Netanyahu zum Krieg gegen die Hamas "Wir machen bis zum Ende weiter"
Israels Premier Netanyahu will den Krieg gegen die Hamas "bis zum Ende" führen, Hamas-Chef Hanija nennt das eine "Fata Morgana". Während sich beide Lager siegessicher zeigen, droht das Schicksal der Geiseln in den Hintergrund zu treten.
Er hatte sich schon seit Wochen nicht mehr zu Wort gemeldet. Ismail Hanija, der oberste Chef der Hamas, der seit Jahren schon in Doha in Katar residiert. Dort, wo er sich sicher fühlt, dass ihn der israelische Geheimdienst nicht liquidiert.
Nun hat er reagiert - auf die Meldungen israelischer Politiker und Militärs, dass die Hamas kurz vor ihrer Zerschlagung stehe. Dass der Gazastreifen militärisch bald unter der Kontrolle Israels sei. Hanijas Antwort: Die Hamas wird im Gazastreifen auch künftig eine Macht darstellen. "Ich sage, dass jede Wette auf Vereinbarungen in Gaza oder auf die palästinensische Sache im Allgemeinen ohne die Hamas und ohne die Widerstandsgruppen eine Illusion und eine Fata Morgana sind", so der Hamas-Chef.
"Wir gehen bis zum Ende, bis zum Sieg"
Ähnlich deutliche Worte von Israels Premier Benjamin Netanyahu. Auch er lässt keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit und an der seiner Militärs: "Wir machen bis zum Ende weiter", so der Regierungschef. Darin bestehe kein Zweifel. "Nichts kann uns aufhalten. Wir gehen bis zum Ende, bis zum Sieg." Das verkündet er publikumswirksam in einer Videobotschaft, die ihn zeigt, wie er per Funk mit Kommandeuren im Gazastreifen spricht.
Noch am Abend zuvor war der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, mit seinem Vorschlag gescheitert, in Katar eine neue Feuerpause zu verhandeln und damit möglicherweise weitere Geiseln freizubekommen. Das Kriegskabinett unter der Führung Netanyahus habe diesen Vorschlag zurückgewiesen, hieß es in den Medien.
Rückt das Schicksal der Geiseln in den Hintergrund?
Bestürzung bei den Angehörigen der verschleppten Geiseln. Sie fordern von der Regierung, die Verhandlungen über eine Feuerpause und eine Freilassung der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln wieder aufzunehmen. Auch der frühere Premierminister Jair Lapid verlangt von Netanyahu, dass dieser das Schicksal der Geiseln mehr in den Vordergrund rückt: "Die Angehörigen haben das Gefühl, dass sie nicht mehr ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Und genau das darf nicht passieren. Sie müssen wichtig bleiben", so Lapid. Es sei in Ordnung zu sagen, dass man bis zum Sieg weitermachen wird, aber dieser Sieg beinhalte auch die Rückkehr der Geiseln.
Aufgeschreckt werden die Angehörigen der Geiseln durch Medienmeldungen, wonach das Militär damit begonnen habe, die ersten Tunnelanlagen der Hamas im Gazastreifen zu fluten. Sie fürchten um das Leben der Verschleppten, die möglicherweise in den Tunneln gefangen gehalten werden.
Regierungssprecher Eylon Levy wollte das nicht bestätigen. Im US-Sender CNN versucht er aber, den Angehörigen die Angst zu nehmen: "Ich kann mich nicht dazu äußern, wie unsere Soldaten diese Tunnel konkret zerstören, aber wir werden natürlich auf der Grundlage präziser Geheimdienstinformationen vorgehen", sagte Levy. Man werde nichts tun, um den Geiseln Schaden zuzufügen. "Eine zentrale Aufgabe ist es, die Geiseln wohlbehalten nach Hause zu bringen."
Viele der Angehörigen haben indes das Gefühl, dass dieses Kriegsziel nicht mehr Priorität hat.