Sachsen und Thüringen Ökonomen erwarten negative Folgen der AfD-Erfolge
Fachkräfte könnten abgeschreckt werden, Investitionen ausbleiben: Experten rechnen nach den Erfolgen von AfD und auch BSW bei den Landtagswahlen laut einer Studie mit negativen Konsequenzen für Sachsen und Thüringen.
Die Wahlergebnisse der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) in Sachsen und Thüringen bereiten Wirtschaftswissenschaftlern Sorgen. In einer Befragung des Münchner ifo-Instituts unter 185 Ökonominnen und Ökonomen rechnen 67 Prozent mit einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung in Sachsen durch die Landtagswahl. Für Thüringen sind es sogar 74 Prozent. Positive Effekte werden jeweils nur von einer sehr kleinen Minderheit erwartet.
"Die so einhellige Einschätzung von Wirtschaftsexperten, dass der Zuspruch für radikale Parteien dem Wirtschaftsstandort schwer schaden wird, sollte ein Weckruf für die Bevölkerung sein", sagt Niklas Potrafke, der Leiter des ifo-Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie. "Diese Ergebnisse unterstreichen, wie stark Wahlausgänge wirtschaftliche Erwartungen beeinflussen."
Weniger attraktiv für Fachkräfte
Besonders negativ sehen die befragten Ökonominnen und Ökonomen die Folgen der AfD-Erfolge für die Attraktivität der Länder bei Fachkräften. Hier erwarten fast 84 Prozent der Befragten negative oder sehr negative Folgen, positive oder sehr positive nur drei Prozent. Auch bei Investitionsentscheidungen von Unternehmen erwartet eine deutliche Mehrheit von 77 Prozent negative Folgen, positive Auswirkungen sehen knapp zwei Prozent.
Auch die Ergebnisse des BSW bereiten Sorgen. Gut 60 Prozent sehen negative Folgen für den Wirtschaftsstandort, positive nur knapp zwei Prozent. "Die Auswirkungen des BSW-Wahlerfolgs auf die wirtschaftliche Entwicklung werden als etwas weniger negativ im Vergleich zur AfD eingeschätzt", sagt ifo-Forscher Aaron Günther.
Schwierige Regierungsbildung
In Thüringen war die AfD erstmals bei einer Landtagswahl stärkste Kraft geworden: Sie erhielt 32,8 Prozent der Stimmen, während das BSW auf 15,8 Prozent kam. In Sachsen wurde die AfD zweitstärkste Kraft mit 30,6 Prozent nach der CDU (31,9 Prozent). Das BSW erhielt 11,8 Prozent. In beiden Ländern zeichnet sich eine schwierige Regierungsbildung ab.
Die Expertinnen und Experten sehen die Ursache für die Erfolge von AfD und BSW vorrangig auf der Bundesebene. Insgesamt 84 Prozent nannten die Migrationspolitik der aktuellen und vorherigen Bundesregierung als Grund für den Wahlausgang. 76 Prozent sagten, die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Ampelkoalition sei eine wichtige Ursache.