermeister der Stadt Nabatija bei einem israelischen Luftschlag ums Leben gekommen. Auch aus anderen Teilen des Landes wurden Luftschläge gemeldet.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz erneut vorgeworfen, im Gazastreifen einen Völkermord zu begehen. Er habe mit Scholz über den "Völkermord" in Gaza gesprochen, sagte Erdogan im Anschluss an das Treffen in Istanbul.

Erdogan rief zudem dazu auf, mehr Druck auf Israel auszuüben, damit mehr humanitäre Hilfe in den abgeriegelten Küstenstreifen gelangen kann. Er warf Israel Expansionspolitik vor.  Scholz wies den Völkermord-Vorwurf Erdogans zurück. "Deutschland hat nicht die Einschätzung (…), dass der Vorwurf des Völkermords gerechtfertigt ist", sagte er.

Er betonte aber, dass zivile Opfer egal auf welcher Seite gleichermaßen beklagt werden müssten. Es dürfe kein geteiltes Leid geben. Der Kanzler betonte, dass Israel das Recht habe, sich zu verteidigen, sich dabei aber an das Völkerrecht halten müsse. "Das ist eine Anforderung, die selbstverständlich ist."

Die israelische Armee hat nach libanesischen Angaben erneut Luftangriffe im Süden von Beirut ausgeführt. 45 Minuten nach der Veröffentlichung eines Evakierungsaufrufs durch die israelischen Streitkräfte seien zwei Angriffe geflogen worden, verlautete aus libanesischen Sicherheitskreisen.

Der amtlichen libanesischen Nachrichtenagentur ANI zufolge wurde das Viertel Haret Hreik getroffen. Auf Bildern waren große Rauchwolken zu sehen, die aus dem dicht besiedelten Gebiet aufstiegen.  Zuletzt hatte Israel Haret Hreik vor drei Tagen angegriffen. Viele der Bewohner des dicht besiedelten Wohngebiets sind bereits geflohen.

Die Armee hatte den Evakuierungsaufruf zuvor an die Bewohner dieses Viertels gerichtet. "Sie wohnen in der Nähe von Einrichtungen (...) der Hisbollah", warnte ein Armeesprecher im Onlinedienst X. 

Israelische Flugzeuge werfen über dem Gazastreifen Flugblätter mit einem Bild des getöteten Hamas-Chefs Jahja Sinwar ab. "Hamas wird Gaza nicht länger regieren", steht auf Arabisch auf den Blättern.

"Wer die Waffe niederlegt und die Geiseln übergibt, darf gehen und in Frieden leben", heißt es weiter, berichten Einwohner der Stadt Chan Junis. Die Zitate ähneln Äußerungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vom Donnerstag, als er den Tod Sinwars kommentierte.

Polizisten haben im Westjordanland nach Angaben der israelischen Armee einen Palästinenser erschossen, der mit seinem Auto absichtlich einen Jeep der Sicherheitskräfte rammte.

Nur Sekunden vor dem Aufprall am Ortseingang zu der jüdischen Siedlung Ofra nördlich von Ramallah hatte noch ein Polizist an der offenen Tür des Geländewagens gestanden, wie in einem vom israelischen Sender Kan auf der Plattform X geteilten Video zu sehen war. 

Die islamistische Terrororganisation Hamas bezeichnete den Angreifer als "Widerstandskämpfer". Seine Tat sei eine Antwort auf die Verbrechen der israelischen Besatzung und den Terror gegen das palästinensische Volk.  S

Bei Raketen- und Drohnenangriffen der Schiitenmiliz Hisbollah aus dem Libanon ist in Israel nach Angaben eines Rettungsdienstes ein Mann getötet worden. Der 50-Jährige sei in seinem Auto von Schrapnell getroffen worden, erklärten die Helfer von Magen David Adom auf der Plattform X. Zudem wurden nach Angaben israelischer Medien mindestens neun Menschen bei den Angriffen aus dem nördlichen Nachbarland verletzt. 

Nach Angaben der israelischen Armee wurden im Laufe des Vormittags rund 115 Projektile vom Libanon aus Richtung Israel abgeschossen. Einige seien abgefangen worden, weitere auf offenem Gelände eingeschlagen. Einige trafen aber Medienberichten zufolge auch bewohnte Gebiete wie etwa Krijat Ata östlich der Hafenstadt Haifa. Die mit dem Iran verbündete Hisbollah bestätigte, dass sie Raketen auf Israel abgeschossen habe.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Eskalation des Konflikts im Nahen Osten sind die Verteidigungsminister der G7-Staaten am Samstag zu einem Treffen in Neapel zusammengekommen. Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto empfing seine Amtskollegen, darunter US-Außenminister Lloyd Austin und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), im Königlichen Schloss in der süditalienischen Stadt.

Italien hat derzeit den rotierenden Vorsitz der G7-Staaten inne, zu denen neben Deutschland auch Frankreich, Kanada, die USA, Japan und Großbritannien zählen.

 Lloyd Austin wird von Guido Crosetto (re) während des Treffens der G7-Verteidigungsminister in Neapel begrüßt

Italiens Verteidigungsminister Crosetto begrüßt seinen amerikanischen Amtskollegen in Neapel: Zentrales Thema des Treffens der G7-Verteidigungsminister ist der Nahost-Konflikt.

Nach Angaben des israelischen Militärs ist in der Stadt Caesarea eine Drohne eingeschlagen. Sie sei im Libanon gestartet, hieß es. Nach Armeeangaben wurde niemand verletzt. In Caesarea befindet sich auch ein Wohnhaus von Regierungschef Benjamin Netanyahu. Ein Sprecher Netanyahus sagte, der Premier sei nicht vor Ort gewesen.

Karte: Caesarea, Israel

Bei einem israelischen Angriff auf Jounieh sind nach libanesischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Der Angriff habe einem Auto gegolten, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Die Stadt Jounieh liegt nördlich von Beirut.

Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus im Flüchtlingslager Al Maghazi im Zentrum des Gazastreifens soll es mehrere Tote geben. Elf Menschen seien getötet worden, teilte die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Samstag mit. Unter den Trümmern werden laut Wafa noch immer Menschen vermisst.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Eine im Libanon gestartete Drohne ist nach Angaben des israelischen Militärs in ein Gebäude in der Stadt Caesarea eingeschlagen, wo auch ein Wohnhaus von Regierungschef Benjamin Netanyahu liegt. Israelischen Medienberichten zufolge war zunächst unbekannt, ob sich Netanyahu zur Zeit des Angriffs in dem Küstenort am Mittelmeer aufgehalten hatte. Nach Armeeangaben wurde niemand verletzt. Zwei weitere unbemannte Flugobjekte wurden demnach abgefangen. 

Luftalarm gab es auch in der weiter südlich gelegenen Küstenmetropole Tel Aviv. Dort sei eine Drohne im Anflug auf den Stadtteil Glilot gewesen, wo das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und eine andere Geheimdienstzentrale liegen. Die Sirenen heulten nach Armeeangaben auch in zahlreichen Orten Nordisraels wie etwa der Stadt Tiberias am Westufer des Sees Genezareth.

Sicherheitspersonal steht an einer Straße in Caesarea in Israel

Sicherheitspersonal bewacht eine Straße in der israelischen Stadt Caeseara. Dort hat eine Drohne ein Gebäude getroffen – auch Regierungschef Netanyahu hat dort ein Wohnhaus. Niemand wurde verletzt.

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas ist trotz des Tods ihres Chefs Jihia Sinwar nach Angaben von Irans oberstem geistlichem Führer, Ayatollah Ali Chamenei, weiterhin "lebendig und wird überleben". Der Verlust sei zwar schmerzhaft für die Front des Widerstands gegen Israel, "aber sie wird mit dem Märtyrertod Sinwars keineswegs aufhören", erklärte Chamenei.

Der frühere Anführer der islamistischen Hamas im Gazastreifen, Jihia Sinwar, ist nach Angaben des für die Obduktion verantwortlichen Forensikers durch einen Kopfschuss getötet worden. Das sagte der leitende Pathologe am Nationalen Zentrum für Forensik in Tel Aviv, Chen Kugel, dem US-Fernsehsender CNN. Er hatte die Autopsie der Leiche des Hamas-Chefs durchgeführt. Zwar habe Sinwar auch Verletzungen von Schrapnells und auf ihn gestürztem Mauerwerk erlitten. Ursächlich für seinen Tod sei aber der Kopfschuss gewesen, sagte Kugel.

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat Amtsinhaber Joe Biden vorgeworfen, den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu in Kriegszeiten nicht ausreichend zu unterstützen. Auf Nachfrage von Reportern sagte Trump im Bundesstaat Michigan über Netanyahu: "Er macht einen guten Job. Biden versucht, ihn zu bremsen, und sollte stattdessen wahrscheinlich das Gegenteil tun."

Bei einem israelischen Angriff im Norden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien 20 Frauen und Kinder, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Mehr als 50 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf die Stadt Dschabaliya verletzt worden. Die Angaben konnten bislang nicht unabhängig überprüft werden. Die israelischen Streitkräfte äußerten sich bislang nicht zu dem Bericht. 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Eine Expertin der Vereinten Nationen hat Deutschland und mehreren anderen westlichen Demokratien vorgeworfen, das Recht, für die palästinensische Sache zu demonstrieren, unterdrückt zu haben. Die UN-Sonderberichterstatterin Irene Khan warf "vielen europäischen Ländern" vor, "Maßnahmen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit, zur Unterdrückung von Protesten gegen das Blutbad in Gaza und zum Verbot von pro-palästinensischen Demonstrationen" verhängt zu haben.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat einem Medienbericht zufolge eine deutliche Steigerung der derzeit spärlich fließenden Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen angeordnet. Das öffentlich-rechtliche Kan-Radio berichtete, künftig sollen pro Tag 250 Lastwagen humanitäre Güter in das Küstengebiet am Mittelmeer bringen, in dem seit mehr als einem Jahr Krieg herrscht. 

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben 30 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern in den Norden des Gazastreifens gelassen. Die Hamas hat den Tod ihres Anführers Sinwar bestätigt. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 19. Oktober 2024 um 08:41 Uhr.