Migration Großbritannien quartiert Asylsuchende auf Wohnschiff ein
Großbritannien setzt seine Abschreckungspolitik gegen Migranten fort. 500 von ihnen werden jetzt auf einem umstrittenen Wohnschiff untergebracht. In den 1990er-Jahren beherbergte die "Bibby Stockholm" bereits in Hamburg Asylsuchende.
Die britische Regierung hat damit begonnen, Asylsuchende auf einem dreistöckigen Lastkahn vor der Küste unterzubringen. Die ersten Männer kamen am Hafen der südenglischen Stadt Portland an. Dort protestierten mehrere Menschen gegen den Ankerplatz des "Bibby Stockholm" genannten Schiffs, andere gegen die Asylpolitik der konservativen Regierung.
Premierminister Rishi Sunak will Migranten mit drastischen Gesetzen abschrecken. Der jüngst vom Parlament verabschiedete "Illegal Migration Act" sieht etwa vor, fast alle illegal ins Land gekommenen Flüchtlinge abzuschieben. Die Betroffenen sollen ohne richterliche Überprüfung in Gewahrsam genommen und dann ausgeflogen werden - entweder in ihr Heimatland oder in ein Drittland wie Ruanda, mit dem Großbritannien ein entsprechendes Abkommen hat.
Die Zahl irregulär eingereister Menschen war im vergangenen Jahr auf 45.000 gestiegen, obwohl konservative Kräfte angekündigt hatten, mit dem Brexit werde die Migration abnehmen. Allerdings gibt es seitdem kein Rücknahmeabkommen mehr mit der EU.
Sunak verweist auf Platzprobleme und hohe Kosten
Bis zu 500 Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren sollen vorübergehend an Bord der "Bibby Stockholm" untergebracht werden. Mit der Maßnahme will Sunak sowohl ein Platzproblem bei der Unterbringung von Migranten lösen als auch hohe Kosten durch Hotelzimmer vermeiden.
Die Regierung will noch weitere, ähnliche Wohnschiffe einsetzen. "Es scheint, dass diese Regierung alles tun wird, um Asylsuchenden das Gefühl zu geben, in diesem Land unwillkommen und unsicher zu sein", sagte Steve Valdez-Symonds von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Er warnte vor einer "Retraumatisierung" von Flüchtlingen, die Krieg und Vertreibung entkommen sind. "Es sollte große Bedenken geben, jede Person auf Wohnräume von der typischen Größe eines Autoparkplatzes zu beschränken", sagte Valdez-Symonds. Die Flüchtlingshilfe Care4Calais teilte mit, Einsprüche von Anwälten hätten verhindert, dass mehrere Asylsuchende an Bord mussten.
Die Kapazität der "Bibby Stockholm" soll mithilfe von Stockbetten auf 500 Personen erhöht worden sein.
Die "Bibby Stockholm" lag jahrelang in Hamburg vor Anker
Die "Bibby Stockholm" wurde zuletzt als schwimmende Unterkunft für Ölarbeiter genutzt. Sie hatte Mitte der 1990er-Jahre neben weiteren Wohnschiffen auch in Hamburg über mehrere Jahre Asylsuchende und Obdachlose beherbergt. Damals war sie für etwa 200 Personen ausgelegt. Wie die BBC berichtete, wurde die Kapazität nun auch mithilfe von Stockbetten auf 500 erhöht. Die britische Feuerwehrgewerkschaft warnte wegen der Überbelegung vor Risiken.
Zur Abschreckung kündigte die Regierung zudem an, die Geldstrafen für Unternehmen und Vermieter deutlich zu erhöhen, die irregulär eingereiste Migranten beschäftigen oder unterbringen. Schwarzarbeit und illegale Vermietungen seien wesentliche Anziehungsfaktoren für Menschen, die meist in kleinen Booten den Ärmelkanal überqueren. Die Strafen sollen von 15.000 auf 45.000 Pfund (52.000 Euro) je illegal beschäftigtem Arbeiter steigen. Wohnungsbesitzer sollen statt 1.000 künftig 10.000 Pfund je unerlaubtem Mieter zahlen.