Uhren

Abschaffung der Zeitumstellung EU will sich Zeit lassen

Stand: 29.10.2018 14:28 Uhr

Ende der Zeitumstellung 2019? Mit einem schnellen Beschluss wird es wohl nichts. Man müsse einen Kompromiss finden, weil die meisten Länder Bedenken haben, heißt es nach EU-Beratungen.

Weg mit der Zeitumstellung, und zwar schon nächstes Jahr: Das hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vorgeschlagen. Einige wenige Länder sind komplett dagegen, dazu gehört zum Beispiel Griechenland. Die meisten EU-Länder halten die Abschaffung der Zeitumstellung dagegen für sinnvoll. Aber vielen geht die ganze Sache etwas zu schnell.

Österreich: Längere Vorbereitungszeit nötig

"Wir müssen einen Kompromiss finden, weil die meisten EU-Länder Bedenken haben, die Zeitumstellung schon 2019 abzuschaffen", sagte der österreichische Verkehrsminister Norbert Hofer. Er fügt hinzu: "Man benötigt in gewissen Bereichen noch technische Vorbereitungsarbeiten - zum Beispiel im Luftverkehr, wo man die Slots aushandelt und festlegt. Das sagt uns die Airline-Industrie. Sie brauchen zumindest 18 Monate zur Vorbereitung."

Aber es geht nicht nur um die Vorbereitungszeit, die die Verkehrs- und Transportunternehmen in Europa benötigen. Es geht auch darum, in den einzelnen EU-Ländern über die Abschaffung der Zeitumstellung zu diskutieren. "Wir haben noch gar keine richtige Debatte darüber bei uns zuhause geführt", sagt der dänische Verkehrsminister Ole Birk Olesen. "Die Leute wissen nur, dass es lästig ist, zweimal im Jahr die Uhr umzustellen. Aber viele wissen nicht, welche Folgen es haben wird, je nachdem, wie wir uns entscheiden", meint der Däne.



Zeitumstellung

Werden die Uhren im nächsten Jahr doch nochmal umgestellt?

Länder noch unentschieden

Ewige Sommerzeit oder dauerhafte Winterzeit, also europäische Standardzeit? Dänemark ist noch unentschieden, ähnlich wie Deutschland und Estland. Anders sieht es in Finnland und Österreich aus. Sie wollen in Zukunft in der ewigen Sommerzeit leben. In Tschechien ist es genau umgekehrt. "Wir wollen die dauerhafte Standardzeit, nicht die Sommerzeit", sagte der tschechische Verkehrsminister Dan Tok.

Er hofft, dass sich die mitteleuropäischen Länder auf ein und dieselbe Zeitzone einigen werden. "Es wäre total verrückt, in bestimmten Ländern unterschiedliche Zeiten zu haben", meint der Tscheche.

Luxemburg für eine gemeinsame Zeit

Auch Luxemburg sieht das so. Als kleines Land sind wir sehr interessiert daran, dass wir in Zukunft eine gemeinsame Zeit mit unseren Nachbarn haben, sagt der luxemburgische Verkehrsminister Francois Baush. "Wenn wir drei verschiedene Zeitzonen hätten, wäre das eine Katastrophe für uns", so Baush, "denn wir haben jeden Tag rund 200.000 Pendler, die aus Belgien, Frankreich und Deutschland zum Arbeiten zu uns kommen".

Bloß kein Flickenteppich

"Es gibt bereits jetzt drei unterschiedliche Zeitzonen in der Europäischen Union, und mehr sollten es auch nicht werden", fordert der österreichische Verkehrsminister Hofer. "Wir müssen darauf achten, dass wir keinen Zeit-Fleckerlteppich bekommen."

Einen Flickenteppich der Zeitzonen will keiner. Nun wird es also darauf ankommen, dass jedes Land für sich überlegt, welche Zeit es in Zukunft bei sich zuhause haben möchte. Und sich danach mit den Nachbarn abstimmt. Die Abschaffung der Zeitumstellung wird anders als Kommissionspräsident Juncker vorgeschlagen hat wohl erst ab 2020 kommen. Dann, wenn Juncker schon nicht mehr im Amt ist.

Karin Bensch, Karin Bensch, WDR Brüssel, 29.10.2018 13:41 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 29. Oktober 2018 um 12:48 Uhr.