Attentat auf Trump Instrumentalisierung mit falschen Anschuldigungen
Schon kurze Zeit nach dem Attentat auf Ex-Präsident Trump kursierten in den sozialen Netzwerken falsche Anschuldigungen und Verschwörungserzählungen - oft mit einer politischen Agenda.
Die Antifa, die CIA oder war doch alles inszeniert? In den sozialen Netzwerken standen die vermeintlichen Verantwortlichen hinter dem Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump schnell fest - wenn auch ohne Beweise.
Name vom vermeintlichen Täter
Zum vermeintlichen Täter verbreiteten sich schnell verschiedene Angaben über Name und Herkunft. Auch Bilder wurden geteilt. So kursierte unter anderem die falsche Behauptung, der Täter sei Mark Violets, ein Aktivist der Antifa. Abgesehen davon, dass das FBI den Schützen bereits am Wochenende als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Pennsylvania identifizierte, gibt es keinerlei Hinweise dafür, dass Mark Violets an der Tat beteiligt gewesen sein könnte.
Hinzu kommt, dass das Bild, das angeblich Violets zeigen soll und im Netz verbreitet wurde, falsch ist. Denn in Wahrheit ist auf dem Foto ein italienischer Journalist namens Marco Violi zu sehen. Dieser meldete sich schließlich bei Instagram mit einem Statement, in dem er schrieb, dass er kategorisch bestreite, dass er in diese Situation verwickelt sei. Er sei mitten in der Nacht von den zahlreichen Benachrichtigungen geweckt worden.
Ein weiteres Video, das ebenfalls viel verbreitet wurde, soll ebenfalls den vermeintlichen Täter zeigen. Zu sehen ist ein Mann mit langen blonden Haaren, der behauptet, der tatsächliche Angreifer zu sein und dass die Behörden den Falschen erschossen hätten. Allerdings handelte es sich dabei um Satire, wie der Mann in dem Video später selbst auf der Kurznachrichtenplattform X bekannt gab.
Manipulierte Bilder sollen "Inszenierung" belegen
Zum Täter und seinem Motiv kursierten zahlreiche weitere Falschmeldungen, oft mit einer politischen Agenda verbreitet. So wurde in rechtsextremen und verschwörungsideologischen Kreisen unter anderem behauptet, die Demokraten, die CIA oder "die Juden" steckten hinter dem Attentat.
In liberalen und linken Kreisen wurde hingegen oftmals von einem angeblich inszenierten Ereignis gesprochen, mit dem Ziel, Trump als Märtyrer darzustellen. Auch hierfür wurde unter anderem mit manipulierten Bildern und Videos versucht, diese Verschwörungserzählung zu belegen.
So wurde ein Video von Trumps Rede kurz vor dem Attentat verbreitet mit der Behauptung, Trump habe in Richtung der Scharfschützen des Secret Service geschaut, als habe er gewusst, was passieren würde. Allerdings geht das aus dem Video gar nicht hervor. Denn in die Richtung, in die er in dem Moment schaute, waren nicht nur im Hintergrund die Scharfschützen des Secret Service positioniert, sondern auch ein Bildschirm, auf dem ein Diagramm angezeigt wurde, über das er gerade sprach.
Ein manipuliertes Bild zeigt wiederum Trump kurz nach dem Attentat neben einem Agenten des Secret Service, der offenbar lächelt. Mit einer Bilderrückwärtssuche lässt sich jedoch das Original ausfindig machen, auf dem der Agent offensichtlich nicht lächelt. Sein Mund wurde auf dem anderen Foto bearbeitet.
Und auch von Trump wurde ein bearbeitetes Foto verbreitet, auf dem er vermeintlich lächelt. Doch auch hier lässt sich das Originalbild finden, auf dem sein Mund geschlossen ist.
Gerüchte über vorsätzliche Schwächung der Sicherheitsmaßnahmen
Mehrfach wurde die Behauptung aufgestellt, dass Trump vom zuständigen Secret Service nicht den notwendigen Schutz erhalten habe. Unter anderem wurde kolportiert, dass Kräfte zu einer Veranstaltung mit First Lady Jill Biden abgezogen wurden, um sie zu schützen.
Der Sprecher des US-Geheimdienstes, Anthony Guglielmi, dementierte das auf X: Tatsächlich haben man aufgrund der erhöhten Reisetätigkeit Trumps im Wahlkampf zusätzliche Schutzressourcen, -technik und -fähigkeiten bereitgestellt.
Zudem sollen demokratische Politiker vor dem Attentat gefordert haben, Trump den Schutz des Secret Service komplett zu entziehen. Der im April in den Kongress eingebrachte "Denying Infinite Security and Government Resources Allocated toward Convicted and Extremely Dishonorable Former Protectees Act" (auf deutsch: Gesetz zur Verweigerung unbegrenzter Sicherheit und staatlicher Ressourcen für verurteilte und äußerst unehrenhafte ehemalige Schutzpersonen) soll den Schutz durch den Secret Service für Personen beenden, die wegen staatlicher oder lokaler Verbrechen verurteilt wurden.
Angewendet würde das Gesetz, sollte es beschlossen werden, nur dann, wenn einer der Betroffenen zu einer Haftstrafe verurteilt wird, wie es Trump droht. In diesem Fall würde er nicht mehr durch den Secret Service geschützt werden, sondern andere Behörden diese Aufgabe innerhalb des Gefängnisses übernehmen.
Agentinnen waren angeblich feige
Massive Kritik wurde in sozialen Medien am Vorgehen der Personenschützer im unmittelbaren Umfeld Trumps geäußert. Insbesondere die drei weiblichen Agenten des Secret Service sind das Ziel von Kritik. So wurde behauptet, dass sie sich feige verhalten hätten und nicht mit ihren Waffen umgehen könnten. Als vermeintliche Beweise dienen Videos, die angeblich zeigen, wie sich eine der Agentinnen hinter einem Pult versteckt haben soll.
Fotos zeigen: Auch die Secret-Service-Agentinnen schützen Trump mit ihren Körpern ...
Als möglicher Grund wird angeführt, dass die Direktorin des Secret Service, Kimberly Cheatle, das Ziel gesetzt habe, 30 Prozent der Positionen mit Frauen zu besetzen. Um dieses zu erreichen, seien auch unqualifizierte Bewerberinnen akzeptiert worden. Sichtet man das Material im Ganzen, so kann man erkennen, dass sich die Agentinnen und ihre männlichen Kollegen keinesfalls feige verhalten haben: Sie positionierten sich direkt in den möglichen Schusslinien, um Trump mit ihren Körpern zu schützen.
... von beiden Seiten.
Experte: Personenschützer reagierten unprofessionell
Allerdings gibt es nachvollziehbare Kritik am Vorgehen der Personenschützerinnen und -schützer. Dieter J. Fox ist Experte für Personenschutz, taktische Ausbildung, Lagebeurteilung und Sicherheitsanalysen. 1977 nahm er als Angehöriger der GSG 9 an der Befreiungsaktion der "Landshut" in Mogadischu teil.
Fox sieht im Fall Trump ein generelles Versagen der Personenschützer. "Der Einsatz ist komplett aus dem Ruder gelaufen", sagt er dem ARD-faktenfinder. "Personenschützer haben vier grundsätzliche Aufgaben: Beobachtung und Kommunikation, die Absicherung des Umfeldes, konkrete Schutzmaßnahmen bei einem Angriff und die Evakuierung der Schutzperson bei Gefahren", erklärt Fox.
In diesem Rahmen hätte sie zwar gewisse Entscheidungsfreiheiten. Dies setze jedoch voraus, dass es im Vorfeld exakte Absprachen und Einweisungen gegeben habe. Bei dem Trump-Attentat hätten die Secret-Service-Agenten jedoch völlig chaotisch reagiert. So sei es wenig sinnvoll, dass sich sieben Leibwächter auf die zu schützende Person werfen. "Im Falle einer schweren Verletzung hätte dies schwerwiegende Folgen haben können", so Fox.
Außerdem sei es den Agenten nicht gelungen, Trump davon abzuhalten, seinen Kopf aus dem Schutz der Agenten zu strecken und so wieder zum Ziel zu werden.