Krieg in Nahost ++ UN-Chef Guterres fordert sofortige Feuerpause ++
UN-Generalsekretär Guterres hat erneut zu einem sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Konflikt aufgerufen. Israel will seine Diplomaten aus der Türkei abziehen. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
- Netanyahu: Bodeneinsatz ist "zweite Phase" des Kriegs
- Hilfsorganisationen verlieren Kontakt zu Mitarbeitern
- Deutsch-israelische Gesellschaft kritisiert deutsche UN-Enthaltung
- Israel kündigt weitere Hilfslieferungen für den Gazastreifen an
- Bundeswehr verlegt 1.000 Soldaten in den Nahen Osten
- Hamas berichtet von Kämpfen mit israelischen Soldaten im Gazastreifen
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Angehörige der Hamas-Geiseln für Gefangenenaustausch
Nach einem Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu haben Vertreter der Angehörigen der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln einen Gefangenenaustausch gefordert. Israel solle die Freilassung aller palästinensischen Häftlinge aus israelischen Gefängnissen im Austausch für alle aus Israel entführten Geiseln erwägen, schlugen die Angehörigenvertreter israelischen Medien zufolge vor.
Guterres fordert "sofortigen humanitären Waffenstillstand"
UN-Generalsekretär Guterres hat erneut zu einem sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Konflikt aufgerufen. Er bekräftige seinen Aufruf "zu einem sofortigen humanitären Waffenstillstand", verbunden mit der bedingungslosen Freilassung aller Geiseln und der Bereitstellung von Hilfsgütern für die Menschen im Gazastreifen. Dort spiele sich "vor unseren Augen" eine humanitäre Katastrophe ab. Guterres, der sich derzeit zu Gesprächen in Katar aufhält, zeigte sich vor dem Hintergrund des Ausfalls der Kommunikationsdienste auch "äußerst besorgt" für UN-Mitarbeiter, die in Gaza humanitäre Hilfe leisteten.
Gallant: Kein Interesse an Ausweitung des Kriegs - aber vorbereitet
Verteidigungsminister Yoav Gallant hat betont, dass Israel kein Interesse an einer regionalen Ausweitung des Kriegs habe. Das Land sei darauf aber vorbereitet, sagte er bei der Pressekonferenz, bei der zuvor auch Netanyahu sprach. "Die Hamas leidet unter Erschütterungen, wie sie sie noch nie erlebt hat", sagte er. Derzeit greife das Militär weiter Stellungen der Hamas an, "über- und unterirdisch". Die Geiseln zurückzubringen, sei eine komplexe Aufgabe, sagte er weiter. Je mehr militärischen Druck Israel ausübe, desto größer sei die Chance, diese Aufgabe zu erfüllen.
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant (links) spricht während einer Pressekonferenz mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Beide betonten, sich um die Freilassung der Geiseln zu bemühen.
Netanyahu: Werden alles für Freilassung der Geiseln tun
Nach den Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wird sich Israel auch während des Bodeneinsatzes im Gazastreifen für die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln einsetzen. "Wir werden jede Gelegenheit nutzen, um unsere entführten Brüder und Schwestern in die Arme ihrer Familien zurückzubringen", sagte er während einer Pressekonferenz. Die Idee eines Austausches der Geiseln gegen palästinensische Gefangene in Israel sei innerhalb des Kriegskabinetts diskutiert worden. Weitere Details wollte er jedoch nicht preisgeben. Zuvor hatte Netanyahu die Familien der Geiseln getroffen.
Arabische Emirate verurteilen Israels Bodeneinsatz
Die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilen den Einsatz der israelischen Bodentruppen im Gazastreifen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur WAM mit Verweis auf das Außenministerium. Demnach äußerte der Golf-Staat seine tiefe Besorgnis über die militärische Eskalation der Israelis und die Verschärfung der humanitären Krise. Es drohe der Tod von weiteren Zivilisten.
Netanyahu: Bodeneinsatz ist "zweite Phase" des Krieges
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat den Bodeneinsatz der Armee im Gazastreifen als zweite Phase des Krieges bezeichnet. Das Ziel sei die "Zerstörung der militärischen und Regierungsfähigkeiten der Hamas und die Rückkehr der Geiseln nach Hause", zitierte ihn unter anderem die Zeitung "Times of Israel".
Die Entscheidung zur Ausweitung der Bodeneinsätze habe die Notstandsregierung einstimmig getroffen. "Allerdings stehen wir erst am Anfang", betonte Netanyahu. Der Krieg werde "schwierig und lang" sein. "Nach dem Krieg werden wir alle Antworten auf schwierige Fragen geben müssen, mich eingeschlossen."
Israel greift Terrorzellen in Gaza an
Israels Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer Operation im Gazastreifen mehrere Terrorzellen identifiziert und angegriffen. Die Gruppen hätten auch versucht, Raketen und Granaten abzufeuern, teilte das Militär mit. Auch die Soldaten seien beschossen worden. Die Terrorzellen seien "neutralisiert" worden. Panzertruppen, Ingenieurkorps und Infanterie seien zusammen im Einsatz, hieß es weiter. Soldaten hätten dabei auch ein mit Sprengfallen versehenes Gebäude zerstört. Hubschrauber hätten, von Panzern geleitet, einen Treffpunkt der Hamas getroffen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Arabische Emirate fordern Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats
Die Vereinigten Arabischen Emirate fordern nach Angaben von Diplomaten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats wegen der Ausweitung der israelischen Bodeneinsätze. Der 15-köpfige Gremium könnte am Sonntag zusammentreten, so Diplomaten. Die Vereinigten Arabischen Emirate hätten erbeten, dass der Leiter der UN-Nothilfe, Martin Griffiths, und der Chef der UN-Hilfsorganisation für die Palästinenser (UNRWA), Philippe Lazzarini, über die Lage informieren.
Auch UN-Hilfswerk verliert Kontakt zu Mitarbeitern in Gaza
Nach dem Ausfall der Internet- und Kommunikationsdienste im Gazastreifen ist auch der Kontakt zu den Mitarbeitern des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA abgebrochen. Er habe zur "großen Mehrheit" seines Teams keinen Kontakt, teilte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini mit. "Das macht mich außerordentlich besorgt um Kollegen und ihre Familien." Den Ausfall der Kommunikationsdienste seit Freitagabend bezeichnete Lazzarini als "einen weiteren Versuch, die humanitäre Antwort für die Zivilisten im Gazastreifen" zu behindern.
Hamas will Geiseln gegen palästinensische Gefangene tauschen
Die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas ist nach eigenen Angaben zur Freilassung der von ihr verschleppten Geiseln bereit, wenn Israel seinerseits alle palästinensischen Gefangenen frei lässt. "Der Preis, der für die große Zahl feindlicher Geiseln in unserer Hand zu zahlen ist, ist es, die (israelischen) Gefängnisse von allen palästinensischen Inhaftierten zu leeren", sagte der Sprechers des bewaffneten Arms der Organisation, Abu Obeida, in einer Videobotschaft.
Israel zieht Diplomaten aus der Türkei ab
Das israelische Außenministerium ruft seine Diplomaten in der Türkei zurück. "Angesichts der schwerwiegenden Äußerungen aus der Türkei habe ich die Rückkehr der diplomatischen Repräsentanten angeordnet, um eine Neubewertung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei vorzunehmen", teilte Außenminister Eli Cohen auf der Plattform X mit.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte heute auf einer pro-palästinensischen Demonstration in Istanbul, Israel Kriegsverbrechen vorgeworfen und als Besatzer bezeichnet. Zugleich warf er "westlichen Regierungen" vor, hauptsächlich für die "Massaker" im Gazastreifen verantwortlich zu sein.
Türkischer Präsident Erdogan ist Hauptredner auf pro-palästinensischer Großdemonstration in Istanbul
Israel veröffentlicht Verhör-Videos angeblicher Hamas-Terroristen
Israels Armee hat Videos veröffentlicht, in denen mutmaßliche Mitglieder der militant-islamistischen Hamas die Nutzung des größten Krankenhauses im Gazastreifen für ihre Zwecke bestätigen sollen. Unter dem Schifa-Krankenhaus gebe es "unterirdische Ebenen", sagte ein mutmaßlicher Terrorist laut einem der Videos in einem Verhör. Die Hamas transportiere dort etwa ihre Sprengstoffe, Waffen, Lebensmittel und medizinische Ausrüstung, hieß es darin.
Aus dem Video geht auch hervor, dass Hamas-Mitglieder sich bei israelischen Angriffen in Kliniken oder Schulen versteckten. Grund dafür sei, dass Israel diese nicht bombardiere. Die Videos zeigen nach Angaben des Militärs die Verhöre zweier Hamas-Terroristen, die an den brutalen Massakern am 7. Oktober in israelischen Grenzorten beteiligt gewesen sein sollen. Die Angaben lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.
Guterres überrascht über "beispiellose Eskalation"
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich überrascht von den heftigen israelischen Luftangriffen im Gazastreifen in der Nacht gezeigt. Es habe ihm zuvor Mut gemacht, dass es offenbar zunehmend Einigung darüber gegeben habe, dass eine humanitäre Waffenruhe nötig sei, teilte Guterres auf der früheren Twitter-Plattform X mit. "Leider wurde ich stattdessen von einer beispiellosen Eskalation der Bombardierungen überrascht, die humanitäre Ziele untergraben. Diese Situation muss rückgängig gemacht werden", schrieb er.
Guterres sprach nach Angaben des Büros des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi heute mit diesem über diplomatische Bemühungen um eine Deeskalation zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas.
Tausende bei pro-palästinensischer Demo in Berlin
In Berlin-Kreuzberg sind mehrere Tausend Menschen zu einer pro-palästinensischen Demonstration zusammengekommen. Viele Teilnehmer hatten Transparente dabei, auf denen sie die Angriffe Israels auf den von Palästinensern bewohnten Gazastreifen verurteilten - das Land reagiert damit auf die Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober. Auf einem Plakat wurde Israel "Völkermord" vorgeworfen. Kritik wurde auch daran geübt, dass die Bundesregierung Israel unterstützt.
Israels Armee warnt Palästinenser: Gaza-Stadt jetzt ein "Schlachtfeld"
Die israelische Armee hat die palästinensische Zivilbevölkerung gewarnt, dass Gaza-Stadt und Umgebung inzwischen zu einem "Schlachtfeld" geworden seien. Die Schutzräume in dieser Zone seien "nicht sicher", erklärte die Armee der Nachrichtenagentur AFP zufolge in Flugblättern, die aus Kampfflugzeugen über dem Gazastreifen abgeworfen wurden. Demnach werden die Zivilisten darin aufgefordert, "unverzüglich" in Richtung Süden zu flüchten.
Ägypten wirft Israel Behinderung von Gaza-Hilfen vor
Ägypten wirft Israel vor, die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu behindern. "Es ist bedauerlich, dass der Transport von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf große logistische Probleme stößt, die von israelischer Seite auferlegt werden", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Kairo.
Saudi-Arabien verurteilt "jegliche Bodenoffensiven" Israels
Saudi-Arabien hat "jegliche Bodenoffensiven" Israels im Gazastreifen als Bedrohung für palästinensische Zivilisten bezeichnet. Die Palästinenser seien dadurch "mehr Gefahren und unmenschlichen Zuständen" ausgesetzt, teilte das Außenministerium in Riad mit. Saudi-Arabien sprach von einem "eklatanten Bruch und einem ungerechtfertigten Verstoß gegen internationales Recht". Mit Sorge betrachte das Königreich die militärische Eskalation im Gazastreifen, die "ernsthafte Folgen für die Stabilität der Region sowie den regionalen und internationalen Frieden" habe.
Libanon hat Notfallplan für mögliche Ausweitung des Kriegs
Die Regierung des Libanons hat nach Worten ihres geschäftsführenden Premierministers Nadschib Mikati einen Notfallplan vorbereitet, falls sich der Krieg im Nahen Osten ausweiten sollte. Damit sollten "Folgen von Israels Aggression im Süden und den anhaltenden Attacken auf palästinensische Brüder gemildert" werden, sagte Mikati laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur NNA. Details zu dem Plan nannte er nicht.
Erdogan: "Israel ist ein Besatzer"
Der türkische Präsident Tayyip Erdogan hat Israel als Besatzer bezeichnet und dem Land Kriegsverbrechen vorgeworfen. "Ich wiederhole, dass die Hamas keine Terrororganisation ist. Israel war dadurch sehr beleidigt", sagte Erdogan auf einer pro-palästinensischen Kundgebung in Istanbul. "Israel ist ein Besatzer."
Lawrow warnt vor Vertreibung von Millionen Palästinensern
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat angesichts der Schläge Israels gegen den Gazastreifen vor der Vertreibung von zwei Millionen Palästinensern gewarnt. "Wenn Gaza ausgelöscht wird, (...), dann wird das eine Katastrophe für Jahrzehnte, wenn nicht für Jahrhunderte auslösen", sagte Lawrow in einem auch vom russischen Außenministerium veröffentlichten Interview der belarusischen Staatsagentur Belta. Lawrow warnte vor einer Bodenoffensive und betonte erneut, dass es eine Feuerpause für humanitäre Hilfslieferungen geben müsse.
Hamas-Behörde: Ärztliche Versorgung in Gaza "paralysiert"
Die ärztliche Versorgung im Gazastreifen ist der dortigen Gesundheitsbehörde zufolge wegen eines Blackouts bei Telefon- und Internetverbindungen "komplett paralysiert". Das sagte der Sprecher Aschraf al-Kudra. Krankenwagen und Ärzte-Teams könnten ihre Arbeit nicht mehr machen. Die Behörde untersteht der im Gazastreifen herrschenden militant-islamistischen Hamas.
Die Kommunikation innerhalb des Gazastreifens über das Internet und Telefone ist fast vollständig zusammengebrochen. Als Folge konnten beispielsweise Opfer von Angriffen keinen Notruf absetzen. Schuld sei die heftige Bombardierung durch die israelische Armee, hieß es von dem im Westjordanland ansässigen palästinensischen Telekommunikationsunternehmen Paltel.
ARD-Korrespondent: "Noch nicht die große Bodenoffensive"
Man muss davon ausgehen, dass die israelische Armee nun im Gazastreifen immer weiter vordringen werde, sagt ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth. "Das ist aber immer noch nicht die ganz große Bodenoffensive, so mein Eindruck, über die die ganze Zeit gesprochen wurde in den letzten Tagen." Es gebe verschiedene Interpretationen zum aktuellen Vorgehen der Armee: Einige vermuteten, dass es sich um Vorbereitungsoperationen handele. Möglicherweise wolle man aber eventuell auch noch Raum geben für Verhandlungen über die von der Hamas festgehaltenen Geiseln, so Mayer-Rüth. "Damit man noch mehr Geiseln herausbekommt, bevor es richtig losgeht."
UN-Menschenrechtskommissar: "Neues Level der Gewalt" im Gazastreifen
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat nach dem nächtlichen Beschuss des Gazastreifens durch Israel vor "einem neuen Level der Gewalt und des Schmerzes" gewarnt. Der Verlust der Kommunikationsverbindungen in dem Gebiet habe zum Elend und Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen beigetragen, teilte Türk mit.
Musk: Starlink soll bei Kontakt zu Hilfsorganisationen in Gaza helfen
Tech-Milliardär Elon Musk will nach eigenen Angaben mithilfe des Satelliten-Kommunikationssystem Starlink seiner Firma SpaceX dabei helfen, die derzeit unterbrochene Kommunikation zu international anerkannten Hilfsorganisationen im Gazastreifen wieder herzustellen. "Starlink wird die Konnektivität zu international anerkannten Hilfsorganisationen in Gaza unterstützen", kündigte Musk auf der Plattform X, früher Twitter, an. Details nannte er nicht.
Musk antwortete auf einen Beitrag der linken Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, die zuvor angeprangert hatte, dass die Unterbrechung der Kommunikation zur Bevölkerung in Gaza nicht hinnehmbar sei. Journalisten, medizinisches Personal und humanitäre Hilfe und unschuldige Zivilisten seien gefährdet.
Verband "schockiert" über Tod der Familie eines Gaza-Korrespondenten
Der Auslandspresseverband (FPA) in Israel hat sich schockiert über den Tod der Familienmitglieder des Al-Dschasira-Korrespondenten Wael al-Dahdu nach einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen gezeigt. "Wir fordern das israelische Militär auf, unverzüglich Nachforschungen anzustellen und Erklärungen dafür abzugeben, warum das Haus, in dem seine Familie Zuflucht fand, angegriffen wurde", hieß es in einer Stellungnahme des FPA.
Der Auslandspresseverband sei "zutiefst traurig über den unsäglichen Verlust der Familie" des Büroleiters des arabischen Dienstes in Gaza. Worte könnten angesichts einer solchen Tragödie keinen Trost spenden. Die Frau, der 15 Jahre alte Sohn, die siebenjährige Tochter sowie ein Enkel des in der arabischen Welt bekannten Al-Dschasira-Korrespondenten waren kürzlich bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Israels Armee sagte zu dem Vorfall, Soldaten hätten in dem Gebiet "terroristische Infrastruktur der Hamas" angegriffen. Laut Al-Dschasira hatte die Familie von Al-Dahdu im Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens Schutz gesucht. Das Militär hatte zuvor ein "sicheres Gebiet" im Süden des Küstengebiets ausgewiesen.
Gallant: Neue Phase im Krieg gegen Hamas
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat den Beginn einer neuen Phase im Krieg gegen die militant-islamistische Hamas bekanntgegeben. "Gestern Abend hat der Boden in Gaza gebebt", sagte Gallant. "Wir haben oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche angegriffen...Die Anweisungen an die Truppen sind klar. Die Kampagne wird bis auf Weiteres weitergehen."
Gallant deutete an, dass das Militär bald zu einer umfassenden Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens übergehen könnte. Israel hat bereits Hunderttausende Soldaten im Grenzgebiet stationiert.
Weiter Raketenangriffe aus Gaza auf israelische Städte
Israelische Städte sind nach Angaben des Militärs weiter vom palästinensischen Gazastreifen aus beschossen worden. In den Ortschaften im Grenzgebiet zu dem Küstenstreifen heulten mehrmals Warnsirenen, wie die israelische Armee mitteilte. Auch im Großraum Tel Aviv gab es erneut Raketenalarm, ebenso in der Küstenstadt Aschkelon. In der Wüstenstadt Be'er-Scheva wurde nach Polizeiangaben ein Gebäude durch eine Rakete getroffen. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der im Gazastreifen herrschenden Hamas, bekannten sich zu den Angriffen. Sie hatten sich auch am Freitag zu Raketenangriffen auf Israel bekannt, unter anderem auf die Küstenmetropole Tel Aviv. Die Hamas wird nicht nur von Israel, sondern auch von EU und USA als Terrororganisation eingestuft.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Neue Gefechte an Israels Grenze zum Libanon
An Israels Grenze zum Libanon ist es laut Armee wieder zu Gefechten gekommen. Mehrere Panzerabwehrraketen und Mörsergranaten seien vom Libanon aus auf Israel abgefeuert worden, teilte das israelische Militär mit. Auch Militärposten entlang der Grenze seien beschossen worden. Die Geschosse seien in offenen Gebieten eingeschlagen. Die israelische Armee habe zurückgeschossen und militärische Einrichtungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen.
Zuvor hatte das Militär mitgeteilt: "Eine Terrorzelle hat versucht, Antipanzerraketen vom Libanon aus auf den Norden Israels zu schießen." Die Angreifer seien mit einer Drohne beschossen worden.
Israel ruft erneut zum Verlassen des nördlichen Gazastreifens auf
Das israelische Militär hat die Bewohner im Norden des Gazastreifens erneut aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. "Dies ist eine dringende militärische Empfehlung", schrieb Militärsprecher Daniel Hagari auf der Plattform X. "Zu Ihrer unmittelbaren Sicherheit fordern wir alle Bewohner des nördlichen Gazastreifens und von Gaza-Stadt auf, vorübergehend in den Süden umzuziehen." Der bevorstehende Einsatz der israelischen Streitkräfte solle die Bedrohung durch die Hamas mit Präzision und Intensität neutralisieren.
Tausende Menschen bei pro-palästinensischem Protest in London
Viele Tausend pro-palästinensische Demonstranten haben sich am Samstag an einem erneuten Großprotest in London beteiligt. Viele von ihnen trugen Banner und Schilder mit Botschaften, mit denen sie ihre Unterstützung für die Palästinenser bekundeten. Fotos zeigten eine große Menschenmenge, auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie sie langsam durch die britische Hauptstadt zog.
Die Polizei erwartete rund 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Demonstration, bei der nach Angaben der Nachrichtenagentur PA eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gefordert werden sollte. In anderen britischen Städten wie Manchester und Glasgow waren ebenfalls Kundgebungen geplant. Bereits am vergangenen Samstag hatten sich nach Schätzungen der Polizei bis zu 100.000 Menschen an einer pro-palästinensischen Demonstration in London beteiligt.
Hilfsorganisationen verlieren Kontakt zu Mitarbeitern
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat keinen Kontakt mehr zu Mitarbeitern, Gesundheitseinrichtungen und anderen Partnern im Gazastreifen. Das schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitagabend auf der Plattform X, früher Twitter. Wegen der "Belagerung" mache er sich große Sorgen um deren Sicherheit und die unmittelbare Gesundheitsgefährdung von gefährdeten Patienten.
Auch das UN-Kinderhilfswerk UNICEF, das UN-Entwicklungsprogramm UNDP und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) haben nach eigenen Angaben keinen Kontakt mehr zu ihren Kollegen in Gaza. UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell schrieb auf X: "Ich mache mir große Sorgen um ihre Sicherheit und eine weitere Nacht unaussprechlichen Grauens für 1 Million Kinder in #Gaza. Alle humanitären Helfer und die Kinder und Familien, denen sie behilflich sind, müssen geschützt werden." Auch das UNDP erklärte, zutiefst besorgt um die Sicherheit des Teams in Gaza und aller dortigen Zivilisten zu sein.
Israels Botschafter kritisiert Deutschlands Enthaltung in UN
Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat die deutsche Enthaltung bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung kritisiert. Man brauche Deutschlands Unterstützung in den Vereinten Nationen, sagt er auf dem Landesparteitag der nordrhein-westfälischen CDU in Hürth. "Ein Abstimmungsverhalten, sich zu enthalten, weil man nicht direkt sagen kann, dass Hamas für diese grausame Massaker verantwortlich ist, ist nicht genug."
Israelische Armee: Hamas nutzt Kliniken in Gaza als Basen
Die militant-islamistische Hamas nutzt nach Angaben des israelischen Militärs bewusst Krankenhäuser als Basen. So würden derzeit Strom, Benzin, Sauerstoff und Wasser in das Schifa-Krankenhaus umgeleitet, wie die israelischen Streitkräfte (IDF) auf der Plattform X mitteilten. Unter der größten Klinik im Gazastreifen soll sich nach Angaben des israelischen Geheimdienstes die Kommandozentrale der Hamas befinden. Das Militär beruft sich dabei auf ein Gespräch zwischen einem israelischen Offizier und einem mutmaßlichen leitenden Mitarbeiter der Energiebehörde in Gaza.
Die aktuellen Geschehnisse im Nahost-Konflikt
Erneuter WHO-Appell für humanitäre Feuerpause in Gaza
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Konfliktparteien im Gaza-Krieg erneut zu einer dringend benötigten Feuerpause aufgerufen. Berichte über Bombardierungen in der Nähe großer Krankenhäuser gäben Anlass zu großer Sorge. Die WHO bekräftigte, es sei unmöglich, Patienten zu evakuieren, ohne ihr Leben zu gefährden. Kliniken im gesamten Gazastreifen seien aufgrund der bisher Verletzten bereits ausgelastet und könnten den dramatischen Anstieg der Patientenzahlen nicht verkraften, während sie gleichzeitig Tausende von Zivilisten beherbergten, teilte die WHO mit.
Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisiert deutsche UN-Enthaltung
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat die Enthaltung Deutschlands bei einer Abstimmung über eine UN-Resolution zur humanitären Lage in Gaza scharf kritisiert. "Wie kann Deutschland sich bei einer UN-Resolution enthalten, die als alleiniges Ziel hat, Israels Recht auf Selbstverteidigung zu delegitimieren? Deutschland hätte klar mit Nein stimmen sollen", sagte der Präsident der Gesellschaft, Volker Beck.
"Die klaren Bekenntnisse der Bundesregierung zum Recht Israels auf Selbstverteidigung passen nicht zu diesem Abstimmungsverhalten der Lauheit", sagte der Grünen-Politiker Beck. Bei der Unterstützung Israels dürfe es "keine falschen Rücksichtnahmen auf Andere geben, wenn das Bekenntnis zur Staatsräson ernst gemeint ist".
Zeitung: Israels Einschätzung zu großen Hamas-Vorräten zutreffend
Arabische und westliche Beamte halten einem Bericht zufolge Vorwürfe Israels für berechtigt, dass die im Gazastreifen herrschende Hamas große Vorräte an Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff angelegt hat. Die Hamas habe Dutzende Kilometer lange Tunnel gebaut und dort Vorräte an praktisch allem angehäuft, was sie für einen langwierigen Kampf benötige, schrieb die US-Zeitung "New York Times" unter Berufung auf Experten.
Neben Hunderttausenden Litern Treibstoff für Fahrzeuge und Raketen sollen sich demnach in den Hamas-Tunneln auch Munition, Sprengstoff und Rohmaterialien für eine weitere Fertigung befinden, zudem Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente. Ein hochrangiger libanesischer Beamter, der namentlich nicht genannt wurde, sagte der Zeitung zufolge, die Hamas habe genug Vorräte, um drei bis vier Monate ohne Nachschub weiterkämpfen zu können.
Weiter Raketenangriffe aus Gaza auf Israel
Israelische Grenzorte werden weiter vom palästinensischen Gazastreifen aus beschossen. In den Ortschaften im Grenzgebiet zu dem Küstenstreifen heulten mehrmals Warnsirenen, wie die israelische Armee mitteilte. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der im Gazastreifen herrschenden militant-islamistischen Hamas, bekannten sich zu einem Angriff auf den Ort Zikim.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Berliner Polizei löste am Freitag mehrere Demos auf
Die Berliner Polizei hat am Freitagabend im Bezirk Mitte mehrere pro-palästinensische Demonstrationen aufgelöst. Auf dem Alexanderplatz versammelten sich trotz einer Verbotsverfügung rund 100 Menschen, die "offensiv angesprochen und konsequent des Platzes verwiesen wurden", wie es in einer Mitteilung der Polizei hieß.
Später am Abend stellten Einsatzkräfte demnach auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor rund 100 Personen fest, die den Angaben zufolge pro-palästinensische wie später auch polizeifeindliche Parolen riefen. "Da hier ein Zusammenhang zu den erlassenen Versammlungsverboten zu erkennen war, wurde einer Spontanversammlung nicht zugestimmt und Platzverweise erteilt", hieß es im Polizeibericht.
Israel berichtet von Rakete aus dem Libanon
Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge eine auf eine seiner Drohnen gezielte Boden-Luft-Rakete aus dem Libanon abgefangen. Im Gegenzug greife Israel den Abschussort der Rakete an.
Israel kündigt weitere Hilfslieferungen an
Die israelische Armee hat nach der Ausweitung der Bodeneinsätze im Gazastreifen eine Verstärkung der humanitären Hilfslieferungen für die palästinensische Bevölkerung angekündigt. "Für die Einwohner des Gazastreifens, die in das Gebiet südlich von Wadi Gaza gegangen sind, weiten wir die humanitäre Hilfe aus", sagte Armeesprecher Daniel Hagari.
Man werde im Verlauf des Tages die Einfuhr von Lastwagen mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten in den Süden des Küstenstreifens ermöglichen. "Wer sich in diesem Gebiet aufhält, wird diese erhalten", sagte Hagari.
Israels Botschafter fordert mehr Schutz für Juden
Angesichts der Zunahme antisemitischer Vorfälle hat der israelische Botschafter Ron Prosor mehr Schutz für Juden in Deutschland gefordert. "Ich weiß, dass viele Juden sich jetzt fürchten. Das ist völlig inakzeptabel. Ich erwarte Schutz und Solidarität", sagte Prosor der "Rheinischen Post". "Die Tatsache, dass im Jahr 2023 Juden und Israelis Angst haben auf deutschen Straßen, ist beschämend." Wenn Molotowcocktails auf Synagogen geworfen und Davidsterne auf Häuser geschmiert würden, "dann frage ich mich, was aus der Geschichte gelernt worden ist".
Erdogan fordert Ende israelischer Angriffe auf Gaza
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat ein Ende israelischer Angriffe im Gazastreifen gefordert. "Israel muss diesen Zustand des Wahnsinns sofort beenden und seine Angriffe einstellen", schrieb der Präsident in einem Post auf der Plattform X. Gleichzeitig rief Erdogan zu einer bereits für Samstag geplanten propalästinensischen Demonstration in Istanbul auf.
Vor wenigen Tagen hatte der Staatschef die im Gazastreifen herrschende militant-islamistische Hamas als Freiheitskämpfer bezeichnet.
Sorge um Hamas-Geiseln
Nach Ausweitung der israelischen Bodeneinsätze im Gazastreifen haben am Samstag rund 600 Menschen in Tel Aviv an einem Solidaritätslauf für die dort festgehaltenen Geiseln teilgenommen. Sie trugen Startnummern mit Namen und Bildern der Geiseln, wie der israelische Sender Kan berichtete.
Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, Angehörige der Geiseln hätten nach Ausweitung der Bodeneinsätze ein dringendes Treffen mit dem sogenannten Kriegskabinett gefordert. "Diese Nacht war die bisher schlimmste von allen, und wir haben sie in großer Angst verbracht", zitierte ynet aus einer Stellungnahme der Angehörigen. Es herrsche große Ungewissheit hinsichtlich des Schicksals der Geiseln in Gaza, "die dort festgehalten werden und auch den schweren Bombardements ausgesetzt sind".
Israels Militär: Bodentruppen noch in Gaza
Das israelische Militär hat seine Bodeneinsätze im Gazastreifen ausgeweitet. Bodentruppen seien in der Nacht in den Norden des Küstengebiets entsandt worden und noch vor Ort, teilt das Militär mit.
Am Samstag sollten Lastwagen mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten geschickt werden.
Viele Festnahmen bei jüdischem Anti-Kriegs-Protest in New York
Bei einer von einer jüdischen Gruppe organisierten Demonstration gegen die israelischen Angriffe in Gazastreifen in New York sind mehrere hundert Menschen festgenommen worden. Die Polizei meldete mindestens 200 Festnahmen, die Organisatoren erklärten, dass bei der Auflösung der Versammlung im New Yorker Bahnhof Grand Central mehr als 300 Menschen festgenommen worden seien. Auf Fotos waren lange Reihen von jungen Menschen in Handschellen zu sehen, auf deren T-Shirts unter anderem die Worte "Not in our name" ("Nicht in unserem Namen") oder die Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe zu lesen waren.
Organisiert hatte den Protest die New Yorker Gruppe Jewish Voice for Peace (Jüdische Stimme für Frieden) - eine anti-zionistische Vereinigung, die von anderen jüdischen Organisationen häufig kritisiert wird.
"Schlimmste Angriffe seit Beginn der Bombardierungen"
Die ARD-Korrespondentin Gabriele Dunkel spricht bei dem jüngsten Vorstoß der israelischen Armee von den "schlimmsten Angriffe auf Gaza seit Beginn der Bombardierungen".
USA raten Bürgern, Libanon zu verlassen
Die US-Botschaft in Beirut hat US-Bürgerinnen und Bürgern geraten, den Libanon "aufgrund der unvorhersehbaren Sicherheitssituation" zu verlassen - "solange es noch kommerzielle Flüge gibt". Man könne nicht garantieren, "dass die US-Regierung US-Zivilisten und ihre Familien in einer Krisensituation evakuiert".
Israelische Armee: 150 unterirdische Ziele im Gazastreifen getroffen
Israelische Kampfflugzeuge haben bei nächtlichen Angriffen im nördlichen Gazastreifen nach Angaben der israelischen Armee 150 unterirdische Ziele getroffen. Dazu gehörten "von Terroristen genutzte Tunnel, unterirdische Kampfräume und weitere unterirdische Infrastruktur", erklärte die israelische Armee. Zudem seien mehrere "Terroristen" der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas getötet worden.
Die Entwicklungen der Nacht
Israel hatte gestern Abend angekündigt, seine Bodeneinsätze im Gazastreifen in der Nacht auszuweiten. Unklar ist derzeit, wie weit dies geht. Mobilfunknetz und Internet im Gazastreifen sind komplett zusammengebrochen.
Israels Militär: Hamas-Verantwortlicher für Drohnen "ausgeschaltet"
Israel hat nach eigenen Angaben den Verantwortlichen der militant-islamistischen Hamas für Luftverteidigung und Co-Planer der Terrorattacke vom 7. Oktober getötet. Auf Grundlage nachrichtendienstlicher Informationen habe ein Kampfjet Asem Abu Rakaba "ausgeschaltet", teilte das Militär auf Telegram mit. Demnach kümmerte sich Abu Rakaba für die Hamas um Drohnen, Gleitschirme sowie Luftaufklärung- und -verteidigung. Die israelische Armee veröffentlichte dazu ein Video, das die Explosion eines Gebäudes aus der Luft zeigte.
Bundeswehr hat mehr als 1.000 Soldaten in den Nahen Osten verlegt
Die Bundeswehr hat für eine mögliche Evakuierung deutscher Staatsbürger inzwischen mehr als 1.000 Soldaten in den Nahen Osten verlegt. Die ganz überwiegende Zahl der Männer und Frauen sei nun auf Zypern in Bereitschaft, wurde der Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen erklärt. Sie seien von dort aus praktisch sofort einsatzbereit, ohne dass aber die weitere Entwicklung in der Folge des Großangriffs der Hamas auf Israel abzusehen sei.
Das Verteidigungsministerium hatte am vergangenen Wochenende erklärt, die eigene Reaktionsfähigkeit in der Region werde erhöht. Auf Zypern wurde ein Planungs- und Führungsstab für einen möglichen Evakuierungseinsatz aufgebaut. Auf der Insel sind auch Spezialkräfte der Deutschen Marine (KSM) mit den Kampfschwimmern in Warteposition. Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) sind nach Jordanien geflogen worden.
USA heben Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen hervor
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat in einem Telefonat mit dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant "die Bedeutung des Schutzes der Zivilbevölkerung" bei Operationen im Gazastreifen unterstrichen. Das teilte das Pentagon mit.
WHO hat Kontakt zu Mitarbeitern im Gazastreifen verloren
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat keinen Kontakt mehr zu Mitarbeitern, Gesundheitseinrichtungen und anderen Partnern im Gazastreifen. Das schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Abend auf der Plattform X, früher Twitter. Wegen der "Belagerung" mache er sich große Sorgen um deren Sicherheit und die unmittelbare Gesundheitsgefährdung von gefährdeten Patienten. "Wir drängen auf sofortigen Schutz." In einem zweiten Tweet fügte er nur das Wort: "Warum?" hinzu.
Auch das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) hat eigenen Angaben zufolge keinen Kontakt mehr zu seinen Kollegen in Gaza. Exekutivdirektorin Catherine Russell schrieb auf X: "Ich mache mir große Sorgen um ihre Sicherheit und eine weitere Nacht unaussprechlichen Grauens für 1 Million Kinder in #Gaza. Alle humanitären Helfer und die Kinder und Familien, denen sie behilflich sind, MÜSSEN geschützt werden."
Israel verurteilt UN-Resolution, Hamas begrüßt sie
Die UN-Vollversammlung hat mit großer Mehrheit eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Gazastreifen gefordert. Die Resolution, die die Hamas nicht erwähnt, stieß auf scharfe Kritik aus Israel.
Organisation: Seit Hamas-Attacke 29 Journalisten in Nahost getötet
Seit dem blutigen Massaker der Hamas vom 7. Oktober sind einer Journalisten-Organisation zufolge 29 Medienvertreter in Israel und im Gazastreifen getötet worden. Nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1992 seien in so kurzer Zeit so viele über den Nahost-Konflikt berichtende Reporter ums Leben gekommen, teilte das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (Committee to Protect Journalists, CPJ) in der Nacht über die Online-Plattform X mit. Zudem würden Medienschaffende im Konfliktgebiet bedrängt, festgesetzt und am Berichten gehindert.
Weißes Haus: "Wir ziehen keine roten Linien für Israel"
Die US-Regierung hat ihre Unterstützung für Israel nach den Angriffen der islamistischen Hamas bekräftigt. "Wir ziehen keine roten Linien für Israel", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, auf die Frage eines Journalisten. Man unterstütze weiter die "Sicherheitsbedürfnisse" des Landes und Israels Recht, sich selbst zu verteidigen. "Das wird so bleiben."
Zu Israels Ausweitung der Bodeneinsätze in Gaza äußerte sich Kirby auch auf mehrere Nachfragen hin nicht. Kirby sagte, dass man aber auch von Anfang mit Israel über die "Art und Weise" einer Reaktion auf die Terrorangriffe gesprochen habe. "Und wir haben uns nicht gescheut, unsere Besorgnis über zivile Opfer, Kollateralschäden und die Vorgehensweise, die sie wählen könnten, zum Ausdruck zu bringen." Das sei es, was "Freunde" tun könnten und man werde diese Gespräche weiter führen.
"Man ist nervös", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, über die Ausweitung der Bodeneinsätze
Sechs Verletzte nach Drohnenabsturz in Ägypten - Israel beschuldigt Huthi-Rebellen
Nach einem Drohnenabsturz mit sechs Verletzten im ägyptischen Badeort Taba nahe der israelischen Grenze hat Israel die vom Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen verantwortlich gemacht. "Eine nicht identifizierte Drohne stürzte am Freitag in der Nähe eines Anbaus des Krankenhauses von Taba ab", erklärte ein ägyptischer Armeesprecher auf Facebook. Sechs Menschen seien leicht verletzt worden, fügte er hinzu. Taba liegt nahe der Grenze zu Israel im Nordosten der Sinai-Halbinsel am Roten Meer.
Gaza-Krankenhäuser nach Telefon-Kollaps kaum noch arbeitsfähig
Der Ausfall von Internet- und Telefonverbindungen im Gazastreifen wird nach Ansicht von Experten schwerwiegende Folgen für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen in dem abgeriegelten Küstenstreifen haben. Kliniken und Hilfsorganisationen könnten ohne Telefon und Internet nicht arbeiten, schrieb Lynn Hastings, Koordinatorin der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe in den Palästinensischen Autonomiegebieten, auf der Plattform X, dem früheren Twitter. Der Palästinensische Rote Halbmond erklärte, die Bewohner des Gazastreifens könnten keine Krankenwagen mehr rufen, so dass Ärzte und Sanitäter dem Lärm der Explosionen folgen müssten, um Verwundete zu finden.
Die Krankenhäuser sind zudem händeringend auf Treibstoff abgewiesen, um Notstromaggregate betreiben zu können, die Inkubatoren und andere lebensrettende Geräte versorgen. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte am Freitag jedoch, man gehe davon aus, dass die Hamas allen Treibstoff konfiszieren werde, der in den Gazastreifen geliefert würde. Die Hamas benutze Generatoren, um Luft in ihre Hunderte Kilometer langen Tunnel zu pumpen.
Jordanien: Tausende demonstrieren aus Solidarität mit Palästinensern
Auch in Jordanien haben erneut Tausende Menschen aus Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen gegen die laufenden Angriffe Israels protestiert. In der Hauptstadt Amman zogen die Mengen nach dem Freitagsgebet durch das Stadtzentrum, wie der Fernsehsender Al-Ghad berichtete. Am Abend versammelten sich nach Ankündigung der ausgeweiteten Bodeneinsätze durch Israel auch Demonstranten vor der israelischen Botschaft. Die Polizei setzte Tränengas ein, um sie auseinanderzutreiben, wie Videos in sozialen Medien zeigten. Ein Sprecher der jordanischen Behörde für öffentliche Sicherheit erklärte, "Randalierer" hätten in unweit der israelischen Botschaft Feuer gelegt und dort zu Tumulten angestiftet. Es habe mehrere Festnahmen gegeben. Die Sicherheitskräfte hätten friedliche Demonstrationen aber ermöglicht und geschützt.
Ein Überblick über die Lage in Nahost von ARD Tel Aviv-Korrespondentin Bettina Meier
Israel: Journalisten im Gazastreifen nicht sicher
Die israelischen Streitkräfte können nicht für die Sicherheit der Journalisten im Gazastreifen garantieren. "Die israelischen Streitkräfte zielen auf alle militärischen Aktivitäten der Hamas im gesamten Gazastreifen", heißt es in einem Schreiben des Militärs an Reuters und die Agence France Presse (AFP). Sie fügt hinzu, dass die Hamas ihre Militäroperationen absichtlich "in die Nähe von Journalisten und Zivilisten" verlege. Reuters und die AFP hatten Israel zuvor um die Sicherheit ihre Journalisten im Gazastreifen vor israelischen Angriffen gebeten.
Israel verurteilt UN-Resolution mit Ruf nach Waffenruhe
Israels Außenminister Eli Cohen hat die Verabschiedung einer UN-Resolution zur Verbesserung der humanitären Lage und für eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen mit scharfen Worten verurteilt. "Wir lehnen den verabscheuungswürdigen Ruf der UN-Generalversammlung nach einem Waffenstillstand entschieden ab", schrieb Cohen in der Nacht auf der Plattform X. "Israel beabsichtigt, die Hamas zu eliminieren." So sei die Welt auch mit den Nazis und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) umgegangen, schrieb er weiter.
Die UN-Vollversammlung hatte den von Jordanien eingebrachten Resolutionsentwurf in New York verabschiedet. 120 Länder stimmten dafür, 14 dagegen, 45 enthielten sich, darunter auch Deutschland. Damit erreichte das Papier die notwendige Zweidrittelmehrheit. Resolutionen der UN-Vollversammlung sind allerdings nicht rechtlich bindend, ihnen wird eher symbolische Wirkung beigemessen.
Hamas: Kämpfe gegen israelische Soldaten an zwei Orten im Gazastreifen
Nach Behauptungen des bewaffneten Flügels der radikal-islamistischen Hamas gibt es im Gazastreifen an zwei verschiedenen Orten Kämpfe gegen israelischen Soldaten. Die Ortschaften befänden sich jeweils in Grenznähe, gaben die Al-Kassam-Brigaden bekannt.
Tausende protestieren im Westjordanland gegen Israel
Nach Israels Ankündigung, die Bodeneinsätze im Gazastreifen ausweiten zu wollen, haben im Westjordanland Berichten zufolge zahlreiche Palästinenser protestiert. Die "Times of Israel" meldete am Abend Tausende Demonstranten, die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete von Hunderten allein in der Stadt Nablus. Auch in Ramallah, Hebron und vielen anderen Orten im Westjordanland gingen den Berichten zufolge Menschen auf die Straßen, um ihre Solidarität mit den Einwohnern des Gazastreifens zu zeigen. Laut Wafa kam es auch zu Zusammenstößen mit israelischen Soldaten.
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
Das Internet und der Mobilfunk sind nach Angaben des palästinensischen Telekommunikationsunternehmens Paltel im Gazastreifen zusammengebrochen. Die UN-Vollversammlung hat eine Resolution zur humanitären Lage in Gaza angenommen. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.