"Bibby Stockholm" in England Bewohner verlassen Wohnschiff wegen Krankheitserreger
Asylbewerber an Bord der "Bibby Stockholm" sollen das umstrittene Wohnschiff wieder verlassen. Grund sind Legionellen. Die britische Regierung hatte trotz anhaltender Kritik an der Unterbringung festgehalten.
Großbritannien hat diese Woche erstmals 39 Migranten auf einem Wohnschiff an der englischen Küste untergebracht - nun sollen sie die Unterkunft wegen eines Krankheitserregers wieder verlassen.
Bei Proben aus dem Wassersystem seien Legionellenwerte festgestellt worden, die weitere Untersuchungen erforderlich machten, teilte das Innenministerium mit. Vorsorglich sollten alle Migranten runter von dem Lastkahn.
Legionellen sind Krankheitserreger. Sie können bei Menschen für grippeartige Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen sorgen. Niemand an Bord habe Symptome, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums.
Die Flüchtlingshilfeorganisation Care4Calais kritisierte der Nachrichtenagentur PA zufolge, die Politik müsse nun erkennen, dass die Unterbringung von Flüchtlingen auf Lastkähnen "unhaltbar" sei.
London setzt auf Lastkähne bei Asylbewerbern
Die Regierung in London hatte lange darum gerungen, die Menschen dort unterzubringen. Insgesamt sollen bis zu 500 Menschen auf der "Bibby Stockholm" unterkommen, bis über deren Asylverfahren entschieden ist.
Damit will der konservative Premierminister Rishi Sunak sowohl ein Platzproblem bei der Unterbringung von Migranten lösen als auch hohe Kosten durch Hotelzimmer vermeiden. Die ersten Männer waren am Montag in der südenglischen Stadt Portland angekommen.
Die Regierung will auch noch weitere ähnliche Lastkähne einsetzen. Dabei ist die Unterbringung umstritten. Die Feuerwehrgewerkschaft sprach von einer potenziellen Todesfalle.
Die "Bibby Stockholm" war zuletzt als schwimmende Unterkunft für Ölarbeiter genutzt worden. Mitte der 1990er-Jahre hatte sie in Hamburg Asylsuchende und Obdachlose beherbergt. Damals war sie für 200 Bewohner ausgelegt.