Eine Rauchwolke steigt nach einem Luftangriff über einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut auf.

Krieg in Nahost Neue Angriffe und keine Hoffnung auf Frieden

Stand: 19.10.2024 22:21 Uhr

Im Libanon und in Gaza gehen die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter. Auch im Norden Israels dauert der Beschuss durch die Hisbollah an. Unterdessen droht Premier Netanyahu nach einem mutmaßlichen Anschlagsversuch seinen Feinden.

Auf Bildern waren große Rauchwolken zu sehen, die aus dem dicht besiedelten Gebiet aufstiegen: Das israelische Militär hat erneut die südlichen Vororte der Hauptstadt Beirut angegriffen. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, dass der Vorort Haret Hreik von einer ganzen Reihe von Einschlägen getroffen worden sei. Der Angriff der Luftwaffe habe sich gegen mehrere Waffenlager der Hisbollah und ein Kommandozentrum des Geheimdienst-Hauptquartiers der Miliz im Süden von Beirut gerichtet, erklärte die israelische Armee am Abend.

Zuletzt hatte Israel Ziele in Haret Hreik vor drei Tagen angegriffen. Viele der Bewohner des dicht besiedelten Wohngebiets sind bereits geflohen. Haret Hreik gehört zu Beiruts südlichen Vororten, die unter dem Namen Dahija bekannt sind. Auch das benachbarte Viertel Burdsch al-Baradschinah und die Stadt Schujefat wurden Berichten zufolge von Explosionen erschüttert. Zuvor hatte ein Sprecher der israelischen Armee die Bewohner in den betroffenen Gebieten zur Flucht aufgerufen.

Israel meldet Tote und Verletzte im Norden

Die US-Regierung als wichtigster Verbündeter hatte Israel kürzlich ungewöhnlich deutlich für die Angriffe im Gebiet der Hauptstadt Beirut kritisiert und zur Rücksichtnahme aufgerufen. Das israelische Militär wiederum wirft der Hisbollah vor, Waffenlager und Produktionsstätten im Herzen Beiruts unter Wohnhäusern eingerichtet zu haben.

Israels Armee meldete ihrerseits wiederum Luftangriffe der Hisbollah mit Dutzenden Raketen und mehreren Drohnen auf den Norden Israels. Dabei seien ein Mensch getötet und mindestens neun verletzt worden.

Drohne über Netanyahus Residenz abgeschossen

Unterdessen warf Israels Premier Benjamin Netanyahu dem Iran und dessen Verbündeten einen Attentatsversuch vor. Am Morgen war in der Stadt Caesarea nach israelischen Angaben eine aus dem Libanon kommende Drohne über der Privatresidenz Netanyahus abgeschossen worden. Den Versuch, ihn und seine Frau "zu ermorden", würden der Iran und dessen Verbündete noch "bereuen", erklärte Netanyahu am Abend.

"Ich sage den Iranern und ihren Partnern der Achse des Bösen: Jeder, der den Bürgern des Staates Israel Schaden zufügt, wird einen hohen Preis dafür zahlen." Außenminister Israel Katz erklärte im Onlinedienst X, mit dem "Attentatsversuch" auf Netanyahu und seine Familie habe der Iran "ein weiteres Mal sein wahres Gesicht" gezeigt.

Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Irna steht die Hisbollah-Miliz im Libanon hinter dem Drohnenangriff. Irna beruft sich dabei auf die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen.

Widerstand laut Irans Führer ungebrochen

Im Gazastreifen gehen derweil die Kämpfe in unverminderter Härte weiter. Im Flüchtlingslager Al Maghasi seien bei einem Angriff mindestens elf Menschen getötet worden, teilte die von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit.

Die Hoffnungen schwinden, der Tod von Hamas-Anführer Jihia Sinwar könnte den Bemühungen um ein Ende der Kämpfe neue Impulse geben. Im Iran erklärte das geistliche und politische Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei, die Hamas werde weiter existieren, der Widerstand sei ungebrochen.

Flugblätter fordern in Gaza zur Aufgabe auf

Ungeachtet dessen rief die israelische Armee die Hamas und andere Extremisten im Gazastreifen mit Flugblättern offenbar erneut zur Aufgabe auf. Wer die Waffen niederlege und die aus Israel verschleppten Geiseln übergebe, dem werde nichts geschehen, stand sinngemäß auf Flugblättern in arabischer Sprache. Auf ihnen war auch ein Foto der Leiche Sinwars abgedruckt, wie Menschen in der Stadt Chan Junis der Nachrichtenagentur dpa berichteten. 

Mit einem ähnlichen Aufruf hatte sich Israels Regierungschef Netanyahu bereits am Donnerstag an die Geiselnehmer in Gaza gewandt, als der Tod Sinwars bestätigt worden war. "Wer seine Waffen niederlegt und die Geiseln zurückgibt - dem werden wir es ermöglichen, herauszukommen und zu überleben." 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Oktober 2024 um 21:45 Uhr.