Extreme Wetterereignisse Wie gut hilft die EU bei Naturkatastrophen?
Dürre, Brände, Fluten: Immer wieder kommt es in Europa zu extremen Wetterereignissen. In solchen Fällen soll der EU-Katastrophenschutz helfen. Das gelinge häufig auch gut, sagen Experten der EU - aber noch nicht gut genug.
Fast jedes Jahr brennt es in Griechenland. Doch diesmal wurde erstaunlich schnell die Soforthilfe der EU-Kommission mobilisiert. Deren Präsidentin Ursula von der Leyen lobte denn auch die Solidarität innerhalb der Union. Man stehe Griechenland im Kampf gegen die verheerenden Brände bei, wie sie auf X, ehemals Twitter, schrieb.
Tatsächlich brauchte es nur wenige Stunden bis in Brüssel der EU-Katastrophenschutz aktiviert wurde, wie Kommissionssprecher Balazs Ujvari erklärt. "Die Anfrage der griechischen Behörden kam Montagfrüh. Wenig später standen bereits 600 Feuerwehrleute aus fünf EU-Ländern zur Verfügung", sagt er. Dazu kämen 55 Lastwagen, Flugzeuge und Hubschrauber, die vor allem Frankreich und Italien schickten. "Dies funktionierte so schnell weil wir unseren Katastrophenschutzmechanismus haben. So stehen zum Beispiel Feuerwehreinheiten in Bereitschaft, um rasch in Ländern eingesetzt zu werden, die wie Griechenland besonders von Waldbränden bedroht sind."
Schutzmechanismus kam in 700 Hilfeersuchen zum Einsatz
Der EU-Katastrophenschutzmechanismus wurde 2001 von der Europäischen Kommission eingerichtet. Neben den 27 EU-Mitgliedern nehmen derzeit zehn weitere Länder daran teil, darunter die Balkanstaaten, Island, Norwegen oder die Türkei. Bei einem Notfall kann jedes Land im Rahmen dieses Verfahrens um Unterstützung bitten. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen organisiert und koordiniert dann die weltweite Katastrophenhilfe. Mindestens 75 Prozent der Einsatzkosten werden dabei von der EU-Kommission übernommen.
Seit seiner Einführung vor 23 Jahren kam der EU-Katastrophenschutzmechanismus bei über 700 Hilfeersuchen innerhalb und außerhalb der EU zum Einsatz. 2019 hat die EU dann zusätzlich rescEU geschaffen. Im Rahmen dieses Projekts soll für den EU-Katastrophen- und -Zivilschutz eine eigene Flotte von Löschflugzeugen und Helikoptern aufgebaut werden. Die ersten Maschinen könnten Ende 2026 geliefert werden.
Man sei auf einem guten Weg, sagt der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarčič. Doch müsse man in vielen Bereichen noch schneller und überlegter auf die Folgen des Klimawandels reagieren.
"Politisch Verantwortliche müssen mehr tun"
Das sieht Leena Ylä-Mononen ähnlich. Die Chefin der Europäischen Umweltagentur warnt in ihrem im März vorgelegten ersten Bericht zur Bewertung der Klimarisiken, dass sich diese rasant verschärften, während die europäischen Anpassungsmaßnahmen nur stockend vorankämen.
"Wir können nicht die Augen davor verschließen, dass sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren gravierend verändert hat. Und die Hauptbotschaft unseres Berichtes ist, dass die politisch Verantwortlichen mehr tun müssen, um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften sicherzustellen", sagt Ylä-Mononen. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen würden auch in optimistischen Szenarien zunehmen. "Aber sie werden katastrophale Auswirkungen haben, wenn wir die globale Erwärmung nicht stoppen."
Besonders betroffen sei dabei Südeuropa, beispielsweise durch Waldbrände und die Auswirkungen von Hitze und Wasserknappheit auf die landwirtschaftliche Produktion oder die Gesundheit der Menschen. Aber auch andere Regionen müssen sich auf erhebliche Klimarisken vorbereiten, wie zuletzt die Waldbrände in Schweden oder die Überschwemmungen in Deutschland gezeigt haben.