Besuch in Tel Aviv Biden verspricht Israel Beistand
Nach der Explosion in einem Krankenhaus in Gaza haben die Bemühungen um eine Deeskalation einen schweren Rückschlag erlitten. Bei seinem Nahost-Besuch wollte US-Präsident Biden vermitteln, doch es lief anders als geplant.
Ausgebrannte Autowracks stehen auf dem Parkplatz des Ahli Arab Krankenhauses in Gaza-Stadt. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Asche und Blut den Boden bedecken. Einige Pflastersteine sind aufgewühlt. Die Dachziegel eines Vordachs liegen quer. Das Krankenhaus selbst und die umliegenden Häuser wirken von außen unbeschädigt.
Mohammad al-Naqa arbeitet hier als Arzt. "Etwa 3.000 Menschen hatten hier Schutz gesucht", sagt er. "Gegen halb sieben wurde das Krankenhaus ohne Vorwarnung angegriffen. Wir wissen nicht, was es war. Aber wir haben die Folgen gesehen - schwer verletzte Kinder."
Die von der Hamas kontrollierten Behörden in Gaza sprechen von 471 Toten und 314 Verletzten. Sie nennen es ein "Massaker".
Zwei Versionen des Hergangs
Nach wie vor gibt es zwei Versionen davon, was gestern Abend passiert ist. Die Terrororganisation Hamas spricht von einem israelischen Luftangriff. Belege legt sie dafür nicht vor.
Anders die israelische Armee. Sie präsentiert Radaraufzeichnungen, Luftbilder und verweist auf ein abgehörtes Telefonat von Hamas-Mitgliedern, in dem von einer fehlgeleiteten Rakete die Rede gewesen sein soll. Unabhängig überprüfen lässt sich das alles nicht.
US-Präsident Joe Biden formuliert es salopp, wen er für den Tod vieler Menschen verantwortlich macht. Zum Auftakt seines Treffens mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte er, es sehe so aus, als sei es "das andere Team gewesen". Das andere Team - damit meint Biden die militanten Palästinenser. Später schiebt er nach, dass sich seine Aussage auf Daten des US-Verteidigungsministeriums stütze.
"Ihr seid nicht alleine"
Biden wollte im Nahen Osten vermitteln, wollte auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas treffen. Doch der sagte das für morgen in Jordanien geplante Treffen nach der Explosion am Krankenhaus in Gaza schnell ab. Biden ist also nur in Israel.
In einem Hotel in Tel Aviv trifft er Netanyahu und dessen Notstandsregierung. Er versichert den Menschen in Israel seine Solidarität - und gibt ein Schutzversprechen:
Wir sind stark und geschlossen. Ich will euch sagen: Ihr seid nicht alleine. Die Vereinigten Staaten sind an eurer Seite, um die Freiheit zu verteidigen, Gerechtigkeit anzustreben und Frieden zu unterstützten. Heute, morgen und immer - wir versprechen es euch.
Netanyahu spricht von doppelten Kriegsverbrechen
Benjamin Netanyahu nickt Biden dankbar zu. In seinem kurzen Statement wirft der israelische Ministerpräsident den radikalen Palästinensern doppelte Kriegsverbrechen vor: Sie schießen laut Netanyahu nicht nur Raketen auf Zivilisten in Israel, sondern sie verstecken sich auch hinter der Zivilbevölkerung in Gaza.
"Hamas ist verantwortlich und solle zur Rechenschaft gezogen werden für allen Opfer. Wir haben es gestern gesehen als eine fehlgeleitete Rakete von palästinensischen Terroristen an einem palästinensischen Krankenhaus eingeschlagen ist", so der Premierminister. Israel werde alles tun, die Zivilbevölkerung zu schützen und die Geiseln der Terrororganisation zu befreien.
Hamas rufen zu Protesten auf
Die weist auch heute jede Verantwortung für den Angriff auf das Krankenhaus in Gaza-Stadt zurück. Osama Hamdan vom politischen Büro der Hamas im Libanon sagte: "Wir machen die US-Regierung und die westlichen Länder, die Israel unterstützen, verantwortlich für die Massaker und den Genozid - der, den die Besatzer gegen unsere Menschen in Gaza verüben sowie das Massaker am Krankenhaus."
Die Hamas rief die Palästinenser im Westjordanland und in Israel auf, ihre Proteste auszuweiten. Die Absage des Treffens in Jordanien begrüßte sie.
Unabhängig von der Frage, wer für den Tod der Menschen am Krankenhaus verantwortlich ist - alle Bemühungen zu einer Deeskalation haben einen schweren Rückschlag erlitten.