Rauch steigt von israelischen Luftangriffen im südlichen Dorf Haboush im Bezirk Nabatieh auf.
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Krieg in Nahost Viele falsche Bilder und Videos im Umlauf

Stand: 25.09.2024 14:22 Uhr

Zur Lage im Libanon und im Norden Israels kursieren im Netz etliche Bilder und Videos. Viele von ihnen sind manipuliert, komplett gefälscht oder stammen aus vollkommen anderen Zusammenhängen.

Von Carla Reveland und Pascal Siggelkow, ARD-faktenfinder

Die jüngsten Luftangriffe der israelischen Streitkräfte im Libanon und der Raketenangriff der Hisbollah im Norden Israels werden von einer Flut falscher Bilder und Videos begleitet. Viele der kursierenden Inhalte werden aus dem Kontext gerissen, andere wurden mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt.

Feuer aus anderen Zusammenhängen

Mehrere Videos, die auf dem Kurznachrichtendienst X verbreitet werden, sollen angeblich einen Brand im Hafen der israelischen Stadt Haifa nach dem Abschuss einer Rakete aus dem Libanon zeigen.

Auf einem der Videos ist ein Boot zu sehen, das nachts in Flammen steht. Dieses Video ist jedoch alt und zeigt ein brennendes Fischerboot in der taiwanesischen Region Chiayi im Dezember 2023.

Das Originalvideo ist über die Bilderrückwärtssuche auf YouTube zu finden - mit einer Überschrift auf Mandarin, welche laut Google Translator auf Deutsch übersetzt so viel heißt wie: "Schockierende Berichte über brennendes Fischerboot in der Stadt Budai. Das Fischerboot geriet ins Feuermeer, aber niemand wurde verletzt."

Ein anderes Video zeigt den Brand einer Tankstelle, der angeblich die Folge eines Hisbollah-Angriffs in der israelischen Stadt Haifa sein soll. Doch auch dieses Video ist in einem anderen Zusammenhang entstanden. In Wahrheit zeigt es den Brand nach einer Explosion einer Tankstelle in der Stadt Aden im Jemen. Dort starben Ende August in Folge der Explosion Medienberichten zufolge mindestens fünf Menschen.

Video zeigt Brand einer Mülldeponie

Auch ein weiteres Video von einem Feuer kursiert im aktuellen Zusammenhang, obwohl es bereits älter ist. Zu sehen in dem 17-sekündigen Clip ist ein großer Brand im Dunkeln, von der Umgebung ist daher nicht viel zu erkennen. In den sozialen Netzwerken wird dieses Video mit der Behauptung verbreitet, dass es die Folgen eines israelischen Angriffs auf den Süden des Libanon zeigt. Doch das ist falsch.

Mit einer Bilderrückwärtssuche lässt sich ziemlich schnell der Originalpost ausfindig machen. Das Video wurde bereits am 12. September auf X hochgeladen und zeigt demnach den Brand der Mülldeponie Bourj Hammoud am Rand der libanesischen Hauptstadt Beirut. Über diesen Großbrand hatten Mitte September auch viele Medien berichtet. Mit der aktuellen Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel hat dieses Video somit nichts zu tun.

Material aus Ukraine-Krieg

In verschiedenen sozialen Netzwerken kursiert ein Video, welches angeblich zeigen soll, wie eine Drohne der Hisbollah ein Industriegelände im Norden Israels angreift. Auf X etwa wird das Video mit der Beschreibung geteilt: "Hizbollah-Drohnen haben die Ölraffinerien im Norden des besetzten Palästinas erreicht. Die israelische IDF schafft es nicht, diese tödlichen Drohnen zu stoppen."

Doch stammen die in dem Posting gezeigten Aufnahmen vom 22. Juli dieses Jahres und zeigen einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Tuapse-Ölraffinerie in Russland.

Die Originalaufnahmen veröffentlichte die Nachrichtenagentur "Reuters" in einem englischsprachigen Artikel. Darin heißt es: "Die russische Ölraffinerie Tuapse, die größte Raffinerie Russlands am Schwarzen Meer, wurde in der Nacht durch einen schweren ukrainischen Drohnenangriff beschädigt, der ein Feuer auslöste, wie russische Beamte am Montag mitteilten." Auch tagesschau.de berichtete im Ukraine-Liveblog vom 22. Juli über den Vorfall.

Video zeigt Vorfall von 2021

Ein mehr als 400.000 Mal aufgerufenes Video zeigt, wie Bewohner des mehrheitlich von Drusen bewohnten Dorfes Chouya ein auf einem Lastwagen montiertes Mehrfachraketenwerfersystem der Hisbollah stoppen und dessen Mitglieder festhalten, bis die libanesische Armee eintrifft.

Verbreitet wurde das Video auf X unter anderem mit den Worten: "Breaking: Libanesische Drusen haben Kontrollpunkte in ihrer Stadt eingerichtet, um sicherzustellen, dass sich keine Hisbollah-Terroristen unter ihnen verstecken." Tatsächlich ereignete sich der Vorfall jedoch bereits im August 2021 und hat nichts mit den aktuellen Ereignissen im Libanon zu tun.

Zu finden ist das Originalmaterial unter anderem in einem Beitrag der "Israeli Public Broadcasting Corporation" von Anfang August 2021. Dennoch scheint das Video laut X-Nutzern aktuell wieder in israelischen Nachrichten ausgestrahlt zu werden.

KI-generiertes Bild soll Brand auf Airbase zeigen

Auch ein KI-generiertes Bild ist in den sozialen Netzwerken im Umlauf. Es zeigt ein brennendes Flugzeug auf einem Militärstützpunkt. Das Bild wird unter anderem mit den Worten verbreitet, dass es den israelischen Luftwaffenstützpunkt Ramat David im Norden des Landes nach einem Angriff der Hisbollah zeige. Doch das stimmt nicht.

Zwar gab es in den vergangenen Tagen tatsächlich einen Angriff der Hisbollah auf den Luftwaffenstützpunkt. Das bestätigten sowohl die Hisbollah als auch die israelische Armee. Doch das Bild mit dem brennenden Flugzeug enthält bei genauerem Hinsehen einige Ungereimtheiten.

So stimmen zum einen die Militärfahrzeuge als auch das brennende Flugzeug selbst nicht mit denen überein, die von der israelischen Armee genutzt werden. Zudem ist direkt neben dem Flugzeug ein etwas unförmiges Gebäude zu sehen, das sich so mit Sicherheit nicht auf einem Militärstützpunkt befinden würde. Und auch die Flammen am Flugzeug haben eine etwas unnatürliche Form.

Gerücht über explodierende Ziegen

Nach den Explosionen von Pagern und Walkie-Talkies der Hisbollah im Libanon verbreitete sich in den sozialen Netzwerken zudem das Gerücht, dass auch Ziegen im Libanon explodiert sein sollen. Als Beweis dafür wurde ein vermeintlicher Bericht des US-amerikanischen Senders CNN geteilt. In diesem Video ist eine Schalte zu sehen vom Moderator Jake Tapper mit einem vermeintlichen Außenreporter. Doch dabei handelt es sich um ein Fake eines US-amerikanischen Comedian.

So wurde die Stimme des Moderators mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt, die Rolle des Außenreporters spielt der Comedian selbst. Dennoch wurde die Behauptung, dass Ziegen im Libanon explodiert seien, von vielen Usern übernommen.