Medizinische Mitarbeiter helfen einem Patienten in Wuhan.
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Ursprung des Coronavirus Spekulationen über Bio-Labor in Wuhan

Stand: 16.04.2020 15:47 Uhr

In den USA wird zunehmend über den Ursprung des Coronavirus spekuliert. Einige Indizien weisen in Richtung eines Bio-Labors in Wuhan. Doch Beweise gibt es keine.

Von Patrick Gensing, ARD-aktuell und Silvia Stöber

China hat Behauptungen zurückgewiesen, dass die Coronavirus-Pandemie ihren Ursprung in einem Labor in der Nähe der Stadt Wuhan haben könnte, wo ansteckende Proben gelagert wurden. Der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, zitierte den Leiter der Weltgesundheitsorganisation und andere nicht genannte Experten mit den Worten, es gebe keinen Beweis dafür, dass die Ausbreitung vom Labor aus begann, und es gebe "keine wissenschaftliche Grundlage" für solche Behauptungen.

Die Frage, woher das Virus stammt, ist bislang nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Es wird weithin angenommen, dass es von Fledermäusen stammt und über eine andere Spezies auf einem Markt für Wildtiere und Meeresfrüchte in Wuhan auf den Menschen übergegangen sei. Verschiedene Studien legen eine natürliche Herkunft des Virus nahe.

Sorge um Sicherheit im Labor

In US-Medien wird nun allerdings behauptet oder zumindest spekuliert, das Virus sei aus dem Labor in Wuhan entwichen - mutmaßlich durch einen Unfall oder Sicherheitslücken. So sei zunehmend fraglich, ob die ersten infizierten Personen überhaupt irgendetwas mit dem Markt in Wuhan zu tun gehabt hätten. Die Annahme, dass eine Verkäuferin die sogenannte "Patientin 0" gewesen sei, wird in Frage gestellt. Insbesondere "Fox News" spekuliert, das Virus sei aus dem Labor entwichen.

Medien wie die "Washington Post" stützen sich bei ihren Berichten auf Depeschen von US-Diplomaten, in denen vor Sicherheitsproblemen in dem Labor gewarnt wurde. Allerdings sind diese Sorgen alles andere als neu: Die Depeschen stammen aus dem Jahr 2018 - und bereits 2017 hatten Experten im Wissenschaftsmagazin "Nature" Bedenken über mögliche Sicherheitslücken des Instituts geäußert.

Ende Januar hatte der ARD-faktenfinder über Spekulationen zum Ursprung des Virus berichtet: Damals hatte die amerikanische Seite "Washington Times" einen ehemaligen israelischen Geheimdienstler zitiert, der ebenfalls vermutete, dass das Virus dieser Einrichtung entkommen sein könnte.

Der US-General Mark Milley sagte zu den jüngsten Medienberichten, man habe viele Hinweise intensiv geprüft. Die Belege zeigten eher in die Richtung, dass das Virus einen natürlichen Ursprung habe, aber abschließend geklärt sei das nicht.

Propagandaschlacht

Die Frage nach dem Ursprung des Virus ist zum einen wichtig für die Entwicklung von Gegenstrategien, aber zum anderen eine hochbrisante politische Angelegenheit zwischen den Supermächten USA und China.

US-Präsident Donald Trump und seine Regierung sprachen immer wieder vom "Wuhan-Virus", was zu diplomatischen und politischen Konflikten führte. Der Sprecher des chinesischen Außenministers, der nun alle Spekulationen zum Labor in Wuhan zurückweist, behauptete hingegen, das Virus stamme aus den USA. China reagiert zudem dünnhäutig auf jede Kritik, die Führung schränkte nun die internationale Zusammenarbeit ein, Forscher dürfen ihre Ergebnisse zur Herkunft des Virus nicht mehr veröffentlichen. Sie befeuert damit Spekulationen über den Ursprung weiter und behindert die Entwicklung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie.

Das Magazin "Forbes" weist darauf hin, dass die USA geholfen hätten, das Labor in Wuhan aufzubauen - und dass der wachsende öffentliche Druck nun dazu führen könnte, dass Washington und Peking besser zusammenarbeiten, um künftig gemeinsam gegen die Gefahr einer Pandemie zu agieren.