Krieg in Nahost Israel verstärkt Angriffe - Gaza ohne Internet
Israel hatte gestern Abend angekündigt, seine Bodeneinsätze im Gazastreifen in der Nacht auszuweiten. Unklar ist derzeit, wie weit dies geht. Mobilfunknetz und Internet im Gazastreifen sind komplett zusammengebrochen.
Explosionen, die den Nachthimmel hell erleuchten. Feuerbälle, die in die Luft schnellen, laute Explosionen, Schüsse und Panzer, die in den Norden Gazas rollen. Davon berichten Augenzeugen und Journalisten, die es gerade noch schaffen, Nachrichten aus Gaza zu schicken.
Der renommierte Journalist Jack Khoury von der Tageszeitung Haaretz veröffentlicht Bilder und Videos eines Journalisten in Gaza, die massive Luftschläge und Artilleriebeschuss zeigen. Der Journalist, der sich im Norden Gazas aufhält, spricht von einem beispiellosen Angriff aus der Luft, zu Land und zu Wasser. Es gebe viele Verletzte, die medizinischen Teams könnten Einsatzorte nicht erreichen. Außerdem sei das Mobilfunknetz und das Internet großflächig ausgefallen.
Keine Möglichkeit, zu kommunizieren
Dies bestätigte das palästinensische Telekommunikationsunternehmen Paltel. Grund seien die Luftangriffe. Auch Hilfsorganisationen wie der Palästinensische Rote Halbmond und die Weltgesundheitsorganisation sowie zahlreiche Medien berichten, dass sie ihre Mitarbeiter in Gaza nicht mehr erreichen.
Kliniken und Hilfsorganisationen könnten ohne Telefon und Internet nicht arbeiten, schrieb Lynn Hastings, Koordinatorin der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe in den Palästinensischen Autonomiegebieten, auf der Plattform X.
Hamas spricht von Einsätzen im Norden des Gazastreifens
Der militärische Arm der Islamistenorganisation Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, behauptete am späten Abend, es habe Bodeneinsätze der israelischen Armee und gewalttätige Zusammenstöße in Beit Hanun im Norden des Gazastreifens sowie östlich des Flüchtlingslagers Al-Bureidsch gegeben. Beide Orte liegen in Grenznähe. Unabhängig waren die Angaben der Al-Kassam-Brigaden nicht zu überprüfen.
Das israelische Militär teilte am Samstagvormittag (Ortszeit) mit, es habe 150 unterirdische Ziele angegriffen, darunter Tunnel, Räume und Infrastruktur. Auch seien mehrere Hamas-Terroristen getötet worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Hamas soll sich unter Krankenhäusern verstecken
Gestern Abend hatte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari angekündigt, dass Israel die Angriffe in Gaza ausweitet. "Unsere Luftwaffe greift gerade massiv Ziele im Untergrund in Gaza an, Terrorinfrastruktur. Die Bodentruppen weiten ihre Aktivitäten aus", so Hagari. Neben der Kommandozentrale der Terrororganisation Hamas unter dem größten Krankenhaus in Gazas Norden, seien der Armee weitere Krankenhäuser bekannt, die die Hamas als Versteck nutze. Belege dafür wolle die Armee später vorlegen.
Ein Sprecher von Premier Benjamin Netanyahu teilte mit, nun beginne "die Kehrtwende, die Hamas wird unseren Zorn spüren." Der palästinensische Premierminister Mohammad Stayyeh sagte einem arabischen Medium, der Ausfall von Internet und Mobilfunk in Gaza sei ein Versuch, Dunkelheit zu schaffen, um Verbrechen zu begehen. "Was in Gaza geschieht, dient der Bodeninvasion". Vom Beginn eines Bodenkrieges spricht auch der jordanische Außenminister Aiman Safadi. Eine sofortige Waffenruhe in Gaza, wie sie die UN-Generalversammlung gefordert hatte, hat Israel zuvor abgelehnt.