Von der Leyen in Afrika Von der Partnerschaft der Unionen
Sie vertritt 28 EU-Staaten, er 55 afrikanische. Die erste weite Auslandsreise als EU-Kommissionschefin führte Ursula von der Leyen nicht ohne Grund nach Afrika: Denn hier sieht sie enormes Potenzial.
Lächeln, Hände schütteln, freundliche Worte wechseln: Vor Kameras und Mikrofonen empfing der Chef der Afrikanischen Union, Moussa Faki, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die beiden sind sozusagen Amtskollegen - von der Leyen vertritt die 28 EU-Mitgliedsstaaten, Faki alle 55 afrikanischen Länder.
Trotz vieler Probleme habe Afrika in den Bereichen Wirtschaft und Politik große Fortschritte gemacht, sagte Faki. Damit meint er vor allem die Afrikanische Freihandelszone, die beschlossen ist, und in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll. Mit rund 1,2 Milliarden Menschen wäre sie etwa dreimal so groß wie die Europäische Union. Der weltweit größte Binnenmarkt könnte riesige Chancen eröffnen - für Afrika, aber auch für Europa.
EU als größter Handelspartner Afrikas
Und genau das ist ein Grund dafür, dass die erste außereuropäische Dienstreise EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nach Afrika führte. "Es ist der Kontinent mit den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Ein Kontinent mit immensem Ehrgeiz und vielen Hoffnungen, aber auch mit großen Bedürfnissen", sagte von der Leyen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba.
Die EU ist größter Handelspartner Afrikas - und gleichzeitig der wichtigste Geldgeber für Entwicklungshilfe und Direktinvestitionen. Von der Leyen sprach sich für eine enge Partnerschaft mit der Afrikanischen Union aus. Sie betonte, es solle eine gleichberechtigte Partnerschaft sein. Das Ziel sei, Lösungen zu finden, die Afrikanern und Europäern gleichermaßen dienen.
Gemeinsame Probleme, gemeinsame Lösungen
Gemeinsame Lösungen für gemeinsame Probleme? Davon gibt es einige. Zum Beispiel der Klimawandel. In Afrika kann man die Folgen schon heute vielerorts deutlich sehen. Einerseits breiten sich Wüsten immer weiter aus. Andererseits gibt es immer häufiger und immer heftigere Überflutungen.
Auch der islamistische Terrorismus ist ein großes Problem, das man sowohl in Europa als auch in Afrika kennt. Ein weiteres gemeinsames Projekt ist die Migration. Damit weniger vor allem junge Afrikaner ihre Heimatländer verlassen, weil sie bei sich zuhause durch Konflikte, Armut und Hunger, keine Perspektive sehen, sollen vor Ort die Schul- und Ausbildung verbessert und neue Jobs geschaffen werden.
EU-Kommissionschefin von der Leyen trifft in Äthiopien Premierminister Abiy Ahmed.
Finanzhilfen für Äthiopien
Äthiopien ist ein politisch aufstrebendes Land in Afrika. Um es zu unterstützen, kündigte die EU-Kommissionspräsidentin Finanzhilfen in Höhe von 170 Millionen Euro an. Bei einem Treffen mit dem äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed lobte von der Leyen das Ende der jahrzehntelangen Feindschaft zwischen Äthiopien und dem Nachbarland Eritrea. Dafür hatte sich der äthiopische Ministerpräsident maßgeblich eingesetzt. Und dafür wird Abiy am kommenden Dienstag mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Es sei die richtige Entscheidung Europas, mit Afrika zusammenzuarbeiten, sagte er.
Die erste außereuropäische Dienstreise von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sollte das Signal setzen: Die EU sieht Afrika. Man will offenbar langfristig weg von der Entwicklungshilfe und hin zu einer echten Wirtschaftsbeziehung. Es bleibt zu hoffen, dass davon nicht nur die Regierungen profitieren, sondern auch die Menschen in Afrika.