Wetterthema Hurrikans und Klimawandel
Werden tropische Wirbelstürme im Zuge des Klimawandels stärker?
Hurrikan BERYL wütete in der Karibik und erreichte am Freitag die Halbinsel Yucatán südlich von Cancún mit maximalen Windgeschwindigkeiten von 185 km/h. Mit Spitzenböen von bis zu 270 km/h hatte sich dieser Sturm bereits am Dienstag von einem tropischen Tief zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 intensiviert.
Noch nie wurde im Atlantik so früh im Jahr ein so starker Wirbelsturm beobachtet, was auch an der für die Jahreszeit hohen Wassertemperatur in der Region von etwa 30 Grad liegt. Zudem könnten geringe Scherwinde, also sich mit zunehmender Höhe ändernde Windstärke und -richtung das Wachstum des jungen Sturms nur wenig gestört haben. Diese Bedingungen werden im Atlantik, gesteuert durch sogenannte atmosphärische Fernwirkungen, häufig während La-Nina beobachtet, einem Kaltwasser-Ereignis im tropischen Pazifik, welches sich dort seit Wochen verstärkt.
Denn diese zwei Faktoren sind für die Entstehung tropischer Wirbelstürme besonders ausschlaggebend: zum einen muss die Wassertemperatur an der Oberfläche über ca. 26,5 Grad liegen und zum anderen sollten keine störenden Scherwinde den jungen Sturm an seiner weiteren Organisation hindern. Unter Scherwinden versteht man sich mit der Höhe stark ändernde Windstärken und Richtungen, die der geordneten Entwicklung eines Tropensturmes entgegenwirken.
Infolge der globalen Erwärmung hat sich nun die Meeresoberflächentemperatur im Entstehungsgebiet vieler atlantischer Wirbelstürme, vor der Westafrikanischen Küste zwischen 10 und 20 Grad nördlicher Breite um etwa 0,6 Grad erhöht. Da aufgrund der dadurch erhöhten Verdunstung auch mehr Energie in die Atmosphäre gelangt, sollte dadurch die Entstehung tropischer Wirbelstürme begünstigt werden. Tatsächlich ist in den vergangenen Jahrzehnten Zunahme der Stärke tropischer Wirbelstürme im Atlantik und Nordindik beobachtet worden. Die Anzahl atlantischer Hurrikans hingegen schwankt zwar von Jahr zu Jahr mitunter beträchtlich, ein systematischer Trend lässt sich seit 1950 jedoch nicht ausmachen.
Es gibt aber auch natürliche Schwankungen der oberflächennahen Meerwassertemperatur, die sich im Laufe von Jahrzehnten auf die Sturmhäufigkeit auswirken. Jedoch ist die jüngste Erwärmung des Meerwassers wohl nur zu einem geringen Teil auf diese natürlichen Fluktuationen zurückzuführen.
Andere Untersuchungen sehen eine Zunahme der störenden Scherwinde infolge der erhöhten Wassertemperaturen, was wie eine Hurrikanbremse wirken sollte. Jedoch gehen auch hier die Meinungen etwas auseinander. So wird von anderen Experten betont, dass ausgeprägtere Scherwinde zwar die Häufigkeit von tropischen Wirbelstürmen herabsetzen könnten, jedoch nicht deren Stärke. Diese wiederum wird aufgrund erhöhter Wassertemperaturen eher zunehmen.
Die Frage nach einer Zunahme der Anzahl oder Intensität tropischer Wirbelstürme infolge der Klimaerwärmung ist also noch nicht abschließend mit einem eindeutigen ja oder nein zu beantworten, was aufgrund der komplexen Vorgänge die zur Bildung und Ausprägung solcher Naturgewalten führt auch nicht verwundern mag. Über wärmeren Meeresoberflächen verdunstet jedoch mehr Feuchtigkeit und eine wärmere Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen.