Nahost-Krieg Israel will Bodeneinsätze in Gaza ausweiten
Die israelische Armee will nach eigenen Angaben ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen in der Nacht ausdehnen. Das Militär habe seine Angriffe bereits verstärkt. In Gaza funktioniert das Internet nicht mehr.
Israels Armee hat angekündigt, ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen gegen die militant-islamistische Hamas in der Nacht auszuweiten. Das teilte Militärsprecher Daniel Hagari am Abend auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. In den vergangenen Stunden habe das Militär seine Angriffe im Gazastreifen bereits verstärkt. Es würden vermehrt unterirdische Ziele und terroristische Infrastruktur angegriffen, erklärte er weiter.
Wie Live-Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigen, wurde der Norden des Gazastreifens am Abend massiv von der israelischen Armee beschossen. Die Angriffe begannen demnach gegen 19 Uhr Ortszeit und dauern weiter an. Die israelische Armee hatte bereits am Morgen mitgeteilt, binnen 24 Stunden mehr als 250 Ziele im Gazastreifen angegriffen zu haben.
Es ist unklar, ob die jüngste Ankündigung den Beginn der weithin erwarteten Bodenoffensive des israelischen Militärs darstellt. Das israelische Militär hatte zuvor bereits vereinzelte, zeitlich eng begrenzte Vorstöße am Boden ausgeführt. An der Grenze stehen Hunderttausende Soldaten bereit, um in den Gazastreifen einzurücken.
Kein Internet im Gazastreifen
Nach Angaben der Palästinensischen Telekommunikationsunternehmens Paltel sind derzeit alle Kommunikations- und Internetdienste im Gazastreifen ausgefallen. Schuld sei die heftige Bombardierung durch die israelische Armee.
Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf X einen Zusammenbruch der Internetverbindungen im Gazastreifen. Dieser habe großen Auswirkungen auf Paltel. Das Unternehmen sei der letzte große Betreiber, der in dem Küstengebiet noch Dienste anbiete.
Hilfsorganisationen äußerten ihre Sorge über die Folgen des Ausfalls. Der Palästinensische Rote Halbmond schrieb auf X, man habe den Kontakt zu allen Einsatzzentralen und Teams im Gazastreifen verloren. Die Retter sorgten sich, ob die Einsatzkräfte derzeit in der Lage seien, weiterhin medizinische Notfalldienste zu leisten. Auch die Notrufzentrale sei von dem Ausfall betroffen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zeigte sich ebenfalls besorgt. "Ohne Zugang zu Informationen in einem Kommunikations-Blackout wissen die Leute nicht, wo sie sich in Sicherheit bringen sollen", erklärte das IKRK.
Hamas meldet eigene Angriffe
Die Hamas-Führung erklärte, Israel habe die Kommunikation und den größten Teil des Internets im gesamten Gazastreifen gekappt. Das Medienbüro der Terrormiliz warf Israel vor, diesen Schritt zu nutzen, "um mit blutigen Vergeltungsschlägen aus der Luft, zu Lande und zur See Massaker zu verüben". Die israelischen Angriffe seien "die heftigsten seit Beginn des Krieges" am 7. Oktober.
Die Essedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, teilte auf Telegram mit, nach den israelischen Luftangriffen "Raketensalven" auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben. Israelischen Medienberichten zufolge wurden Raketen in Richtung Tel Aviv, in Richtung des Zentrums des Landes sowie des Nordens des besetzten Westjordanlandes abgefeuert.
Seit dem am 7. Oktober begonnenen Großangriff der militant-islamistischen Hamas wird eine großangelegte israelische Bodenoffensive im Gazastreifen erwartet. Bei dem Angriff der Hamas auf Israel waren nach israelischen Angaben etwa 1.400 Menschen getötet und 229 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Als Reaktion riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe auf mutmaßliche Hamas-Ziele. Tausende Menschen wurden getötet, die humanitäre Versorgung der Menschen im dicht besiedelten Gazastreifen steht vor dem Zusammenbruch.