Unterstützung vom Meloni-Lager Ein Deutscher will Bürgermeister in Florenz werden
Eike Schmidt, ein gebürtiger Deutscher, tritt bei der Bürgermeisterwahl in Florenz an. Unterstützt wird der Museums-Chef vom rechten Lager Melonis - was der Wahl auch überregional Brisanz verleiht.
In Florenz kennen sie Eike Schmidt schon länger. Student und Doktorand war er dort, ab 2015 dann Direktor der Uffizien - eines der wichtigsten Museen Italiens. Über ein Drittel seines Erwachsenenlebens hat der heute 56 Jahre alte Kunsthistoriker in der Hauptstadt der Toskana verbracht. Jetzt will der gebürtige Freiburger in Florenz Bürgermeister werden.
Viele Florentinerinnen und Florentiner hätten ihn in den vergangenen Monaten zur Kandidatur aufgefordert, sagt Schmidt, der im vergangenen Jahr auch die italienische Staatsbürgerschaft angenommen hat.
Durchsetzungsstark und bürgernah
Sein öffentliches Image schärfte der Kulturmanager vor allem in seiner Zeit an der Spitze der Uffizien. In den acht Jahren als Chef des weltweit bekannten Florentiner Museums profilierte sich Schmidt als durchsetzungsstarker, bürgernaher Modernisierer - durch Rekordbesucherzahlen, Rekordeinnahmen und eine neue, besucherfreundliche Organisation des Museumsbetriebs.
Sein Macherimage könnte ihm nun beim erhofften Sprung auf den Chefsessel im Rathaus Palazzo Vecchio helfen. Er wolle Florenz "mit einem Management-Approach" führen, sagt Schmidt. Ihm gehe es darum, die konkreten Probleme einer Stadt zu lösen, die ihm ans Herz gewachsen sei. Dagegen, meint der Medici-Experte, interessiere ihn am allerwenigsten, in die Politik einzusteigen.
Rechte Unterstützung in Mitte-Links-Hochburg
Dessen ungeachtet ist Schmidts Kandidatur politisch brisant: Der gebürtige Deutsche wird von den Parteien der rechten Regierung Giorgia Meloni unterstützt - in einer Stadt, die seit Jahrzehnten eine Hochburg des italienischen Mitte-Links-Lagers ist. Sollte der ehemalige Uffizien-Chef die Machtverhältnisse im bislang roten Florenz kippen, wäre dies ein politisches Erdbeben von landesweiter Bedeutung.
Schmidt kündigt an, eines seiner Hauptwahlkampfthemen werde der Kampf für mehr Sicherheit in der Renaissancestadt sein. "Die Stadt leidet unter einer gestiegenen Kriminalität", beklagt der Bürgermeisteranwärter. Vor allem der Stadtpark am Fluss Arno, die Cascinen, sei "zu einem Zentrum des internationalen Drogenhandels geworden". Es gehe nun darum, "die Sicherheit und die öffentliche Ordnung wieder herzustellen".
Außerdem will Schmidt etwas dagegen tun, dass viele Florentinerinnen und Florentiner sich das Wohnen im historischen Zentrum der Stadt nicht mehr leisten können.
Das Rathaus Palazzo Vecchio (links) an der Piazza della Signoria in Florenz - der Arbeitsplatz des aktuellen sowie künftigen Bürgermeisters.
Wie stehen seine Chancen?
Die Chancen, dass Schmidt eine politische Überraschung gelingt, stehen nicht schlecht. Der ehemalige Uffizien-Chef ist der bislang bekannteste Kandidat. Ihm spielt zudem in die Karten, dass die Konkurrenz heillos zerstritten ist. Aus dem Mitte-Links-Lager treten bislang vier Kandidatinnen und Kandidaten an, in Kürze soll ein Fünfter dazukommen.
Von keinem seiner Konkurrenten, bemerkt Schmidt süffisant, gebe es bislang ein Programm. Es bestehe die Gefahr, dass in Florenz weiter auf Sicht gefahren wird und "keine Vision für die Stadt entsteht".
Schmidt froh über Unterstützung der Meloni-Koalition
Über sein eigenes politisches Profil sagt Schmidt: Er sei "ganz bestimmt ein Mann der Mitte". Ihm sei wichtig, als "parteiloser, unabhängiger Kandidat" für Florenz anzutreten. Dem Kunsthistoriker ist anzumerken, dass er nicht in die rechte Ecke gestellt werden möchte - obwohl die politisch gewichtigste Unterstützung für ihn aus dem Meloni-Lager kommt.
Darauf angesprochen, formuliert Schmidt: "Ich bin sehr froh, dass ich Unterstützung gefunden habe von Parteien der Mitte, des Mitte-Rechts-Bündnisses, das jetzt in Rom an der Regierung ist." Seiner Meinung nach, ergänzt Schmidt, sei es falsch, Melonis Partei Brüder Italiens als "rechtsaußen" zu beschrieben. Die Partei habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr zur Mitte geöffnet.
Dass sich Schmidt mit Unterstützung der Meloni-Koalition zum Bürgermeister wählen lassen will, überraschte viele. Als Uffizien-Direktor arbeitete der Kunsthistoriker eng mit dem damaligen linken Kulturminister Franceschini zusammen. In Florenz aber geriet der umtriebige Schmidt in den vergangenen Jahren mehrfach mit dem dortigen linken Bürgermeister Dario Nardella aneinander. Nun will er dessen Nachfolge antreten - und seine Entscheidung in erster Linie als lokale Kandidatur für ein besseres Florenz verstanden wissen.
"Stärkt den gemeinschaftlichen Geist Europas"
Im Regierungslager in Rom zieht man den Horizont weiter und ist stolz auf den gebürtigen Deutschen Schmidt und seine Kandidatur in Florenz. "Dies stärkt den gemeinschaftlichen Geist Europas", meint der Kulturminister und Meloni-Vertraute Gennaro Sangiuliano.
Um in Florenz antreten zu können, muss Schmidt seine derzeitige Tätigkeit als Direktor des Museums Capodimonte in Neapel, die er seit Anfang des Jahres innehat, für die Dauer des Wahlkampfes ruhen lassen. Diesen Schritt, kündigte Schmidt an, werde er mehr als 45 Tage vor dem Wahltag tun, so wie vom Gesetz vorgeschrieben.