Sturmtief "Poly" trifft auf den Norden
Mit stürmischem Wind und orkanartigen Böen hat das Sturmtief "Poly" Deutschland erreicht - betroffen sind vor allem die Küsten und Niedersachsen. Aus der Region werden erste Schäden gemeldet, im Emsland kam eine Fußgängerin ums Leben.
Beim Durchzug des Sturmtiefs "Poly" sorgten umgestürzte Bäume und herabfallende Äste vor allem im Norden und Nordwesten Deutschlands für zahlreiche Feuerwehreinsätze sowie Verkehrseinschränkungen. In Niedersachsen kam nach Angaben der Polizei eine 64-Jährige um Leben. Die Frau wurde in Rhede im Landkreis Emsland von einem entwurzelten Baum getroffen, als sie mit ihrem Hund spazieren war. Laut Polizei erlag sie noch an der Unfallstelle ihren Verletzungen.
Behinderungen durch Sturmschäden
In Bremerhaven sorgten umgestürzte Bäume und herabfallende Äste bereits am Nachmittag für mehrere Feuerwehreinsätze. Im Oldenburger Land in Niedersachsen meldeten die Behörden ebenfalls eine steigende Zahl von Sturmschäden.
Der Sturm führte teils zu Verkehrsbehinderungen. So fielen einige Fähren zur Nordseeinsel Pellworm und den Halligen aus, Bahnstrecken waren nicht regulär befahrbar. Bäume seien auf die Gleise zwischen Emden und Leer gefallen, sagte eine Sprecherin der Bahn. Die Störung auf der Strecke soll bis in die frühen Abendstunden dauern.
Auf der Strecke zwischen Bremen und Hamburg brauchten Fahrgäste ebenfalls Geduld. ICE-Züge von Frankfurt am Main über Köln nach Amsterdam verkehrten auf der gesamten Route nicht. Zudem fuhren IC-Züge auf der Strecke von Berlin nach Amsterdam nur bis ins niedersächsische Bad Bentheim.
"Für diese Jahreszeit wirklich außergewöhnlich", Stefan Laps, Hr, zum Orkantief über Norddeutschland
Eine Tote in den Niederlanden
Auch in den Niederlanden kam ein Mensch ums Leben. In Haarlem bei Amsterdam starb eine 51 Jahre alte Frau, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. In der Nordhälfte des Landes wurde der Bahnverkehr eingestellt. Davon waren neben Hochgeschwindigkeitszügen nach Köln und Hamburg auch der Eurostar nach London betroffen. Zudem waren einige Autobahnen gesperrt, Schulen und Parks teils geschlossen und in einigen Städten blieben die Busse in den Depots.
Am Flughafen Schiphol war bis zum Nachmittag nur "sehr eingeschränkter Flugverkehr" möglich, weil das Sturmtief neben starkem Wind auch für Regen und schlechte Sicht sorgte. An dem wichtigen Drehkreuz wurden nach Angaben eines Sprechers 400 Flüge gestrichen. Alle Züge zum Flughafen wurden ebenfalls gestoppt. Von einem Schiff in der Nähe von Volendam und einer Jacht in der Nähe von Urk, die beide in Seenot geraten waren, rettete die Küstenwache mehrere Menschen.
"Für einen Sommersturm schon extrem"
Laut Deutschem Wetterdienst zieht das Sturmtief von den Niederlanden über die Nordsee in Richtung Dänemark. Es erfasst demnach den Nordwesten und später den Norden Deutschlands. An den Küsten bringt "Poly" dabei Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde mit sich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. "Das ist für einen Sommersturm schon wirklich extrem", sagte ein DWD-Meteorologe. Dazu wird es regnerisch, einzelne Gewitter sind möglich.
Vom Emsland bis nach Schleswig-Holstein könne es vereinzelt orkanartige Böen geben, an der Nordsee auch Orkanböen, also noch höhere Windgeschwindigkeiten. "Je küstennäher man ist, desto gefährlicher ist es", sagte ein Sprecher des DWD.
Schleswig-Holsteins Forstministerium appellierte derweil an die Menschen im Norden, die Wälder während des Sturmtiefs und auch in den kommenden Tagen nicht zu betreten. Es bestehe die Gefahr, von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Ästen getroffen zu werden, teilte das Ministerium mit. Da die Bäume volles Laub tragen, sei die Gefahr deutlich erhöht.
Der Seewetterdienst Hamburg gab eine amtliche Sturm-Warnung für die deutsche Ostseeküste heraus. Aber auch im Landesinneren soll der Wind mit mehr als 100 Stundenkilometern über Bremen und Niedersachsen fegen, bevor er in der Nacht nachlässt.