Befreiung von vier Hamas-Geiseln Nach acht Monaten endlich in Sicherheit
In Israel wird auf den Straßen gefeiert: Nach acht Monaten konnte die israelische Armee vier Hamas-Geiseln befreien. Der Einsatz mit Hunderten Soldaten wurde offenbar wochenlang geplant. Die Hamas meldet viele Tote.
Selbst am Strand von Tel Aviv herrscht riesige Freude, als der Bademeister die Nachricht von der Geisel-Befreiung über den Lautsprecher verkündet. Die israelische Botschaft in Deutschland teilte das Video auf der Plattform X.
Vor dem Haus des 22-jährigen Almog Meir Jan in Or Yehuda gab es da schon Freudentänze.
Daniel Hagari, der Sprecher der israelischen Streitkräfte, verkündete die gute Nachricht in einem Statement, zuerst auf Hebräisch, dann aber auch auf Englisch für ein internationales Publikum. "Heute morgen um 11 Uhr haben Spezialeinheiten eine komplexe Rettungsmission durchgeführt und vier Geiseln befreit aus der Hamas-Gefangenschaft in Gaza: Noa Argamani, Almog Meir Jan, Shlomi Ziv und Andrej Kozlov."
Viele Tote - darunter offenbar auch Zivilisten
Die Befreiung war nach israelischen Militärangaben in Nuseirat gelungen, im mittleren Teil des Gazastreifens. Dort hatte es in den letzten Tagen immer wieder Luftangriffe gegeben, aber auch Kämpfe mit Bodentruppen.
Lokale Beobachter haben dem ARD-Studio Tel Aviv berichtet, dass die Kämpfe in der vergangenen Nacht nochmals heftiger geworden seien und dass es verstärkten israelischen Beschuss aus der Luft und durch Artillerie gegeben habe. Die israelischen Streitkräfte hatten in den letzten Tagen in der Gegend nach eigenen Angaben Dutzende bewaffnete Kämpfer getötet, es gab aber auch zivile Opfer.
Nach Angriffen der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Nuseirat sowie die Stadt Deir al-Balah haben Mediziner im Gazastreifen mindestens 50 Tote und mindestens 24 Verletzte gemeldet. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf die Hamas-Verwaltung gar von 210 Toten. Es ist bislang unklar, ob die Menschen bei den Einsätzen der Armee zur Rettung der Geiseln ums Leben kamen.
Die Versorgung der Verletzten gestaltet sich nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums schwierig. Das örtliche Krankenhaus verfügt demnach nur noch über einen einzigen Stromgenerator. Viele der Verletzten mussten vor dem Gebäude auf der Straße ausharren.
Befreite Geiseln sind offenbar bei guter Gesundheit
Für die Öffentlichkeit in Israel steht aber natürlich die Befreiung der vier Geiseln im Mittelpunkt. "Noa, Almog, Andrej und Shlomi wurden nach 246 Tagen aus der Hamas-Gefangenschaft befreit, nachdem sie am 7. Oktober brutal auf dem Nova-Musikfestival gekidnappt wurden", sagt Militärsprecher Hagari. "Das war eine hoch riskante, komplexe Mission, auf der Grundlage präziser Informationen, am helllichten Tag - in zwei verschiedenen Gebäuden, tief im Gazastreifen."
Die vier befreiten Geiseln, eine Frau und drei Männer sollen in einem guten Gesundheitszustand sein, wurden aber dennoch zunächst in ein Krankenhaus gebracht. In den sozialen Medien kursieren erste Bilder von ihnen.
Die befreite Noa Argamani wird im Krankenhaus von ihrem Vater begleitet.
Stillstand bei Verhandlungen über Waffenruhe
Insgesamt haben die israelischen Streitkräfte damit seit dem Beginn des Gaza-Kriegs bisher sieben von etwa 250 verschleppten Geiseln befreien können. Mehr als 100 waren Ende November und Anfang Dezember im Rahmen eines Geisel-Deals freigekommen. Drei Geiseln waren von israelischen Soldaten erschossen worden.
Nach Armeeangaben sollen noch 120 Geiseln in der Hand der Hamas und anderer Terrororganisationen im Gazastreifen sein. Mehr als 40 von ihnen sollen aber nicht mehr am Leben sein, die Zahl der Toten könnte aber noch höher sein.
Die Verhandlungen über eine Feuerpause und eine Freilassung weiterer Geiseln waren zuletzt wieder ins Stocken geraten. Israel verfolgt weiterhin das Ziel, die Hamas im Gazastreifen zu zerschlagen - die Hamas besteht auf einem Ende der Kämpfe und einem Rückzug der israelischen Truppen. Von beidem kann zurzeit keine Rede sein.