Nahost-Krieg Erdogan vergleicht Netanyahu mit Hitler
Der türkische Präsident Erdogan hat Israels Regierungschef Netanyahu für das Vorgehen in Gaza angegriffen und ihn mit Hitler verglichen. Kritik äußerte Erdogan auch an Deutschland. Netanyahu reagierte scharf auf den Vergleich.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Hamas in Gaza mit Adolf Hitler verglichen.
"Wir haben Israels Nazilager in Stadien gesehen, nicht wahr? Was ist das? Wie unterscheidet ihr euch von Hitler?" sagte Erdogan bei einer Verleihung von Wissenschaftspreisen in Ankara. Er erläuterte nicht, was er genau meinte, allerdings kursierten in sozialen Medien in den vergangenen Tagen Videos von palästinensischen Gefangenen, die in einem Stadion im Gazastreifen festgehalten wurden.
Kritik auch an Deutschland
"Gibt es irgendetwas, das Netanyahu weniger getan hat als Hitler? Nein", so Erdogan weiter. Der türkische Staatschef bemängelte zudem, dass aus Deutschland keine Verurteilung Netanyahus für die vielen zivilen Opfer im Gazastreifen komme. "Ich sage das ganz klar, schauen Sie: Deutschland zahlt auch heute noch den Preis für das, was Hitler getan hat. Deshalb schweigt Deutschland, es hat seinen Kopf gesenkt."
Erdogan kritisiert auch USA scharf
Erdogan, als Staatschef eines NATO-Landes eigentlich ein Verbündeter der USA, kritisierte zudem erneut die US-Unterstützung für Israel. Mit der Hilfe aus Washington habe die Regierung von Netanyahu mehr als 20.000 Palästinenser im Gazastreifen töten können, sagte er. Zuvor hatte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober mindestens 21.110 Menschen getötet worden seien. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Erdogan ist ein entschiedener Unterstützer der Palästinenser. Er weigert sich, die islamistische Hamas als terroristisch einzustufen und greift Netanyahu immer wieder scharf verbal an. Er hatte ihn zum Beispiel auch als "Schlächter von Gaza" bezeichnet. Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas nannte Erdogan hingegen eine "Befreiungsgruppe".
Netanyahu weist Hitler-Vergleich zurück
Die Reaktion aus Israel kam prompt. Israels Ministerpräsident Netanyahu wies den vom Erdogan hergestellten Hitler-Vergleich scharf zurück. "Erdogan, der Genozid an den Kurden begeht, der einen Weltrekord bei der Inhaftierung von Journalisten hält, die sich seiner Herrschaft entgegenstellen, ist der Letzte, der uns Moralpredigten halten kann", erklärte Netanyahu.
Israels Armee kämpfe im Gazastreifen gegen die "abscheulichste und brutalste Terrororganisation der Welt": Die Hamas habe "Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen", so Netanyahu weiter.
Auch Israels Präsident Izchak Herzog trat Erdogans Äußerungen entschieden entgegen. "Seine Worte sind für jeden Juden auf der ganzen Welt zutiefst beleidigend", sagte er. Erdogan habe das Andenken an Millionen Juden verletzt, die von den Nazis ermordet wurden.
Hamas-Überfall am 7. Oktober
Der jüngste Krieg in Nahost hatte am 7. Oktober mit dem beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel begonnen. Hunderte Hamas-Terroristen waren nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Nach israelischen Angaben wurden etwa 1.140 Menschen getötet und 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf die Hamas-Attacke greift Israel seither massiv den Gazastreifen an.