Krieg in Nahost ++ Biden warnt vor "umfassendem Krieg" ++
Angesichts der Lage in Nahost warnt US-Präsident Biden vor einem "umfassenden Krieg". Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind offenbar eine schwangere Frau und ihre vier Kinder getötet worden. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.
- Biden warnt vor "umfassendem Krieg"
- UN meldet meht als 90.000 Vertriebene im Libanon
- Israel aktiviert zwei Reservebrigaden
Ende des Liveblogs
Hiermit schließen wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.
Scholz fordert diplomatische Lösung
Bundeskanzler Olaf Scholz hat in einem Telefonat mit dem geschäftsführenden libanesischen Regierungschef Ministerpräsident Nadschib Mikati eine diplomatische Lösung des kriegerischen Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz gefordert. Scholz äußerte große Sorge über die Eskalation und unterstrich die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Abend mitteilte.
Der Kanzler betonte demnach, dass eine diplomatische Lösung möglich sei. Die Bundesregierung unterstütze aktiv entsprechende Bemühungen. Die im Libanon agierende und vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz müsse sich aus dem Grenzgebiet zu Israel zurückziehen. Auch der Iran trage eine Verantwortung, die Lage zu deeskalieren. Ziel müsse sein, dass die Menschen in Israel und im Libanon in Frieden und Sicherheit leben könnten.
Angriffe auf mehr als 2.000 Hisbollah-Ziele seit Montag
Die israelische Armee hat seit Montag nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen. "Wir haben in den vergangenen drei Tagen mehr als 2.000 terroristische Ziele im Libanon angegriffen, mehrere hundert davon heute", sagte Armeesprecher Daniel Hagari.
Pentagon: Bodenoffensive im Libanon steht wohl nicht unmittelbar bevor
Eine israelische Bodenoffensive im Libanon scheint nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums nicht unmittelbar bevorzustehen. "Es sieht nicht so aus, als stünde etwas unmittelbar bevor", sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.
Wenige Stunden zuvor hatte Israels Armeechef Herzi Halevi seine Soldaten angewiesen, sich für eine mögliche Bodenoffensive im Libanon bereitzuhalten.
Macron schickt Außenminister in den Libanon
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat erklärt, dass er seinen Außenminister noch in dieser Woche in den Libanon entsendet. "Es kann und darf keinen Krieg im Libanon geben", sagte er in einer Rede vor der UN-Generalversammlung in New York. Er forderte Israel und die libanesische Hisbollah zudem auf, die Feindseligkeiten sofort einzustellen.
Zwei Drohnen greifen israelische Hafenstadt Eilat an
Zwei Drohnen haben die israelische Hafenstadt Eilat angegriffen. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari teilte mit, eine davon sei von einem Raketenschiff abgefangen worden. Die zweite Drohne sei im Hafen eingeschlagen und explodiert. Dabei sei ein Brand ausgebrochen. Zwei Menschen seien verletzt worden.
Die Gruppe "Islamischer Widerstand im Irak" erklärte, ihre Kämpfer hätten ein "wichtiges Ziel" in Eilat angegriffen. Details wurden nicht genannt. Sie würden ihre Attacken fortsetzen, hieß es weiter. Bei der Gruppe handelt es sich um einen Zusammenschluss aus Milizen im Irak, die wie die Hisbollah im Libanon und die islamistische Hamas in Gaza vom Iran unterstützt werden.
Gericht untersagt Verwendung der Parole "From the river to the sea"
Die Parole "From the river to the sea - Palestine will be free" kann nach einer Gerichtsentscheidung bei propalästinensischen Kundgebungen verboten werden. Die Untersagung der Parole bei zwei pro-palästinensischen Versammlungen in Duisburg und Düsseldorf sei rechtmäßig gewesen, erklärte das Verwaltungsgericht Düsseldorf. Mit zwei Urteilen wies es Klagen der Veranstalter ab (AZ: 18 K 3322/24, Duisburg und 18 K 8760/23, Düsseldorf). Gegen die Urteile kann jeweils ein Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt werden, über den das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster entscheiden müsste.
In Duisburg hatte die Polizei der Veranstalterin einer für den 10. April angemeldeten propalästinensischen Versammlung die Verwendung der Parole untersagt. In Düsseldorf hatte das Polizeipräsidium darauf hingewiesen, dass die Verwendung dieser Parole bei einer propalästinensischen Versammlung in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf am 2. Dezember 2023 strafbar sei. In beiden Fällen gab das Verwaltungsgericht der Polizei recht. Im Fall der Duisburger Kundgebungsanmeldung sei die Prognoseentscheidung der Polizei "tragfähig" gewesen, denn es sei hinreichend wahrscheinlich gewesen, dass die Parole verwendet wird. Damit wäre ein vereinsrechtlicher Straftatbestand verwirklicht worden.
Biden warnt vor "umfassendem Krieg"
Angesichts der Lage im Nahen Osten warnt US-Präsident Joe Biden vor einem umfassenden Krieg, sieht aber dennoch das Potenzial für eine diplomatische Lösung. "Ein umfassender Krieg ist möglich", sagte Biden auf Nachfrage in der Talkshow "The View" des US-Senders ABC. "Aber ich denke, dass wir immer noch die Chance auf eine Einigung haben, die die gesamte Region grundlegend verändern könnte."
Der Abschluss eines Waffenstillstandes im Libanon würde es aus seiner Sicht ermöglichen, sich mit dem Westjordanland zu befassen, sagte Biden weiter. Zugleich sei es erforderlich, sich um die Lage im Gazastreifen zu kümmern. Er und seine Mitarbeiter setzten "alle Energie" daran, zu einer Lösung in dem Konflikt zu kommen.
Wie stark ist die Hisbollah noch?
Israel setzt der Hisbollah schwer zu. Wie lange halten die Islamisten diesen Kampf noch aus? Und wie blicken die Libanesen auf die proiranische Miliz? ARD-Korrespondentin Anna Osius berichtet.
US-Regierung besorgt über Hisbollah-Rakete auf Tel Aviv
Die US-Regierung hat sich angesichts einer aus dem Libanon abgefeuerten Rakete in Richtung Tel Aviv besorgt gezeigt. Der Vorfall sei "äußerst besorgniserregend" für Israel - aber auch für die USA, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby dem US-Sender CNN. "Wir haben seit Beginn dieses Konflikts hart daran gearbeitet, eine Eskalation, Vertiefung und Ausweitung zu verhindern", so Kirby. "Und einer der Schlüsselbereiche, in denen wir eine Eskalation zu verhindern versuchen, ist der zwischen Israel und der Hisbollah entlang der Grenze zum Libanon."
Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hisbollah
Israels Armeechef Herzi Halevi hat seine Soldaten aufgefordert, sich auf ein "mögliches Eindringen" in den Libanon vorzubereiten. "Wir greifen den ganzen Tag an. Zum einen, um den Boden für einen möglichen Einmarsch vorzubereiten, zum anderen aber auch, um die Hisbollah weiter anzugreifen", sagte er laut einer Erklärung bei einer Panzerbrigade.
"Wir sind dafür, denn anders geht es nicht"
Die israelische Armee wolle mit den Angriffen unter anderem die Infrastruktur der Hisbollah zerstören, berichtet ARD-Korrespondentin Natalie Amiri. Menschen in einem Kibbuz im Grenzgebiet zum Libanon stünden hinter den Zielen der israelischen Armee, erklärt Amiri. "Sie sagten: Wir sind dafür, denn anders geht es nicht."
Zahl der Toten im Libanon steigt auf 51
Die Zahl der Toten durch israelische Luftangriffe im Libanon am Mittwoch ist nach Behördenangaben auf mindestens 51 gestiegen. Weitere 223 Menschen seien seit dem Morgen durch Angriffe verletzt worden, sagte der libanesische Gesundheitsminister Firass Abiad.
Blinken: Gefahr einer Eskalation ist akut
Die USA arbeiten mit ihren Verbündeten unermüdlich daran, einen ausgewachsenen Krieg zwischen der radikal-islamischen Miliz Hisbollah und Israel zu verhindern, sagte US-Außenminister Anthony Blinken. "Die Gefahr einer Eskalation in der Region ist akut."
UN meldet mehr als 90.000 Vertriebene im Libanon
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden im Libanon nach den israelischen Angriffen der letzten Tage mehr als 90.000 neu vertriebene Menschen gemeldet. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten teilte mit, dass insgesamt 200.000 Menschen im Libanon vertrieben wurden, seit die Hisbollah vor fast einem Jahr begann, Raketen auf den Norden Israels abzuschießen.
Bericht: Schwangere Frau bei israelischem Angriff getötet
Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben eine schwangere Frau und ihre vier Kinder getötet worden. Wie Mitarbeiter des Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhauses in Deir al-Balah berichten, sei bei dem Angriff ein Haus im Flüchtlingslager Buredschi getroffen worden, das in der Nähe der Stadt liegt. Krankenhausberichten zufolge war die 35 Jahre alte Frau im sechsten Monat schwanger. Ihre Kinder waren zwischen acht und 18 Jahre alt.
Israel betont regelmäßig, man versuche zivile Opfer zu vermeiden, und beschuldigt die militant-islamistische Hamas, Bürger zu gefährden, indem sie sich in bewohnten Gebieten verschanzt.
Jerusalemer Kardinal vermisst die Stimme religiöser Führer
Der katholische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, vermisst im Nahostkonflikt Initiativen der Religionen vor Ort. Bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda sagte der Kardinal am Mittwoch: "Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben wir in den letzten Monaten keine Reden, Überlegungen oder Gebete von religiösen Führern gehört, die sich von denen anderer politischer oder gesellschaftlicher Führer unterscheiden."
Er habe den Eindruck, jeder von ihnen spreche nur aus der Perspektive seiner eigenen Gemeinschaft, die oft gegen die jeweils andere Seite gerichtet sei. Die Deutsche Bischofskonferenz forderte einen Waffenstillstand im Gazakrieg und kritisierte dabei auch die israelische Regierung.
Der Libanon meldet 23 Tote nach Angriffen
Bei israelischen Angriffen im Libanon sind nach Behördenangaben seit dem Morgen mindestens 23 Menschen getötet worden. Insgesamt wurden fast 100 Personen verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Die Angriffe ereigneten sich in Ain Kana und Bint Dschubail im Süden des Landes. Auch die Orte Maaisra nördlich von Beirut und Dschun nahe der Küstenstadt Sidon wurden getroffen.
Allein bei einem Angriff in Tebnine im Süden des Landes habe es 27 Verletzte gegeben. Auch in der Bekaa-Ebene wurden bei mehreren Luftangriffen 38 Menschen verletzt. Die libanesische Hisbollah-Miliz setzte ihren Beschuss auf Ziele in Israel unterdessen fort. Sie habe Dutzende Raketen auf den Ort Chazor Aschdod und eine Militärbasis im Norden des Landes abgefeuert, teilte die Schiitenorganisation mit.
Israel aktiviert zwei Reservebrigaden
Nach Tagen eskalierender Luftangriffe auf Ziele der Hisbollah in verschiedenen Gebieten des Libanon ruft Israel zwei zusätzliche Reservebrigaden an die Nordgrenze. Sie sollen dort operative Maßnahmen durchführen, wie das Militär mitteilte.
"Dies wird die Fortsetzung des Kampfes gegen die Hisbollah-Terrororganisation und die Verteidigung des Staates Israel ermöglichen und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Bewohner Nordisraels in ihre Häuser zurückkehren können", so das Militär in einer Erklärung.
Israelischer UN-Botschafter wirft UN Verrat vor
Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf, Daniel Meron, hat den UN vorgeworfen, Israel seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober zu Unrecht kritisiert zu haben. "Wir haben das Gefühl, dass die UN Israel verraten haben", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Die UN haben Israel verraten, im schlimmsten Moment, beim schlimmsten Ereignis, das dem Staat Israel seit seiner Gründung 1948 widerfahren ist", fügte er hinzu. Israel beschuldigt seit Jahrzehnten verschiedene UN-Gremien, voreingenommen zu sein.
Trotz dieser Kritik "haben wir versucht, einen Weg zu finden, um mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten", sagte Meron, der sein Amt im Juli angetreten hat. "Wir wollten weitermachen, aber wir haben kein Vertrauen mehr in die UN."
Verschiedene UN-Vertreter und Gremien hatten in der Vergangenheit immer wieder die Verhältnismäßigkeit des israelischen Militäreinsatzes infrage gestellt. Einige warfen Israel "Kriegsverbrechen" und "Völkermord" vor. Im AFP-Interview beklagte Meron nun, dass die "barbarischen" Akte der Hamas viel weniger verurteilt würden.
Israel meldet Verletzte nach Raketenangriff
Bei einem Raketenangriff aus dem Libanon sind nach israelischen Angaben zwei Menschen im Kibbuz Saar in Nordisrael verletzt worden. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, dass ein 32 Jahre alter Mann durch Splitterwunden schwer und ein 52-Jähriger leicht verletzt worden sei.
Die Terrororganisation Hisbollah feuerte heute Dutzende von Raketen auf den Norden Israels ab, während Israel schwere Angriffe gegen die schiitische Gruppe im Libanon ausführte.
UN: Tausende fliehen Richtung Syrien
Die schweren israelischen Angriffe im Libanon treiben nach UN-Angaben Tausende Menschen zur Flucht Richtung Syrien. Dabei handele es sich nicht nur um Syrer, die einst vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland in den Libanon geflüchtet waren, sondern auch um Libanesen, berichtet das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. Im Libanon leben nach Regierungsangaben 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge und weitere Syrer, die keine Flüchtlinge sind. An der Grenze stünden Hunderte Autos mit verzweifelten Menschen.
Viele kämen auch zu Fuß an, mit ihren wenigen Habseligkeiten in Kisten und Koffern. Darunter seien Frauen und kleine Kinder. Einige seien bei den Angriffen verletzt worden. Sie hätten die Nacht im Freien verbracht und warteten seit Stunden am Grenzübergang. "Der Nahe Osten kann sich eine neue Vertreibungskrise nicht leisten", sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. "Wir dürfen sie nicht heraufbeschwören, indem wir noch mehr Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Der Schutz des Lebens der Zivilbevölkerung muss Vorrang haben."
Humanitäre Helfer versorgten die Menschen an der Grenze mit dem Nötigsten. In Syrien sei die Aussicht für diese Menschen düster. Auch dort seien Millionen wegen des anhaltenden Konflikts zwischen Regierung und Rebellengruppen und den Folgen des verheerenden Erdbebens 2023 auf Hilfe angewiesen.
Experten bestätigen: Hisbollah stationiert Waffen in Wohngebieten
Beobachter und Ex-Militärs im Libanon bestätigen den Vorwurf der israelischen Armee, dass die Hisbollah Waffen in Wohngebieten versteckt. "Die Hisbollah hat keine Baracken oder Orte, um ihre Waffen zu lagern, weil Israel sie entdecken wird", sagte der libanesische ehemalige Armee-Brigadier Wehbe Katischa, der im Südlibanon im Einsatz war. "Deshalb befinden sich ihre wichtigsten Depots zwischen Häusern und in gebirgigen Gebieten nahe den Wohnhäusern."
Die Terrororganisation verfügte vor Beginn des Gaza-Kriegs in der Region vor bald einem Jahr über schätzungsweise 150.000 Raketen. Israels Militär erklärte wiederholt, bei den Angriffen im Libanon unter anderem auf Waffenlager der Miliz zu zielen. Israel beschuldigt die Hisbollah schon lang, Waffen in Wohngebieten zu verstecken und dort etwa auch Raketen herzustellen. Die libanesische Regierung hat teils versucht, diese Vorwürfe zu entkräften.
Dem libanesischen Nahost-Experten Riad Chawahdschi zufolge sind auch Folgeexplosionen nach israelischen Bombardements Beweis für die Waffendepots in Wohngegenden. Von Israel diesbezüglich verbreitete Videos seien keine Propaganda, es gebe auch derartige Videos, die Anwohner nach Angriffen veröffentlichten. Makram Rabbah, der an der Amerikanischen Universität Beirut unter anderem zur Hisbollah forscht, äußerte sich ähnlich. "Wir sehen die Reihen von Explosionen nach einem Angriff", sagte Rabbah. Sie seien Beispiel dafür, "wie die Hisbollah menschliches Leben missbraucht".
Bischöfe fordern Zugang zu Hilfsgütern für Menschen in Gaza
Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat an die Bundesregierung und an die Vereinten Nationen appelliert, sich weiterhin für eine störungsfreie humanitäre Hilfe im Gazastreifen einzusetzen. Der Druck auf die israelische Regierung müsse erhöht werden, damit die Menschen im Gazastreifen vollen Zugang zu Hilfsgütern und medizinischer Versorgung erhalten, sagte der Paderborner Erzbischof Udo Bentz in Fulda bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe. Bentz ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Bischofskonferenz.
Hunderttausende Palästinenser seien mit akuter Nahrungsmittelknappheit konfrontiert. Mehr als 85 Prozent der dortigen Bevölkerung seien Binnenvertriebene. "Die Bedingungen sind katastrophal. Die bisher eingeführten Hilfsgüter reichen bei Weitem nicht aus", sagte Bentz. Es sei aber auch außerordentlich kompliziert, konkret zu helfen, betonte der Erzbischof. Bentz sagte, der Platz der Kirche sei an der Seite der Opfer, die unter den Folgen der Gewalt litten - gleich welchem Volk oder welcher Religion sie angehörten. "Wir sind Anwalt der Würde aller Menschen - Israelis wie Palästinenser."
Libanon meldet 19 Tote nach israelischen Angriffen
Bei israelischen Angriffen im Libanon sind nach Behördenangaben seit dem Morgen mindestens 19 Menschen getötet worden. Insgesamt wurden fast 100 Personen verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Die Angriffe ereigneten sich in Ain Kana und Bint Dschubail im Süden des Landes. Auch die Orte Maaisra nördlich von Beirut und Dschun nahe der Küstenstadt Sidon wurden getroffen. Allein bei einem Angriff in Tebnine im Süden des Landes habe es 27 Verletzte gegeben. Auch in der Bekaa-Ebene wurden bei mehreren Luftangriffen 38 Menschen verletzt. Israel erklärte, man habe terroristische Infrastruktur getroffen. Wie viele der Opfer Hisbollah-Kämpfer sind und wie viele Zivilisten, ist nicht klar.
Die libanesische Hisbollah-Miliz setzte ihren Beschuss auf Ziele in Israel unterdessen fort. Sie habe Dutzende Raketen auf den Ort Chazor Aschdod und eine Militärbasis im Norden des Landes abgefeuert, teilte die Schiitenorganisation mit.
Rotes Kreuz: Schutz von Zivilisten hat höchste Priorität
Angesichts der steigenden Opferzahlen im Libanon hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Konfliktparteien aufgerufen, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren. Höchste Priorität habe der Schutz von Zivilisten. "Gemäß dem humanitären Völkerrecht muss kontinuierlich darauf geachtet werden, die Zivilbevölkerung und zivile Objekte bei der Durchführung militärischer Einsätze zu verschonen und zwischen zivilen Objekten und militärischen Zielen zu unterscheiden", teilte das IKRK in Genf mit.
Das IKRK rief zur Mäßigung auf. "Die Zivilbevölkerung wird zweifellos den größten Preis bezahlen, wenn der Konflikt weiter eskaliert", so IKRK-Sprecher Christian Cardon. Die Arbeit des IKRK in internationalen bewaffneten Konflikten zielt darauf ab, das humanitäre Völkerrecht zu wahren und zu fördern, und beruht auf den vier Genfer Konventionen. Die Organisation ist unparteiisch und unabhängig.
UNHCR: Viele Geflüchtete an der libanesischen Grenze zu Syrien
Nach den israelischen Angriffen auf Ziele im Libanon gelangen die Geflüchteten oft nur nach langen Wartezeiten über die Grenze ins benachbarte Syrien. "Menschenmassen - darunter viele Frauen, Kleinkinder und sogar Säuglinge - warten weiterhin auf ihre Einreisegenehmigung", sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR für die Region, Rula Amin. "Sie werden die Nacht im Freien verbringen müssen, bis sie an der Reihe sind."
Tausende seien über die Grenze gekommen, in Autos, Bussen, aber auch zu Fuß, sagte Amin weiter. Teams des UNHCR und des Syrischen Roten Halbmonds verteilten Wasser, Matratzen, Decken und Lebensmittel. Unter den Geflüchteten seien auch einige Verletzte. Es sind nicht nur Libanesen, die nun nach Syrien fliehen, sondern auch viele Syrer, die einst vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land geflüchtet sind. Nach offiziellen Zahlen des UNHCR leben etwa 815.000 syrische Flüchtlinge im Libanon, inoffiziell dürften es aber Hunderttausende weitere sein.
In einer früheren Version dieser Meldung war von Geflüchteten an der libyschen Grenze zu Syrien die Rede. Richtig ist die libanesische Grenze. Außerdem hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur AP, in Syrien lebten 775.000 syrische Flüchtlinge. Richtig ist, dass nach UN-Angaben mehr als 7 Millionen syrische Binnenflüchtlinge in Syrien leben. Außerdem hat das UNHCR etwa 815.000 syrische Flüchtlinge im Libanon registriert. Wir haben beides korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturenKrankenhaus: Weitere Tote nach israelischem Angriff
Bei einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Nuseirat im Gazastreifen sind nach Angaben des örtlichen Krankenhauses drei Menschen getötet worden. Die Leichen seien heute in die Klinik gebracht worden, teilte das Awda-Krankenhaus in Nuseirat mit. Ums Leben gekommen seien die Opfer gestern Abend, als ein Fahrzeug nordöstlich des Lagers beschossen worden sei.
Gestern war auch ein Haus in Nuseirat bombardiert worden. Dort belaufe sich die Opferzahl mittlerweile auf elf, teilte das Krankenhaus mit. Nach Angaben des Krankenhauses waren unter den elf Toten auch mindestens vier Kinder. Israel betont, dass seine Angriffe nur auf extremistische Kämpfer abzielten und nicht auf Zivilisten. Es beschuldigt die Hamas und andere bewaffnete Gruppen, die Bevölkerung in Gefahr zu bringen, indem sich ihre Kämpfer in dicht besiedelten Gebieten verschanzen.
Irans Außenminister: Hisbollah nicht unterschätzen
Der Außenminister des Irans, Abbas Araghchi, warnte davor, die Hisbollah zu unterschätzen. "Die wahre Macht der Hisbollah liegt in ihren Fähigkeiten und ihrer Unterstützung durch die Bevölkerung. Sie ist mehr als imstande, die Basen und Kolonien des israelischen Regimes zu zerstören", schrieb er auf der Plattform X.
Das würde den Rest der muslimischen und arabischen Welt aber nicht von ihrer Pflicht befreien, sich gegen Israel zu erheben.
Libanon: Israel greift Ziel nördlich von Beirut an
Israels Militär hat nach libanesischen Angaben erstmals seit der Eskalation mit der Hisbollah vor einem Jahr ein Ziel nördlich von Beirut angegriffen. Beim Angriff auf den Ort Maaisra seien drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Sicherheitskreisen zufolge ist es das einzige von schiitische Dorf in der vorwiegend von Christen bewohnten Gegend, die etwa eine Autostunde nördlich von Beirut liegt.
Das israelische Militär erklärte, Berichte über den Angriff zu prüfen.
Papst Franziskus: Im Libanon inakzeptable Eskalation des Krieges
Papst Franziskus hat die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und Israel scharf verurteilt. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz sagte der Papst, die Nachrichten aus dem Libanon schmerzten ihn. "In den vergangenen Tagen haben die intensiven Bombenangriffe Tod und Verwüstung gebracht", so der Papst.
Die Raketenangriffe der Hisbollah auf Ziele in Israel erwähnte der Papst in diesem Kontext nur indirekt; er rief die internationale Gemeinschaft auf, "die schreckliche Eskalation zu stoppen. Sie ist inakzeptabel." Zugleich versicherte er dem libanesischen Volk seine Nähe und erinnerte daran, dass es in den vergangenen Jahren schon zu viel gelitten habe.
Arabische Länder werfen Israel Kriegstreiberei vor
Ägypten, Irak und Jordanien haben das militärische Vorgehen Israels gegen den Libanon verurteilt. Israel treibe "die Region in einen totalen Krieg", heißt es laut Medienberichten in einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister der drei Länder.
Israel trage die volle Verantwortung für die regionale Eskalation. Um die "gefährliche Eskalation in der Region" zu beenden, müsse zunächst "die Aggression Israels in Gaza" gestoppt werden, heißt es weiter in der Erklärung, die am Rande der UN-Generalversammlung in New York veröffentlicht wurde.
Irans Oberhaupt: Israel wird Hisbollah nicht in die Knie zwingen
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, hat sich zum eskalierenden Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon geäußert. Das Töten "wertvoller" Mitglieder der Hisbollah werde die Organisation nicht in die Knie zwingen, sagte Chamenei. Die US-Regierung brauche mit Blick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen im November einen Sieg Israels, so der Oberste Führer des Iran.
DIG fordert diplomatische Anstrengungen in Nahost
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) fordert angesichts der neuerlichen Eskalation in Nahost zu diplomatischen Anstrengungen auf. DIG-Präsident Volker Beck erklärte: "Wer den Krieg im Norden stoppen will, muss jetzt handeln und die Hisbollah dazu bringen, den Beschuss auf Israel einzustellen und sich nördlich des Litani-Flusses zurückzuziehen."
Es müsse Druck auf den Iran ausgeübt werden. Am Ende einer diplomatischen Lösung müsse die Entwaffnung der Miliz stehen.
Chinas Außenminister sichert Iran Unterstützung zu
Der chinesische Außenminister Wang Yi hat dem Iran Unterstützung für dessen Sicherheit vor "äußeren Kräften" zugesagt. "China wird den Iran weiterhin dabei unterstützen, seine Souveränität, Sicherheit, territoriale Integrität und nationale Würde zu schützen", erklärte Wang nach Angaben seines Ministeriums bei einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York.
Peking sei auch dagegen, "dass sich externe Kräfte in die inneren Angelegenheiten des Irans einmischen und Sanktionen oder Druck ausüben", sagte Wang demnach weiter. China hat enge Beziehungen zum Iran, ist sein größter Handelspartner und ein wichtiger Käufer des mit Sanktionen belegten iranischen Öls. Beide Länder sehen sich oft mit Druck aus dem Westen konfrontiert, etwa in der Form von Sanktionen.
Iran ist ein einflussreicher Akteur im Nahen Osten und unterstützt bewaffnete Gruppen in der Region, etwa die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon und die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen.
Israel: Drohne aus Syrien abgefangen
Israelische Kampfjets haben nach Angaben des Militärs südlich vom See Genezareth ein unbemanntes Fluggerät abgefangen, das von Syrien gekommen sei. Berichte über Opfer oder Schäden habe es nicht gegeben.
Israel attackiert erneut Hisbollah-Ziele im Libanon
Israels Militär hat in der Nacht abermals Einrichtungen der islamistischen Hisbollah im Libanon aus der Luft attackiert. Bombardiert wurden unter anderem Waffenlager, Raketenabschussrampen und Kämpfer der vom Iran unterstützten Miliz, wie die Armee über die Online-Plattform X mitteilte. Folgeexplosionen ließen auf große Mengen an dort gelagerten Waffen schließen, hieß es.
Hisbollah meldet Raketenangriff auf Mossad-Zentrale
Die Hisbollah hat nach eigenen Angaben eine Rakete auf das Hauptquartier des israelischen Geheimdienstes Mossad in Tel Aviv abgefeuert. Das israelische Militär hatte zuvor mitgeteilt, dass es eine vom Libanon kommende Rakete abgefangen habe. Berichte über Opfer oder Schäden liegen nicht vor.
Die Hisbollah macht den Mossad für die Explosion Tausender Pager und Funkgeräte im Libanon in der vergangenen Woche verantwortlich.
Raketenalarm im Zentrum Israels
In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv und anderen Städten des Landes ist am frühen Morgen Raketenalarm ausgelöst worden. Die Sirenen heulten praktisch im gesamten Zentrum Israels, wie die israelische Armee auf der Online-Plattform X mitteilte. Eine aus dem Libanon abgefeuerte Rakete sei über dem Großraum Tel Aviv abgefangen worden. Weitere Details wurden bisher nicht mitgeteilt.
Macron ruft Irans Präsidenten zur Deeskalation im Libanon auf
Angesichts der Eskalation zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz hat der französische Präsident Emmanuel Macron Irans Staatschef Massud Peseschkian bei einem Treffen am Rande der UN-Generaldebatte dazu aufgefordert, zur Eindämmung der Gewalt beizutragen. Macron habe "die Verantwortung des Iran" betont, "eine allgemeine Deeskalation zu unterstützen und seinen Einfluss auf destabilisierende Akteure geltend zu machen", hieß es in einer nach dem Treffen veröffentlichten Mitteilung aus dem Elysée-Palast - eine deutliche Anspielung an die vom Iran unterstützte Hisbollah.
Offenbar israelische Angriffe auf libanesische Küstenstadt
Israelische Streitkräfte haben Insidern zufolge erstmals die libanesische Küstenstadt Dschije angegriffen. Das berichteten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen aus Sicherheitskreisen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Stadt liegt 75 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel. Einzelheiten zu möglichen Schäden oder Opfern sind bislang nicht bekannt.
Hisbollah bestätigt Tod eines Kommandeurs
Die libanesische Hisbollah hat den Tod des Leiters ihrer Raketeneinheit bei einem israelischen Luftangriff in einem Vorort der Hauptstadt Beirut bestätigt. Das berichteten mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf eine Mitteilung der Schiiten-Miliz. Schon in den Tagen zuvor hatte Israels Militär gezielt Mitglieder der Führungsriege der Hisbollah und ihrer verschiedenen Untereinheiten getötet.
Den Tod Ibrahim Muhammad Kubaisis verkündete die Armee einige Stunden früher als die Hisbollah. Demnach handelte es sich um einen "gezielten Angriff", der auch noch weitere Kommandeure der Raketeneinheit getroffen habe. Kubaisi sei unter anderem für Raketenangriffe auf Israel sowie für Anschläge auf israelische Zivilisten verantwortlich gewesen. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte nach dem Luftangriff mit, es habe sechs Tote und 15 Verletzte gegeben.
Libanesischer Außenminister enttäuscht von Biden-Rede
Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib hat sich enttäuscht über die Äußerungen von US-Präsident Joe Biden zur eskalierenden Krise zwischen Israel und dem Libanon gezeigt. "Das war nicht stark. Es ist nicht vielversprechend und wird das Problem nicht lösen", sagte Bou Habib mit Blick auf Bidens Rede vor den Vereinten Nationen. Trotz seiner Kritik äußerte er die Hoffnung, dass die Regierung in Washington doch noch helfend eingreifen könnte. Die USA seien das einzige Land, das im Nahen Osten und in Bezug auf den Libanon wirklich etwas bewirken könne, sagte er bei einer virtuellen Veranstaltung der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden in New York.
Rund eine halbe Million Menschen im Libanon seien bereits vertrieben worden. Zudem hoffe der libanesische Ministerpräsident auf ein Treffen mit US-Vertretern in den nächsten zwei Tagen. In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung hatte Biden versucht, die Spannungen zu entschärfen: Ein umfassender Krieg liege nicht im Interesse irgendeiner Seite, eine diplomatische Lösung sei noch möglich.
Britische Soldaten unterstützen Evakuierungen aus dem Libanon
Angesichts der Zuspitzung des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon verlegt Großbritannien mehrere Hundert Soldaten nach Zypern. Die Truppen sollen bei der Evakuierung britischer Staatsbürger helfen, die dringend zur Ausreise aufgefordert werden, teilt das Außenministerium in London mit. Rund 700 Soldaten sowie Einheiten der Grenzschutztruppe würden in den kommenden Stunden nach Zypern entsandt. Die Luftwaffe halte zudem Flugzeuge und Transporthubschrauber bereit, um bei Bedarf Unterstützung zu leisten.
"Die Ereignisse der vergangenen Stunden und Tage haben gezeigt, wie instabil die Lage ist", erklärte Verteidigungsminister John Healey. "Deshalb ist unsere Botschaft klar: Britische Staatsangehörige sollten jetzt ausreisen."
Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen
Israel hat laut seinem UN-Botschafter nicht die Absicht, mit Bodentruppen in den Libanon vorzurücken. Wegen des Konflikts mit der Hisbollah hat Premier Netanyahu seine Reise zur UN-Generaldebatte erneut verschoben. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.