Angebliche Mossad-Kontakte Vier Menschen im Iran hingerichtet
Im Iran sind vier Menschen hingerichtet worden. Angeblich sollen sie mit dem israelischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben - laut Menschenrechtlern handelte es sich hingegen um politische Gefangene.
Irans Justiz hat vier Angehörige der kurdischen Minderheit nach Sabotagevorwürfen hinrichten lassen. Ihnen wurde unter anderem Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst Mossad des Erzfeindes Israel vorgeworfen. Drei Männer und eine Frau seien in der Provinz West-Aserbaidschan exekutiert worden, berichtete das Justizportal Misan. Irans Sicherheitsdienste hatten die Gruppe bereits Ende Oktober 2022 festgenommen.
Die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtete ebenfalls über die Exekutionen im Gefängnis der Stadt Urmia. Ihren Informationen zufolge handelte es sich um politische Gefangene. Die Aktivisten verurteilten die Exekutionen scharf.
Vorwurf von Sabotageaktionen
Laut Misan, das als Sprachrohr der iranischen Justiz gilt, waren die vier Teil einer Gruppe von zehn Angeklagten. Ihnen wurde zur Last gelegt, mit Sabotageaktionen die nationale Sicherheit gefährdet zu haben. Zum Zeitpunkt der Festnahme demonstrierten Tausende gegen das islamische Herrschaftssystem. Die Proteste, ausgelöst vom Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini, wurden gewaltsam niedergeschlagen. Daraufhin wurden auch Todesurteile verhängt. Aktivisten kritisierten die Urteile als politisch motiviert.
Dem Bericht von Misan zufolge wurden auch mehrere andere Verdächtige, die mit derselben Gruppe zusammenarbeiteten, zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Details wurden nicht genannt.
Im Dezember war bereits ein Mann in der südostiranischen Provinz Sistan-Belutschistan unter ähnlichen Vorwürfen exekutiert worden. Der Iran wirft Israel seit Langem vor, das Atomprogramm der Islamischen Republik zu sabotieren. So beschuldigt die Teheraner Führung Israel, für Angriffe auf Nuklearanlagen und Morde an Atomwissenschaftlern verantwortlich zu sein. Israel hat die Anschuldigungen bisher weder zurückgewiesen noch eine Verwicklung zugegeben.
Bereits mehr als 700 Hinrichtungen
Menschenrechtsaktivisten kritisieren die Praxis der Todesstrafe im Iran seit Jahrzehnten. Ihren Erkenntnissen nach ließ die Justiz der Islamischen Republik 2023 deutlich mehr Menschen hinrichten als in den Jahren zuvor. Offizielle Zahlen zu den Hinrichtungen gibt es nicht. Laut einem Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation HRANA wurden in diesem Jahr etwa 750 Menschen exekutiert. Im vergangenen Jahr waren es mindestens 582 Todesurteile.