Lieferungen für Ukraine "Waffenhilfe wird einen Unterschied machen"
Bis Ende März wird Deutschland die zugesagten Kampf- und Schützenpanzer in die Ukraine schicken. "Die werden einen Unterschied machen", sagt General Freuding, der die deutsche Waffenhilfe koordiniert.
Deutschland wird Wort halten. Bis Ende März, so lautete die Zusage an die Ukraine, würden die Kampf- und Schützenpanzer vom Typ "Leopard" und "Marder" geliefert.
Und dabei bleibt es auch, bestätigt der Leiter des Sonderstabs Ukraine im Bundesverteidigungsministerium, Christian Freuding. "Es wird die ukrainischen Streitkräfte in die Lage versetzen, die Initiative wiederzugewinnen", ist der Brigadegeneral überzeugt. Das deutsche Gerät inklusive Munition werde sich im Verbund mit den Zusagen anderer westlicher Staaten spürbar auswirken, meint Freuding: "Sie werden einen Unterschied machen."
Es ist kein Geheimnis, dass man in Kiew seit Langem händeringend auf den westlichen Nachschub wartet. Seit dem Herbst erwies sich die Frontlinie als einigermaßen unverrückbar. Zudem geriet die Ukraine rund um Bachmut schwer unter Druck. Kommen die Panzer also zu spät?
Offensive der Ukraine erwartet
Militärexperten erwarten trotz der schwierigen Lage, dass die Ukraine versuchen wird, früher oder später eine Offensive zu starten. "Das wird nicht am 2. April um 8 Uhr morgens beginnen können", gibt der General im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio zu bedenken. Schließlich müsse so ein Schritt wohlüberlegt sein und die neuen Waffensysteme erst in die Armee eingepasst werden: "Daher erwarten wir nicht in den nächsten Tagen eine Initiative der Ukrainer, sondern in den nächsten Monaten."
In den 1990er-Jahren, an der Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster, wurde Christian Freuding einst zum Offizier ausgebildet. Also an jenem Ort, an dem in den vergangenen Wochen ukrainische Soldaten den Umgang mit dem "Marder" und dem "Leopard" lernten. "Die haben eine Wissbegierde und einen Willen zu lernen, das ist für uns verblüffend, erstaunlich und tief beeindruckend", sagt der 51-Jährige voller Hochachtung. Auch nach sieben Tagen Ausbildung am Stück hätten die Ukrainer selbst nach 22 Uhr noch weiter machen wollen.
Nun weiß der General auch, dass man nach dem sechswöchigen Schnellkurs keine "Wunderdinge" von den Ukrainern erwarten darf. Und er warnt davor, Russland zu unterschätzen. Sowohl das Personal als auch das Material betreffend habe Moskau ein enormes "Mobilisierungspotenzial".
Und dennoch: Auf die Frage, ob die Ukraine diesen Krieg gewinnen müsse, hat der Brigadegeneral eine ebenso knappe wie eindeutige Antwort: "Ja."
Wie wenig selbstverständlich dieses Ja ist, zeigt, dass es zwar Freudings‘ Chef und Verteidigungsminister Boris Pistorius durchaus über die Lippen kommt, nicht aber dem Kanzler. Olaf Scholz spricht bislang lediglich davon, dass die Ukraine bestehen und Putin scheitern müsse.
Sieg der Ukraine möglich?
Wenn aber zumindest aus Sicht des Verteidigungsministeriums ein ukrainischer Sieg wünschenswert wäre - ist dieser überhaupt möglich? "Wir setzen alles daran, sie so auszubilden, auszustatten und zu unterstützen, dass wir zu diesem erfolgreichen Ende kommen werden", sagt Freuding. Dass die Ukraine ohne westliche Waffen nicht mehr existieren würde, daran gibt es aus Sicht von Militärexperten keinen Zweifel.
Deutschland liefert nun also die versprochenen Kampf- und Schützenpanzer, für die Luftverteidigung demnächst eine weitere "IRIS-T"-Einheit sowie bis Ende April das reichweitenstarke Raketenabwehrsystem "Patriot". Zurückhaltend ist und bleibt die Bundesregierung bei Kampfflugzeugen. "Im Moment stellt sich die Frage für uns nicht", betont Freuding. Wohingegen Polen und die Slowakei jeweils aus Sowjetzeiten stammende Mig29-Jets zugesagt haben.
Insgesamt jedoch dürfte sämtlichen NATO-Staaten bewusst sein, dass jedes Anzeichen der Erschöpfung bei Waffen- oder Munitionslieferungen im Kreml als Bestätigung aufgefasst werden dürfte, dass Russland mit seiner "Strategie des längeren Atems" richtig liegt. Putin setze darauf, dass er länger durchhalten, als die westliche Unterstützung anhalten könne, erläutert der Leiter des Ukraine-Sonderstabs im Verteidigungsministerium. Und Freuding fügt noch an: "Da gilt es jetzt, ihn zu widerlegen. Und da sind wir alle gefordert."