Nach Griechenland-Gipfel im Kanzleramt Tsipras: Wir haben geliefert
Die Euroländer verhandeln offenbar über ein "allerletztes" Angebot für Athen - doch Premier Tsipras zufolge hat seine Regierung längst geliefert: Ein Ende der Krise hänge davon ab, ob die Gläubiger seine Pläne akzeptierten, sagte er im griechischen Fernsehen. Die EU reagierte zurückhaltend.
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sieht im Schuldenstreit nun die Euroländer am Zug. Griechenland habe konkrete Vorschläge vorgelegt, wie es zu einem Ende der Finanzkrise kommen könne, sagte Tsipras im griechischen Fernsehen. Wenn die Partner die Vorschläge akzeptierten, bedeute dies das Ende der monatelangen Hängepartie.
"Die Entscheidung liegt nun bei den politischen Führungen Europas", sagte Tsipras. Die Lage der Gläubiger bezeichnete er als "Dilemma". Sie müssten sich zwischen einem realistischen Weg aus der Krise und einer Teilung Europas entscheiden.
Die EU äußerte sich betont zurückhaltend. "Die wichtigste Botschaft ist, dass wir noch nicht am Ziel sind", sagte EU-Kommissionssprecherin Mina Andreeva. Es sei noch mehr Arbeit nötig, um eine Einigung zu erreichen.
"Allerletztes Angebot"
Vor den Äußerungen Tsipras' war in der Nacht in Berlin ein Spitzentreffen der wichtigsten Geldgeber zu Ende gegangen. Dabei berieten Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef François Hollande, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, die IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Präsident Mario Draghi über ein "allerletztes" Kompromissangebot an Athen. Man suche "mit großer Intensität" nach einer Lösung, teilte ein Regierungssprecher in Berlin mit.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde bei dem Treffen ein Kompromisspaket ausgelotet. "Es geht um ein allerletztes Angebot der Geldgeber", verlautete aus Verhandlungskreisen. Grundlage der Offerte sei das bestehende Hilfsprogramm aus dem Jahr 2012, das bis Ende Juni verlängert wurde.
Der griechisches Vize-Regierungschef Yanis Dragasakis reagierte auf die Berichte aus Berlin mit einem Tweet, in dem es hieß, dass Athen kein Ultimatum akzeptiere und sich nicht erpressen lasse. Gesellschaft und Wirtschaft könnten keine weiteren Sparmaßnahmen ertragen.
Zeit immer knapper
Die Zeit für eine Einigung wird immer knapper. Griechenland muss zu diesem Freitag einen Kredit von 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Insgesamt werden in diesem Monat fast 1,6 Milliarden Euro fällig. Für Athen stehen insgesamt noch 7,2 Milliarden Euro an Hilfen bereit. Das Geld ist jedoch wegen einer fehlenden Reformliste blockiert.
Merkel und Hollande hatten am Sonntag wiederholt mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras telefoniert. Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen, hieß es. Laut Bundesfinanzministerium ist kein Sondertreffen der Euro-Staaten zu Griechenland geplant, um über den Verhandlungsstand zu beraten. Auf Arbeitsebene gab es in den Beratungen mit Athen zuletzt kaum Fortschritte.