Krieg im Gazastreifen Gantz fordert längere Waffenruhe
Seit der UN-Resolution für eine Waffenruhe im Gazastreifen hat sich nicht viel getan. US-Präsident Biden will weiter Druck machen, die israelische Opposition verlangt von Premier Netanyahu schnelles Handeln.
Es bleibt still um die israelische Regierung. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat sich seit der Resolution des UN-Sicherheitsrates für eine Waffenruhe in Gaza nicht offiziell geäußert - auch nicht, nachdem die Hamas weitere Forderungen wie einen kompletten Truppenabzug innerhalb einer Woche gestellt hatte.
Inoffiziell ließ Jerusalem verlauten, man werde keine Änderungen des Vorschlags der US-Regierung diskutieren. Just in dem Moment schaltet sich wieder Benny Gantz in die Debatte ein. Gerade war der Oppositionspolitiker aus dem Kriegskabinett und aus der Einheitsregierung zurückgetreten.
Im israelischen Fernsehen griff Gantz Netanyahu erneut an. "Es müssen große Entscheidungen gefällt werde", sagte Gantz. "Netanyahu ist unter dem politischen Druck bewegungsunfähig geworden, sodass er sich nicht traut, das zu entscheiden, von dem er weiß, dass es getan werden muss."
Gantz hält ein bis zwei Jahre Waffenruhe für notwendig
Israel müsse den Preis einer ein bis zwei Jahre langen Waffenruhe in Gaza zahlen, damit alle Geiseln freikommen, so der Politiker. Israel werde dennoch das in Gaza tun, was getan werden müsse. Jetzt aber müsse alles in Bewegung gesetzt werden, um die Geiseln zu retten.
Von den mutmaßlich 120 noch Verschleppten sollen viele nicht mehr am Leben sein. Auf die Frage, ob er etwas über das Schicksal der Familie Bibas aus Nir Oz wisse, die mit Baby und vierjährigem Sohn entführt wurde, sagte Gantz, er glaube, er wisse Bescheid.
Die Öffentlichkeit erfahre davon aber, "wenn die richtige Zeit gekommen ist. Jetzt sollten wir alles daran setzen, alle zurück zu bringen. Dies ist eine schreckliche menschliche Katastrophe und die Bibas-Familie ist in gewisser Weise zum schmerzhaften Symbol dieses Krieges geworden".
Horrorgeschichten aus der Gefangenschaft
Die Eltern einer der jetzt geretteten Geiseln berichten derweil in Interviews von den Bedingungen der Geiselhaft ihres 27-jährigen Sohnes Andrey Kozlov. "Eine der Geschichten, die er uns erzählt hat, ist, dass ihm ein Hamaswächter gezeigt hat, dass er ihn filmen und vor der Kamera töten will, um es der ganzen Welt zu zeigen", erzählt Vater Mikhail Kozlov. "Er sagte, es passiert nicht jetzt, aber morgen, dann ist er gegangen." Auch sei sein Sohn monatelang an Armen und Beinen gefesselt gewesen.
Während immer mehr Horrorgeschichten aus der Gefangenschaft nach außen dringen, kostet Israels Premier die einzige Erfolgsmeldung seit Langem aus: die Rettung der vier Geiseln am vergangenen Wochenende. Netanyahu besuchte die Spezialeinheit der Polizei, die die Geiseln lebend aus Gaza befreit hatte. "Sie haben gezeigt, dass wir bereit sind, alles zu tun, um unsere Geiseln zu retten", sagte er. "Der gleiche Heldenmut, die Zielsicherheit und Hingabe wird uns bei unserer Mission helfen, unsere Feinde im Süden und im Norden zu schlagen."
Netanyahu schweigt weiter zu Waffenruhe
Zu Verhandlungen über eine Waffenruhe sagte Netanyahu nichts. Deutlicher wurde bislang nur US-Präsident Joe Biden selbst. Auf dem Treffen der G7-Staaten in Italien sagte er, das, woran es gerade am meisten hake, sei die Hamas, die sich weigere, die Vereinbarung zu unterschreiben, obwohl sie etwas Ähnliches wolle. Er werde weiter Druck machen, so Biden.
Derweil beschuldigt die Hamas Israel, nicht auf das Angebot einzugehen. Ein Sprecher der Terrororganisation sagte, man wisse nicht, wie viele der etwa 120 Geiseln, die in Gaza vermutet werden, noch leben. Ob das wirklich der Fall ist, wird in den israelischen Medien bezweifelt.