Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen Welche Partei wo besonders stark ist
Klares Stadt-Land-Gefälle, Auffälligkeiten beim Alter der Wähler: Wo und bei wem konnten die Parteien bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen besonders punkten - und wo nicht? Ein Blick auf Karten und Daten.
CDU - stark auf dem Land und bei älteren Wählern
In Sachsen kommt die CDU landesweit auf 31,9 Prozent. Ihr bestes Ergebnis erreicht sie dort im Vogtland, einer ländlich geprägten Region im Grenzgebiet zu Bayern und Thüringen. Den Spitzenwert von 37 Prozent der Listenstimmen (entspricht der Zweitstimme bei der Bundestagswahl) bekommt sie dort im Wahlkreis Vogtland 2. Und auch in allen benachbarten Wahlkreisen schneidet sie überdurchschnittlich ab.
Laut vorläufigem Ergebnis des Landeswahlleiters sind 19,7 Prozent das schwächste Ergebnis für die CDU in einem sächsischen Wahlkreis - und der liegt in der größten Stadt des Landes. Es ist der Wahlkreis Leipzig 6. Auch in den anderen Leipziger Wahlkreisen schneidet die CDU eher schwach ab, ebenso wie in Dresden, der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes.
In Thüringen kommt die CDU landesweit auf 23,6 Prozent - und auch hier ist sie tendenziell ländlichen Wahlkreisen überdurchschnittlich stark, in den größeren Städten des Landes hingegen vergleichsweise schwach. Das Top-Ergebnis von 39,3 Prozent erreicht sie im Wahlkreis Eichsfeld I, der im äußersten Nordwesten des Bundeslandes liegt. Das schlechteste Ergebnis von 18,9 Prozent erreicht sie in Jena I, einem Wahlkreis in der wichtigsten Universitätsstadt des Bundeslandes.
Bei der Altersstruktur fällt auf, dass die CDU in hohen Altersgruppen deutlich besser abschneidet: In Sachsen etwa kommt sie laut Daten von infratest dimap in der Gruppe 70 Jahre und älter auf 45 Prozent, in den Altersgruppen unter 34 Jahren hingegen nur auf 18 Prozent. In Thüringen ist das Bild in der Tendenz identisch.
AfD - auf dem Land stark und bei den Jungen
In Sachsen kommt die AfD landesweit auf 30,6 Prozent. Ähnlich wie die CDU ist auch sie in ländlichen Regionen besonders stark - es sind aber andere als bei der CDU. Ihre Hochburgen liegen nicht im Grenzgebiet zu Bayern und Thüringen sondern eher im Osten des Bundeslandes, wo sie teilweise auf mehr als 40 Prozent der Listenstimmen kommt. Den Spitzenwert von 41,9 Prozent holt die rechtsextreme Partei im Wahlkreis Bautzen 1.
In den drei Großstädten des Landes - Leipzig, Dresden und Chemnitz - schneidet sie hingegen vergleichsweise schwach ab. Das gilt besonders für die größte Stadt: Im Wahlkreis Leipzig 1 kommt die AfD auf 10,1 Prozent, ihren schwächsten Wert in Sachsen.
In Thüringen kommt die AfD landesweit auf 32,8 Prozent. Auch hier ist sie tendenziell in ländlichen Regionen stärker als in großen Städten. Ihre "Hochburgen" liegen vor allem im Süden und Osten des Landes. Ihr bestes Ergebnis erreicht sie mit 41,3 Prozent der Listenstimmen im Wahlkreis Altenburger Land I.
In Thüringen fällt auf, dass die AfD in ländlichen Regionen, in denen die CDU besonders stark ist, eher schwach abschneidet. In der CDU-Hochburg Eichsfeld I kommt die AfD etwa nur auf 29,5 Prozent. Ihr mit 14,3 Prozent schlechtestes Ergebnis holt sie allerdings - wie die CDU - im Wahlkreis Jena I.
Die Altersstruktur der Wählerinnen und Wähler ist bei der AfD eine grundlegend andere als bei der CDU. Denn die AfD ist bei jüngeren Altersgruppen überdurchschnittlich stark - und gerade bei den ganz Jungen unter 24 gewinnt sie auch besonders deutlich hinzu. Auffallend wenige Wähler hat sie in der Altersgruppe 70 Jahre und älter, also bei Menschen, die in der Nachkriegszeit geboren wurden oder zu Zeiten der NS-Diktatur.
BSW - kein klares Bild bei Hochburgen, aber beim Alter
In Sachsen kommt das BSW landesweit auf 11,8 Prozent. Noch ist schwer zu sagen, ob die "Hochburgen" der erst vor wenigen Monaten gegründeten Partei eher in ländlichen oder städtischen Regionen liegen. Der Blick auf die Wahlkreiskarte zeigt kein klares Bild.
Sein schlechtestes Ergebnis von 8,4 Prozent holt das BSW im Wahlkreis Leipzig 6 - und damit in einer Region der größten Stadt Sachsens. Aber auch in einigen ländlich geprägten Wahlkreisen vor allem im Osten des Bundeslandes schneidet das BSW nicht viel besser ab. In anderen ländlichen Regionen - wie dem Vogtland - ist es hingegen überdurchschnittlich stark. Und auch in und um die drittgrößte Stadt Sachsens kommt es auf überdurchschnittliche Werte: Das Spitzenergebnis von 15,7 Prozent der Listenstimmen holt das BSW im Wahlkreis Chemnitz 3.
In Thüringen kommt das BSW landesweit auf 15,8 Prozent. Und auch hier lässt sich kein klares Stadt-Land-Schema erkennen. 10,6 Prozent und damit das schlechteste Ergebnis holt das BSW im Wahlkreis Eichsfeld I. Doch auch in den beiden Großstädten des Landes - Erfurt und Jena - sind die Werte unterdurchschnittlich. 19,8 Prozent und damit das beste Ergebnis holt das BSW in Thüringen im Wahlkreis Suhl/Schmalkalden-Meiningen IV.
Eindeutiger ist das Bild bei der Altersstruktur: Denn wie die CDU zieht das BSW überdurchschnittlich viele ältere Wählerinnen und Wähler an. Allerdings ist das Bild hier nicht ganz so deutlich wie bei der CDU.
SPD - auf dem Land oft unter der Fünf-Prozent-Hürde
In Sachsen kommt die SPD landesweit auf 7,3 Prozent. Von wenigen Ausreißern abgesehen kann man sagen, dass ihre "Hochburgen" durchweg in städtischen Regionen liegen - wobei "Hochburg" deutlich geringere Werte bedeutet, als bei CDU oder AfD.
Besonders gut schneidet die SPD in der Landeshauptstadt ab, ihren Spitzenwert von 14,7 Prozent der Listenstimmen holt sie im Wahlkreis Dresden 2. In vielen ländlichen Regionen liegt sie hingegen klar unter fünf Prozent. Das schwächste SPD-Ergebnis (3,4 Prozent) verzeichnet der Wahlkreis Görlitz 3, einer der AfD-Hochburgen ganz im Osten des Landes.
In Thüringen kommt die SPD landesweit auf 6,1 Prozent. Das regionale Bild ist hier ähnlich wie in Sachsen, wenn auch nicht ganz so eindeutig. Zwar schneidet sie auch hier in den beiden Großstädten Erfurt und Jena überdurchschnittlich ab. Ihr bestes Ergebnis von 12,6 Prozent holt sie aber nicht dort, sondern im Wahlkreis Gotha II. Am schwächsten schneidet sie im Saale-Orla-Kreis I im Südosten des Landes ab - mit nur 3,0 Prozent der Listenstimmen. Auch in mehreren anderen ländlichen Kreisen liegt sie klar unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Bei der Altersstruktur ergibt sich bei der SPD kein eindeutiges Bild. Überdurchschnittlich stark ist sie einerseits bei den jüngeren Altersgruppen unter 44 Jahren - wo sie im Vergleich zur Wahl 2019 tendenziell leicht hinzugewonnen hat. Gut schneidet sich dann aber auch wieder in der höchsten Altergruppe ab 70 Jahren - hier hat sie laut den Daten von infratest dimap aber leicht verloren.
Linke - viel hängt von den Direktkandidaten ab
In Sachsen kommt die Linke landesweit auf 4,5 Prozent. Die Spannweite der Ergebnisse, die sie dort erzielt hat, ist aber extrem breit und reicht von 1,7 Prozent der Listenstimmen bis hin zu 18,7 und 20,6 Prozent. Diese beiden Spitzenergebnisse hat die Linke in zwei Leipziger Wahlkreisen geholt, in denen der Kandidat beziehungsweise die Kandidatin der Linken auch das Direktmandat geholt hat.
Grundsätzlich schneidet sie in den großen Städten des Landes aber vergleichsweise gut ab. In vielen ländlichen Regionen - vor allem im Süden des Landes - spielt sie als politische Kraft hingegen praktisch keine Rolle mehr. Hier steht oft nur noch eine 1 vor dem Komma - wie etwa im Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 4, wo sie mit 1,7 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis einfährt.
In Thüringen kommt die Linke landesweit aus 13,1 Prozent. Die Lage ist also grundsätzlich eine völlig andere als in Sachsen. Auch hier zeigt sich in der Tendenz aber ein Stadt-Land-Gefälle. Das mit 22,3 Prozent beste Ergebnis holt die Linke im Wahlkreis Jena I, das mit 9,2 Prozent schlechteste im Altenburger Land I. Und auch in Thüringen ist die Partei dort auffallend stark, wo sie auch die Direktmandate gewonnen hat. Das sind die beiden Jenaer Wahlkreise, Weimar II und Erfurt III, wo der amtierende Ministerpräsident Bodo Ramelow angetreten war.
Da die Zahl der Linken-Wählerinnen und -Wähler in Sachsen insgesamt gering ist, lassen sich Aussagen zur Altersstruktur auf Basis der Daten von infratest dimap nur für Thüringen machen. Da zeigt sich bei der Linken ein ähnliches Bild wie bei der SPD: In den jüngeren und älteren Altergruppen ist sie überproportional stark, in den mittleren eher schwach.
Grüne - "Hochburgen" nur in den Städten
In Sachsen kommen die Grünen landesweit auf 5,1 Prozent. Wie bei der Linken ist die Spannweite extrem groß. In den beiden größten Städten des Landes sind für sie zweistellige Werte möglich, in den ländlich geprägten Wahlkreisen scheitern sie hingegen ausnahmslos an der Fünf-Prozent-Hürde. Besonders düster sieht es für sie im Erzgebirge aus, wo überall nur eine 1 vor dem Komma steht - im Wahlkreis Erzgebirge 2 ist es sogar nur eine 1,0.
Im Wahlkreis Dresden 2 kommen sie hingegen auf ein Top-Ergebnis von 21,4 Prozent. Dort haben sie auch eines von zwei Direktmandaten gewonnen. Das zweite haben sie im Wahlkreis Leipzig 6 gewonnen, wo der Wert für die Listenstimmen mit 19,5 ähnlich hoch ist.
In Thüringen kommen die Grünen landesweit auf 3,2 Prozent. Das Stadt-Land-Gefälle ist ähnlich groß wie in Sachsen. Zweistellige Werte erreichen sie in der Landeshauptstadt Erfurt und den Universitätsstädten Jena und Weimar. Ihr bestes Ergebnis erreichen sie mit 15,2 Prozent im Wahlkreis Jena I.
In den allermeisten Wahlkreisen scheitern sie aber klar an der Fünf-Prozent-Hürde. In einem - Hildburghausen II/Sonneberg II - reicht es mit 0,9 Prozent nicht mal für eine 1 vor dem Komma.